Dieser tolle Artikel ist immer noch genauso interessant wie 1994, als dieser in der Pferd & Freizeit erschienen ist. Wir haben ihn deshalb noch einmal für euch ins Netz gestellt. Einzig die technischen Errungenschaften haben sich seit damals ein „kleinwenig“ verändert - aber schaut selbst….
Viele von Euch tragen sich vielleicht mit dem Gedanken, im nächsten Jahr einen Wanderritt durchzuführen. Diese Art des Urlaubs mit unserem Freizeitpartner Pferd ist jedoch eine völlig neue und andere Art des Miteinanders als wir es täglich praktizieren. Die Eigenarten eines solchen Rittes im Unterschied zu unserem täglichen Ausritt daheim stellen hohe Anforderungen an unsere Kondition (und die des Pferdes), an die Vorbereitung und Planung und insbesondere an die Ausrüstung. In Vorbereitung auf die Prüfung zum VFD-Reiterpass haben Sabine Hoffmann und ich im August 1990 einen zweitägigen Wanderritt unternommen, von dessen Planung und Durchführung ich Euch im folgenden auszugsweise berichten möchte, ergänzt durch praktische Hinweise und Tipps.
Vorbereitung und Planung
Ein erstes Vorbereitungsgespräch erfolgte 14 Tage vor dem Ritt. Hierbei wurde das Ziel festgelegt und eine Streckenplanung zunächst mit einer Karte 1: 100.000 und anschließend der ungefähre Streckenverlauf anhand von topographischen Karten 1: 50.000 durchgeführt. Die Strecke wurde dabei so ausgewählt, dass ein landschaftlich schön zu reitender Weg mit einer Tagesstrecke von ca. 40 km in überwiegend ebenem Gelände zustande kam (Luftlinie x 1,4 = ungefähre Reitkilometer). Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde von uns das Quartier in einem am Zielort ansässigen Reitverein festgemacht. Dies erfolgte telefonisch, da die dortigen Verhältnisse bekannt waren. Ebenfalls erfolgte hier die Absprache über die Organisation und Verteilung der notwendigen Ausrüstungsgegenstände. Zu unserem Gepäck gehörten a) für jeden Reiter:
- Taschenmesser, - Ausweispapiere (für Reiter) und Impfpässe (für Pferd und Reiter)
- Geld (auch Kleingeld am Körper, z. B. Telefongroschen)
- Streichhölzer
- Stiefellampe, Taschenlampe - Papier und Bleistift
- Regenschutz
- Kartentasche
- Karten über den geplanten Streckenverlauf
- Schlafsack in regensicherer Hülle
- kleines Adress- und Telefonverzeichnis mit heimischer Kontaktadresse (Anmerkung: auch heute noch sinnvoll wenn das Handy versagt!)
- Hausarzt
- Haustierarzt und and. Tierärzten
- heimischen Hufschmied und and. Hufschmieden
- Putzzeug: Schwamm, Hufkratzer (griffbereit), Striegel und Kardätsche
- Verpflegung für Pferd und Reiter und feuchter Waschlappen im Plastikbeutel
- Getränke in Feldflaschen
- Sonnenbrille im stoßfesten Etui
- Bikini
– Papiertaschentücher
- Waschzeug und Toilettenartikel
- persönliche Medikamente
b) einmal in der Gruppe:
- Hufbeschlagswerkzeug: mit - Hufmesser - Raspel - Zange - Hammer - Hufnägel
- Kompass und Anschlusskarten und Textmarker
- Notapotheke für Pferd und Reiter: mit - Antiseptikum ("Betaisodona- Lösung") - alkoholhaltiges Desinfektionsmittel ("Kodan") keine Spraydosen da Explosionsgefahr bei Wärme oder Schlag - Mückensalbe - Augensalbe (cortisonfrei) - Mullbinden und Verbandmull in verschiedenen Größen - sterile Wundauflagen - Bandagen - Verbandpäckchen mit eingearbeiteter steriler Wundauflage - Dreiecktücher - Pflaster Leukoplast - Sicherheitsnadeln - stumpfe Schere
- Lederreparaturwerkzeug: mit 2 Ledernähnadeln - gewachstem Zwirn - vorgelochten Lederstückchen - Lederriemchen verschiedener Dicke
- Insektenschutzmittel für Pferd und Reiter
- Nivea-Creme
- Fotoapparat
- Toilettenpapier
- leichte Nylonseile, 6 m lang
