Einigen Reitern nimmt die Angst die Freiheit die Zeit mit ihren Pferden zu genießen. Oft spielt sich diese Angst eher im Kopf des Reiters / der Reiterin ab. Aber, ist manchem Reiter seine Angst vielleicht auch manchmal ganz lieb und teuer? Eine interessante Frage!Junge fällt von Amigo

Für Angst gibt es Lösungen – manchmal auch ganz einfache. Einen Lösungsweg zeigt uns unsere VFD-Übungsleiterin Verena Eckert aus München auf. Sie ist Juristin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie gibt Kurse im Mentaltraining für Reiter und spezielle Kurse für ängstliche Reiter. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Angst ist ein sinnvolles Gefühl, denn es warnt uns vor Gefahren und schärft die Sinne, um die Gefahr so schnell wie möglich erkennen und ihr entkommen zu können. Diese Erkenntnis hilft dem ängstlichen Reiter allerdings nicht wirklich weiter.
Denn der gelbe Sack am Straßenrand zum Beispiel ist zumindest nach allgemeiner Ansicht nicht wirklich gefährlich.

Angst nimmt dem Reiter die Freiheit

Gesicherte Erkenntnisse über die Gefährlichkeit von Monsterecken auf dem Reitplatz gibt es nach meinem Wissensstand nicht. Und trotzdem gibt es Monsterecken, die je nach Jahreszeit und Tagesform mehr oder weniger Angst erregend sind. Und am Gelber-Sack-Tag bleibt der eine oder andere Reiter mit seinem Pferd doch lieber zu Hause.
Wenn die Angst dem Reiter die Freiheit nimmt, so zu reiten, wie er das eigentlich möchte, dann bieten verschiedene Übungen aus dem Mentaltraining eine Möglichkeit, dieser Angst zu begegnen und sie langsam abzubauen. Auch hier sind die Vorgehensweisen so individuell wie die persönliche Geschichte von Mensch und Pferd. Daher möchte ich wieder nur einige kleine Ideen vorstellen, die sich in meinen Kursen sehr bewährt haben. Meine Angstreaktion hat einen guten Grund: Sie will mich schützen – denn wenn ich nicht in die Monsterecke reite, kann mein Pferd dort nicht scheuen.

Auch Reiter können neu lernen

Aber würde mein Pferd dort eigentlich scheuen? Das weiß ich nicht, denn die Angst ist da, seit früher mal ein Pferd dort gescheut hat. Ich habe dabei gelernt, diese Ecke besser zu meiden. Doch was ich gelernt habe, kann ich wieder umlernen, auch wenn das einige Zeit dauert. Ich muss mir nun die Chance geben, zu lernen, warum es keinen Grund gibt, dass mein Pferd in dieser Ecke scheuen sollte.

Los geht es: Ich führe durch die Ecke. Ich mache genau dort Bodenarbeit. Wenn all das klappt, bitte ich einen zweiten Reiter, neben mir zu reiten, und er geht in dieser Ecke außen. Irgendwann geht er innen, dann vor mir, dann hinter mir. Und spätestens wenn das klappt – und wir reden hier von einer Reihe an Trainingseinheiten –, spätestens dann habe ich die Nase voll von dem ganzen Getue um diese blöde Ecke und will einfach nur ganz normal dort entlang reiten. Ich habe gelernt, dass es keinen zwingenden Zusammenhang zwischen der Ecke und Scheuen des Pferdes gibt. Umlernen erfolgreich!

Die Frage nach dem Angstgewinn

Was haben Sie davon, dass diese Angst da ist? Welchen Vorteil bringt sie Ihnen?
Diese Frage löst in meinen Kursen stets zunächst Verwirrung und dann tiefes Grübeln aus, denn den meisten ängstlichen Reitern bringt ihre Angst durchaus auch Vorteile, die man sich einmal bewusst machen sollte. Sei es die Unterstützung der Gruppe bei eher lästigen Arbeiten, sei es das Vorrecht auf das bravste und unkomplizierteste Pferd im Stall oder einfach nur die besondere Zuneigung eines bestimmten Menschen. Vielleicht drücken Sie sich so auch vor etwas, was Sie eh nicht möchten.
Was aber wäre denn anders, wenn die Angst weg wäre? Und wäre dieses andere überhaupt das, was Sie wollen?
Wenn Sie die beiden Alternativen nun vergleichen, würden Sie die Angst dann vielleicht doch lieber behalten?
Seien Sie einmal ehrlich zu sich selbst; es ist absolut nicht nötig, dass andere die Ergebnisse Ihrer Überlegungen hören.
Aber ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass die Angst deutlich schwächer wird, sobald ihr Zweck klar ist. Auch wenn Sie sie jetzt vielleicht lieber behalten hätten.

 

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