Im Frühsommer, wenn es endlich wärmer wird und alles schön grünt und blüht, wird die Freude über diese schöne Jahreszeit bei Allergikern leider getrübt. Ständig läuft die Nase, die Augen schwellen an und alles juckt. Auch unsere vierbeinigen Freunde werden nicht verschont. Immer mehr leiden unter den Symptomen einer Allergie. Bei unseren Pferden stehen allergische Lungenerkrankungen und das sogenannte „Sommerekzem“ im Vordergrund. Durch eine allergische Reaktion kommt es zu vermehrter Schleimsekretion im Atemtrakt und die glatte Muskulatur der Bronchien kontrahiert, so dass deren Lumen verengt wird. Die betroffenen Pferde husten und geraten oft auch in Atemnot. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, so kommt es zu Veränderungen der Lunge: chronische Entzündung der Bronchiolen mit Verdickung der Schleimhaut und Schwellung der Schleimdrüsen. Dies kann zu einer Verteilungsstörung der Atemgase in der Lunge und damit zu einer teilweisen Sauerstoffarmut der Arterien führen, was zur Folge haben kann, dass sich die Gefäße zusammenziehen und dadurch ein Überdruck in der Lunge entsteht. Der Überdruck in der Lunge kann zu einer Vergrößerung des rechten Herzens führen. Bei chronischer Erkrankung kann es durch den erhöhten Atemwegswiderstand zur Ausbildung eines Lungenemphysems mit Verlust von Lungengewebe (Dämpfigkeit) kommen.
Im akuten Zustand müssen Medikamente verabreicht werden, die die Muskulatur der Bronchien entspannen und schleimlösend wirken. Oft ist auch eine Kortisongabe unabdingbar, um die überschießende Reaktion des Immunsystems einzudämmen.
Nicht nur beim Islandpferd, sondern auch bei anderen Pferderassen spielt das Sommerekzem, eine Allergie gegen den Speichel der blutsaugenden Culicoides spp. („Kriebelmücken“), eine wichtige Rolle. Aufstallung während der Flugzeit der Insekten oder die Verwendung einer „Ekzemerdecke“ stellen hierbei das Mittel der Wahl da. Bei weniger schlimmen Fällen kann auch die Verwendung eines Repellents ausreichend sein.
Eine weitere häufige Form der Allergie beim Pferd ist die Kontaktallergie. Hierbei kommt es zu plötzlichen Hautveränderungen, wie etwa „Ausschlag“. Wenn möglich, sollte der Auslöser herausgefunden und ein wiederholter Kontakt vermieden werden. Betrifft die Hautveränderung nur einen kleinen Bereich, kann abgewartet werden. Meist ist schon nach wenigen Stunden nichts mehr zu sehen. Sind größere Areale betroffen, sollte ein Tierarzt konsultiert werden.
Ist eine Allergie des Pferdes bekannt, kann präventiv gehandelt werden. An allererster Stelle steht bei allen Erkrankungen mit allergischer Ursache eine Vermeidung des Kontaktes von Patient und Allergen. Doch dies ist nicht immer (vollständig) möglich. Eine Behandlungsvariante besteht darin, eine sogenannte Hyposensibilisierung durchzuführen. Hierfür wird eine Blutprobe genommen und diese im Labor auf diverse Allergene getestet. Dann wird anhand der Testergebisse eine Injektionslösung mit speziellen Antigenen und patienteneigenem Serum hergestellt, welche nach einem bestimmten Schema injiziert wird.
Oft hilft eine Eigenbluttherapie. In meiner Praxis wende ich die Auto-Sanguis-Stufentherapie an, wobei patienteneigenes Blut mit homöopathischen und/oder organotherapeutischen Präparaten vermischt und anschließend injiziert wird. Zusätzlich bekommen Allergiepatienten Akupunktur, da ich mit dieser Kombination sehr gute Erfahrungen gemacht habe.
Die genannten Therapien sollten in der „allergiefreien Zeit“ stattfinden. Generell sollte immer darauf geachtet werden, dass das Pferd ausreichend mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt ist und eine Überversorgung mit Proteinen (Kraftfutter) vermieden wird, um den Stoffwechsel optimal zu unterstützen und die Organe (besonders die Leber) nicht zusätzlich zu belasten. Ein Freizeitpferd kommt bei moderater Belastung mit Gras (oder Heu) und Mineralfutter aus. Die zusätzliche Gabe von Kraftfutter ist in der Regel nicht nötig. Ganz im Gegenteil, oft ist es sogar notwendig, die Weide zu portionieren, um eine überhöhte Energiezufuhr zu vermeiden.
Auch diejenigen unserer vierbeinigen Freunde, die nicht an Allergien leiden, werden nicht gern von Insekten belästigt. Gegen die kleinen Stechmücken im Ohr hilft Ballistol gut. Man kann ein wenig von dem Öl auf eine ausgediente Zahnbürste geben und auf der Haut und den Haaren der inneren Seite des Ohres verteilen. Die repellente Wirkung hält bis zu vier Tagen. Auch das Zentrum von Fellwirbeln wird oft verstärkt von diesen „Stechern“ heimgesucht und kann mit Ballistol, welches zusätzlich pflegende Wirkung für die Haut besitzt, behandelt werden.
Ich hoffe, Sie und Ihr Pferd können die schöne Zeit genießen.