Die Ausrüstung der Pferde bestand aus:
- Trachtensattel - als Sattelunterlage: 1 großes Anti-Dekubitusfell (wird in Krankenhäusern gegen Durchliegen verwendet), kombiniert mit einem - Woillach
- Doppelpacktaschen aus Leder, bzw. Nylon
- Mantelsack
- Bananentasche
- Zäumung: a) Funi: war auf Trense mit englischem Reithalfter gezäumt; Stallhalfter + Anbindestrick wurden separat mitgeführt (griffbereit) b) Bai: war mit einem Wanderreithalfter mit Olivenkopfgebiß gezäumt; Anbindestrick wurde separat mitgeführt (griffbereit)
Die Ausrüstung der Reiter bestand aus:
- üblicher Reithose
- Reithandschuhe
- bequemes, festes Laufschuhwerk
- Jacke, Pullover, TShirt (Zwiebelsystem)
- Mütze (als Sonnenschutz)
- Ersatzkleidung
- Gerte
Zur Gepäckverteilung bleibt zu sagen, dass wir die Packtaschen so bepackt haben, dass die Gewichtsverteilung rechts und links sich in etwa die Waage hielt, wobei auch auf die Gewichtserleichterung (Aufbrauchen von Futter und Verpflegung) im Laufe des Tages geachtet wurde. Außerdem wurde das Gepäck so verteilt, dass möglichst keine spitzen oder harten Gegenstände auf der Pferdeseite lagen. Zudem haben wir den gesamten Inhalt jeder Packtasche zusätzlich noch in Plastiktüten verstaut, um ein eventuelles Naßwerden bei Regen zu verhindern. Wichtige Gepäckstücke, wie z. B. Notapotheke oder Halfter, wurden griffbereit obenauf gepackt.
Das Anbringen des Gepäcks will gelernt sein und muss so erfolgen, dass weder Reiter noch Pferd gestört werden.
Bei einem zweiten Treffen wurde eine detaillierte Streckenplanung anhand von topographischen Karten 1 : 50.000 vorgenommen. Quartiere für die Mittagspause wurden bei der Streckenplanung bewusst noch nicht festgemacht und sollten erst vor Ort ausgewählt werden. Die Strecke wurde auf den Karten mit gelbem Textmarker gut sichtbar gekennzeichnet. Den daheimgebliebenen Angehörigen wurde eine Kopie der Karte mit eingezeichnetem Streckenverlauf hinterlegt. Wir vereinbarten mit dem quartiergebenden Reitverein eine ungefähre Ankunftszeit. Das Reittempo war folgendermaßen geplant: 50 Minuten Reiten, 10 Minuten Pause = 6 km/h (Tempo 10). Da unser Heimatstall von stark bewaldeten Bergen umgeben ist (Vorharz), wählten wir, um mal was anderes zu sehen, einen Streckenverlauf, der uns durch das ebene Land der Hildesheimer Börde führte.
Der Ritt
Am Morgen des 25. August starteten wir gegen 8.30 Uhr, als noch sanfter Frühnebel über dem Tal lag und die ersten Sonnenstrahlen vorsichtig diesen blassweißen Schemen durchbrachen. Die Temperaturen waren dementsprechend noch angenehm, eher etwas kühl, aber das Panorama ließ erahnen, was der Tag bringen würde. Auf unseren munter voranschreitenden Ponys (Funi, 8 Jahre alt, und Bai, 10 Jahre alt, beides Isländer) folgten wir dem Streckenverlauf nach Heersum. Hier überprüfte die Beauftragte Sattelzeug und Ausrüstung und ging mit uns die Streckenführung durch. Hierbei wurde die Befestigung der Doppelpacktaschen moniert, da diese zwar keinen direkten Kontakt mit dem Pferderücken hatten (sie lagen gänzlich auf der Satteldecke auf), jedoch auch nicht auf den Hintertrachten lagen und somit das Gewicht nicht vollständig vom Sattel getragen wurde, was wir daraufhin abgeändert haben. Von der geplanten Strecke wichen wir nur in winzigen Details ab, was die zum Zeitpunkt des Rittes gegebene große Anzahl an Stoppelfeldern ermöglichte. Bei Überwindung des großen Höhenunterschiedes zwischen Innerstetal und Hildesheimer Börde führten wir unsere Ponys zur Schonung, was wir im Laufe der nächsten zwei Tage auch zur Abwechslung und zu Schonung unseres Gesäßes immer wieder taten.
