Wenn Reiter und Jäger zur Abendstunde am Waldrand aufeinander treffen, fallen zwar selten Schüsse, aber oft die Stimmungsbarometer. Meist deswegen, weil Der auf dem Pferd, die Beweggründe Dessen, der auf dem Hochsitz hockt, nicht versteht und umgekehrt.
„Unnötig“, dachten sich Daniel Bröder und Silke Dehe, und brachten am Reiterstammtisch Jammertal in ihrem Vortrag „Pferd und Jagd“ etwas Licht ins Dunkel der Grünrockpassion. Als Jäger mit Reitambitionen oder Reiterin mit Jagdschein kennen Daniel und Silke die Passion beider Seiten – und haben sich zum Ziel gesetzt, zu ordnen, was Recht ist und herauszufinden, wie Jäger und Reiter besser miteinander klarkommen können. Abhilfe bei Streit schafft schon, wenn Reiter sicher wissen, wo sie reiten dürfen – und dass es ein freiwilliges Entgegenkommen ist, wenn sie sich beim Ausritt auf das Tageslicht beschränken. Viele Verbotsschilder sperren Wege, ohne dass es hierfür eine rechtskräftige Gesetzesgrundlage gäbe – es kann sich lohnen, bei den zuständigen Behörden nachzuhaken.
Auch ist vielen Pferdehaltern nicht bekannt, dass sie als Eigentümer von bejagbaren Flächen automatisch Mitglied in einer Jagdgenossenschaft sind. Als solche können sie Einfluss auf den Jagdpächter ausüben und sogar darüber mitbestimmen, wofür die Jagdpachteinnahmen ausgegeben werden. Das Wild – und damit der Revierpächter profitiert von Pferdehaltern gleich doppelt: auf Pferdeweiden können Rehwild, Hasen oder Bodenbrüter anders als in intensiv bewirtschaftetem Grünland heute noch überleben. Außerdem nutzen Pferdehalter spätgemähtes Heu. Anders als in Vielschnitt-Silageflächen können Kitze und anderes Jungwild in solch spät geernteten Flächen ungestört aufwachsen.
Doch wer Kinderstuben-Wiesen betreut, trägt auch Verantwortung. Eine gute Kommunikation zwischen Jäger und Pferdehalter sorgt vor dem Mähbeginn dafür, dass Kitze und anderes Getier rechtzeitig vergrämt werden können und nicht unters Messer kommen. Wie Jäger für den Schutz der Jungtiere sorgen und welche technischen Möglichkeiten es heute dafür gibt, stellte Daniel vor.In Sachen Zäune können wohl beide Seiten lernen: Während Jäger beim Einzäunen von Maisäckern oft vergessen, dazwischenliegende Wege mit Toren zu versehen, so können von Pferdehaltern ungenutzte Elektrozäune abgebaut oder zumindest fest gespannt und regelmäßig kontrolliert werden, damit sich gehörntes Wild nicht darin verfängt oder zumindest befreit werden kann. Dass Zäune Äcker schützen, liegt daran, dass Jäger Landwirten den Schaden zahlen müssen, den die Schwarzkittel anrichten. Oft ist eine Bejagung schon allein wegen der Flächengröße oder Ortsnähe - und damit der Gefahr für andere Naturnutzer nicht möglich. Zum Ausgleich verpflichtet ist der Jäger auch bei Schäden im Grünland, wenn Wildschweine etwa die Wiese zerwühlen...
Bei der Anlage von Hecken ist hingegen Zusammenarbeit denkbar; wer im Außenbereich nicht privilegiert ist, hat für den Witterungsschutz der Pferde meist keine andere Wahl, als eine Hecke zu pflanzen. Sie ist auch für Wildtiere ein Gewinn, denn sie bietet in der ausgeräumten Landschaft Deckung und Futter gleichermaßen. So profitieren neben den Pferden auch Igel, Vögel, Hasen oder Rebhühner. Eine Gemeinschaftshecke von Jäger und Pferdehalter kann Kräfte und Ressourcen sparen und die Zusammenarbeit verbessern.
Fotos: Daniel Bröder und Heike Kirst