Unterwegs sollte zur Schonung des Pferdes und besseren Beweglichkeit des Reiters immer mal wieder geführt werden! Insbesondere bei Steigungen, Gefällen und schwierigen Strecken sollte besser abgessessen werden.
Über die Mittagspausen wurde vor Ort anhand der örtlichen Gegebenheiten entschieden. So machten wir auf der ersten Tagesetappe Mittagsrast in Dinklar, wo wir durch einen glücklichen Zufall die Möglichkeit fanden, die Pferde abzusatteln und auf einer Weide laufen zu lassen. Die Rast dauerte, den inzwischen auf hochsommerlich angestiegenen Temperaturen entsprechend, gut 1 1/2 Stunden, die Pferde wurden getränkt und mit einer kleinen Ration Kraftfutter versorgt (3 Pfund). Spätestens hier zeigte sich außerdem, dass die von uns kreierte Getränkemischung aus schwarzem Tee, Pfefferminz- und Kamillenteemit einem Schuss Zitrone, wenig gesüßt, in jeder Temperaturlage erfrischend und belebend wirkte. Erholt und entspannt konnten wir am frühen Nachmittag unsere freundlichen Gastgeber verlassen. Wir erreichten unser tagesziel fünf Minuten nach der vereinbarten Zeit um ca. 17.35 Uhr. Nach dem Abspritzen der Beine, vorsichtigem Auswaschen der Sattellage und einer ausgiebigen Kontrolle des gesamten Pferdes wurden die Ponys in geräumigen Boxen untergestellt, wo sie genügend Raufutter vorfanden. Gefüttert wurden außerdem 2 kg Hafer und Kraftfutter im Verhältnis 1 : 1, damit betrug die Tagesration 11 Pfund Kraftfutter, bzw. Hafer und Raufutter nach Belieben. Am nächsten Tag wurde nach dem morgendlichen Eintreffen im Pferdestall zunächst erneut der Gesundheitszustand der Pferde kontrolliert, ohne dass Mängel festgestellt werden konnten. Wir starteten auch am zweiten Tag bei sich langsam durch den Frühnebel vortastender Sonne gegen 8.30 Uhr zum Heimritt. Die vorab auf der Karte ausgewählten Wege erwiesen sich als noch viel besser als erhofft. Für Unsere Mittagsrast wählten wir einen schattigen Platz am Waldrand bei Nettlingen. Zuvor wurden die Pferde getränkt, wobei sie die Trense umbehielten, um ein zu hastiges Saufen zu verhindern. Auch in dieser Mittagspause fütterten wir die Pferde mit drei Pfund Kraftfutter. Diesmal fanden auch die von uns mitgeführten langen NyIonseile Verwendung. Nach gut 1 1/2 Stunden brachen wir zu letzten Teiletappe auf. Unser Weg führte uns weiter über weiche, unbefestigte Waldwege, die wir aber dank der Witterungs- und damit Bodenverhältnisse zu dieser Jahreszeit bedenkenlos nutzen konnten. Nun reute es uns auch, dass wir nur zwei komplette Liedertexte beherrschten und kein Liederbuch mitgeführt hatten. Bei einer der allstündlich durchgeführten Pausen blieb ein Pony unglücklich mit einem Zügel an einem Ast hängen und zog panisch, bis das Material nachgab. So musste denn von uns eine Lederreparatur mittels eines dünnen Lederriemchens durchgeführt werden, die sich als äußerst haltbar erwies. Bei dieser Reparatur verwandten wir ein uns zu Verfügung stehendes Taschenmesser, mussten jedoch feststellen, dass ein Dorn oder eine Lochzange - wäre sie denn vorhanden gewesen - die Arbeit wesentlich erleichtert hätte. Es ist daher zu überlegen, dies beim nächsten Mal mitzuführen oder sich ein Taschenmesser zuzulegen, dass über entsprechendes Werkzeug verfügt.
Beim Ende des Rittes zeigte sich nun, dass unser Gepäck hervorragend befestigt war, hatten wir doch zuletzt mehrere Geländeschwierigkeiten überwinden müssen, wie z. B. trockene Gräben, querliegende Baumstämme (z.T. auch zu springen) und einen unerwartet steilen Hang mit einem anschließenden, zunächst nicht erkennbaren kleinen Graben, der mehr die Reiter als die Pferde in baffes Erstaunen versetzte (...wenn Du gesehen hättest, wie Du geguckt hast, als Bai auf einmal diesen Satz über den Graben machte ...). Den Heimatstall vor Augen, machten wir einen letzten Abstecher zu unserer Beauftragten, wo wir uns einer letzten Kontrolle unterzogen. Es hatte sich gezeigt, dass die vorgenommene Umverlagerung der Doppelpacktaschen äußerst sinnvoll gewesen war, da sich die Pferde trotz eines nicht allzu umfangreichen Vorbereitungstrainings frisch und munter zeigten und die Packtaschen fest an ihrem Platz saßen und keinen Zentimeter verrutschten. So konnten wir den weiteren Verlauf des Innerstetales größtenteils im lockeren Tölt hinter uns bringen~ Die letzten Kilometer ließen wir, wunderbar erholt und entspannt, unsere Ponys am langen Zügel dem Heimatstall zuschreiten. Wir nahmen uns vor, unsere Packtaschen umgehend unserem Sattler für kleine Änderungen vorzulegen mit dem Ziel, sie noch besser an den jeweiligen Sattel anzupassen. Erstaunlich war es, wie in so kurzer Zeit Pferde und Reiter zu einer Einheit zusammenwuchsen und ein tadelloses soziales Gefüge bildeten. Abschließend lässt sich bemerken, dass der Wanderritt in dieser Reiter- und Pferdekonstellation äußerst gelungen war.
Das Gepäck kann in einer oder mehreren Packtaschen verstaut werden, dazu kommen Schlafsackrolle, Bananentasche und Kartentaschen, um die wichtigsten Bestandteile zu nennen. Die Menge des mitgeführten Gepäckes richtet sich nach der geplanten Reitstrecke. Die Verteilung und Befestigung des Gepäckes ist individuell verschieden, jedoch sind bestimmte Grundsätze zu beachten. Grundsätzlich ist beim Packen darauf zu achten, dass das Gewicht gleichmäßig verteilt ist, das heißt, es darf kein einseitiges Übergewicht entstehen. Das erreicht man durch vorheriges Auswiegen der Packtaschen und symmetrische Anbringung am Pferd. Auch für Schlafsack, Bananentasche o. a. sollte es selbstverständlich sein, dass diese mittig angebracht werden und nicht links- oder rechts- lastig! Bei allen Gepäckstücken ist außerdem darauf zu achten, dass sie so gut befestigt sind, dass sie ruhig und sicher sitzen und auch bei einem eingelegten Trab oder Galopp nicht verrutschen oder herumschlackern können. So sind Schlafsack, Regenmantel, Mantelsack und ähnliches beispielsweise gut festzuzurren - an den Befestigungsringen des Sattel, mit Hilfe einer langen, festen Schnur (Sackbänder eigen sich hervorragend!) an den Sattelblättern, am Schweifriemen u.s.w.; jeder hat da so seine Techniken. Nur drücken und scheuern darf es nicht.
Besonders hinweisen möchte ich hier auch auf die Befestigung der Packtaschen und die Gewichtsverlagerung auf den Sattel. Grundsätzlich muss sämtliches Gepäck am Sattel befestigt sein und darf nicht direkt auf dem Pferd aufliegen. Die Gewichtsübernahme durch den Sattel ist ein unbedingtes MUSS auf einem Wanderritt, da sonst leicht lokal Druckstellen entstehen können. So aber wird das Gewicht des gesamten Gepäckes über den Sattelbaum gleichmäßig auf dem Pferderücken verteilt - und da man auf einem solchen Ritt auch stets den eigenen, dem Pferderücken angepassten Sattel benutzt und niemals einen fremden oder neuen, liegt das Gewicht so nur auf den dafür gut trainierten Rückenmuskeln auf.
Packtaschen
Überträgt man das oben gesagt nun auf die Packtaschen, so muss man dennoch zwischen den zwei verschiedenen Arten unterscheiden: Doppelpacktaschen eignen sich zunächst nur bei Verwendung von Trachten- oder Westernsätteln, die nämlich Hintertrachten haben, auf denen der Mittelsteg, der die beiden Taschen verbindet, aufliegen muss. Die an den Taschen angebrachten Haken und Ösen sollten in die hoffentlich vorhandenen Ringe am Sattel eingehakt werden, denn sie dienen zur Stabilisierung, jedoch nicht zu Gewichtsübernahme (solche Befestigungsringe lassen sich auch nachträglich an jeden Sattel anbringen, fragt mal Euren Sattler). Dem gleichen Zweck, nämlich der Ruhigstellung der Packtaschen, dienen die Riemen, die nach vorne zum Sattelgurt laufen, und der Bauchgurt, der ein Flattern der Packtaschen verhindern soll. Etwas anders verhält es sich bei den EinzeIpacktaschen. Hier hängt das gesamte Gewicht an den Befestigungshaken des Sattels. Man sollte diese Methode allerdings vorher unbedingt in Bezug auf die Brauchbarkeit seiner Ringe testen, nicht dass am Abend des ersten Wanderreittages bereits der erste Ring ausgerissen ist... Ob die Packtaschen auf Leder, Segeltuch oder sonstigen Kunstfasern besteht, spielt keine Rolle und bleibt jedermanns Geschmack und Geldbeutel selbst überlassen. Achten sollte man beim Kauf auf überlappende Laschen, die ein Eindringen von Feuchtigkeit bei Regen wirkungsvoll verhindern, weiterhin auf die gute Verarbeitung und Haltbarkeit des Materials sowie auf die Verschlüsse. Auch hier gibt es dem unterschiedlichen Geschmack entsprechend verschiedene Techniken. Uns erschienen einfache Schnallen mit Dorn oder zum Festziehen zu umständlich, weil nur schlecht vom Pferd aus mit einer Hand zu bedienen. Es gibt aber auch Verschlüsse zum Festzurren, die einen Rückrutschschutzmechanismus haben. Selbst nachträgliches Umarbeiten lassen lohnt sich manchmal. So wird sich jeder Wanderreiter seine Packtaschen mit der Zeit seinen eigenen Bedürfnissen anpassen. Optimales Aufliegen auf dem Sattel, bestmögliche Befestigung und Verschnallung, leichte Handhabung und praktische Details werden selbstverständlich.
Kartentaschen
Ebenfalls erwähnt werden soll hier noch die Kartentasche. Auch hier gibt es im Handel die unterschiedlichsten Ausführungen. Der Preis ist weitestgehend von der Verarbeitung und dem Material abhängig. Leder ist zwar bedeutend teurer als Kunstmaterialien, lässt sich aber dafür besser reparieren oder umarbeiten und sich so den individuellen Bedürfnissen leichter anpassen. Für welche man sich letztendlich entscheidet, ist Geschmackssache. Achten sollte man aber in jedem Fall darauf, dass die Tasche groß genug ist, um nicht nur der augenblicklich benötigten Karte Platz zu bieten sowie Textmarker, Bleistift, Papier, Kompass etc., sondern nach Möglichkeit auch der Notapotheke. Man bedenke nur, man hat unterwegs einen Unfall, fällt vom Pferd und bleibt verletzt liegen, während das Tier erschrocken das Weite sucht... Was nützt einem in diesem Fall die schönste Notapotheke, wenn sie in der Satteltasche verstaut ist? Mit ein wenig Erfindungsgeist lässt sie sich bestimmt in einer rutschsicheren Verpackung in der Kartentasche unterbringen. Hat man, weil man sich auf einem mehrtägigen Ritt und/ oder mit mehreren Reitern unterwegs befindet, eine umfangreiche Notapotheke mit, so kann man das für einen solchen Fall hiervon Notwendigste getrennt in der Kartentasche und den Rest gut erreichbar in einer Satteltasche verstauen. Eine ähnliche Überlegung gilt auch für die Anschlusskarten, die auf einem Wanderritt mitgeführt werden. Bei genügend Platz kann man sie sicher auch in der Kartentasche platzieren, jedoch lassen sie sich auch in den Packtaschen unterbringen und müssen bei Bedarf eben hervorgeholt werden. Man muss bedenken, dass die Kartentasche ja nicht sehr groß ist und die ganze Zeit am Körper getragen werden muss, das heißt jede Bewegung, jeden Schritt mitmacht. Wie man sich auch entscheidet, man sollte in jedem Fall auch für eine entsprechende Befestigung der Kartentasche sorgen. Das angebrachte Band zum Umhängen nützt hier meist nicht viel, denn je mehr darin verstaut wird, desto schwerer wird die Tasche und desto mehr schlackert sie herum. Sinnvoll ist hier eine zusätzlich angebrachte verstärkte Befestigung. Dem Einfallsreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt.
Die Zäumung - wanderrittmäßig
Abschließend möchte ich noch auf die weitere Ausrüstung des Pferdes eingehen: die Zäumung. Gewarnt sei hier vor dem Glauben, dass ein Pferd auf dem Wanderritt "so wenig Leder wie möglich" am Kopf haben sollte. Bloß keine falschen Experimente! Wenn das Pferd nicht schon von Haus aus daran gewöhnt ist, nur mit Genickstück geritten zu werden, so sollte man dies nicht ausgerechnet auf einem längeren Ritt ausprobieren! Wenig Leder ja, aber keine Unvorsichtigkeiten. Das gleiche gilt für das mitgeführte Halfter. Möglichst wenig Platz sollte es wegnehmen ... Manche schwören daher auf das sogenannte Wanderreithalfter, ein in einem Stück gefertigtes superdünnes Strickhalfter, bei dem selbst der "Anbindestrick" gleich mit dran ist... Die Frage ist nur, wieviele Sekunden so ein Halfter hält, wenn das Pferd wirklich einmal damit angebunden ist und in Panik gerät... Gut bewährt hat sich, wenn man keine Wanderreittrense zu Verfügung hat oder verwenden will, eine Kombination aus Halfter und Trense: Das Pferd behält das (bitteschön stabile) Halfter stets untergeschnallt, und es wird nur das Genickstück einer Trense übergezogen - mit Stirnriemen oder als Einohrtrense. So kann man während der ·Pausen ruckzuck das Kopfstück abstreifen und so das Gebiss rausnehmen. Aber auch die sollte man vorher ausprobieren, damit nicht etwa das Halfter am zweiten Tag anfängt zu scheuern. Ob man den Anbindestrick auch gleich angebracht verstaut, d.h. eingehakt und um den pferdehals gebunden, ist Ansichtssache. Praktisch ist es insofern, als er dann stets griffbereit ist, nachteilig dann, wenn die Pferde schwitzen und der Halsstrick scheuert oder bei Verwendung eines normalen Halfterstrickes mit Panikhaken dieser bei jedem Schritt dem Pferd unter das Kinn schlägt. Praktisch und jederzeit griffbereit kann man ihn dann besser am Sattel befestigen.
Petra Schmette / Sabine Hoffmann Hinweis: Die Bilder im Text zeigen nicht die beiden Autorinnen