Das Präsidium der VFD trat im vergangenen Jahr an die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) heran, nachdem es beim CHIO in Aachen wieder zu sehr unschönen Bildern mit Pferden kam.
Wir als VFD können dazu nicht schweigen, da der Tierschutz uns Pferde-Menschen ganz besonders am Herzen liegt. Ausdiesem Grund entschied das VFD-Präsidium, den Präsidenten der FN anzuschreiben, um darauf hinzuwirken, dass der Tierschutz im Pferdesport konsequenter eingehalten wird. Bilder wie die aus Aachen belegen, dass Pferde gepeinigt werden, ohne dass dagegen eingegriffen wird. Das ist nicht hinzunehmen, weil es den Pferden und dem gesamten Pferdesport schadet – auch uns Freizeitreitern und -fahrern, denn der Zuschauer unterscheidet nicht zwischen Turnierreitern und Freizeitreitern. Der Zuschauer sieht, dass Pferde durch Reiter leiden müssen. Auch Tierrechtsorganisationen prangern pauschal Tierschutz-Verstöße im Pferdesport an.
Die Kontaktaufnahme der VFD führte zu einer Einladung nach Warendorf. Wie schon berichtet fand am 10.12.2018 ein Sondierungsgespräch mit dem Präsidenten Graf zu Rantzau und weiteren Vertretern der FN statt. An dem Treffen nahmen für das VFD-Präsidium Hanspeter Hartmann und Christine Garbers teil sowie die Fachbeiratsmitglieder Horst Brindel und ConnyRöhm. Ausführlich wurde erörtert, wie sich die bisherige Zusammenarbeit zwischen VFD und FN auf Länderebene darstellt. Grundsätzliche Übereinstimmung gab es im Bereich gemeinsamer Aktivitäten gegen die Pferdesteuer sowie in der gesellschaftspolitischen Verantwortung für unsere Pferde. Zentrales Thema ist jedoch nach wie vor der Tierschutz. Hier erkannten die VFD-Vertreter schnell, dass seitens der FN zwar einiges unternommen wird, um in der Ausbildung und im Sport den Tierschutz mit einem hohen Stellenwert zu versehen. Aber eines wurde dabei auch den Beteiligten klar: Alle bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus, da die vorhandenen Regeln nicht konsequent durchgesetzt werden.
Ein zweites Treffen wurde vereinbart, welches am 05. Februar 2019 in Kassel stattfand. Hier hob die FN noch einmal hervor, dass der Verband bereits viel in Richtung Tierschutz unternommen habe. Sie wies auf die regelmäßig stattfindenden Tierschutz-Tage, die „Ethischen Grundsätze“, die in verschiedenen Broschüren beschriebenen Tierschutz-Leitlinien und nicht zuletzt auch auf die geltenden Regeln im Turniersport hin. Dennoch konnten die FN-Vertreter nicht überzeugen, dass die Regeln für den Tierschutz auch tatsächlich auf breiter Front durchgängig eingehalten werden. Theorie und Praxis sind noch weit voneinander entfernt.
Im zweiten Treffen offerierte die FN eine umfangreiche Kooperationsvereinbarung, über die anschließend im Präsidium intensiv beraten wurde. In der Präsidiumssitzung am 9. April wurde einstimmig beschlossen, dass die VFD keine solche vertragliche Bindung mit der FN eingehen wird. Zu groß sind die Unterschiede in der Auffassung, wie Tierschutz in der heutigen Zeit gelebt werden muss. Zudem gibt es ein bedeutsames Glaubwürdigkeitsproblem bei der FN, das durch die wiederkehrenden verstörenden Bilder tierschutzwidrigen Verhaltens auf Turnieren deutlich wird. Die geltenden Regeln werden noch zu selten konsequent durchgesetzt und auch im internationalen Bereich müsste die FN als Mitglied der FEI (Internationale Reiterliche Vereinigung) ihren Einfluss entschiedener und nachhaltiger geltend machen.
Die VFD wird ihren eigenen Weg beibehalten, ihre historische Unabhängigkeit bewahren und damit auch die Freiheit, im Sinne ihrer Satzungsziele, ihrer Mitglieder und im Sinne der Pferde weiterhin eigene Positionen zu beziehen, insbesondere auch zum Tierschutz. Im eigenen Einflussbereich wird die VFD künftig ihre Ausrichtung noch stärkerauf das Tierwohl beim Reiten und Fahren, im Umgang und in der Haltung konzentrieren und ihre Ausbilder und Mitgliederdurch gezielte Fortbildungen noch weiter sensibilisieren.
Das Angebot an die FN, die bisherige bewährte Zusammenarbeit dort beizubehalten, wo beide Verbände glaubhaft die gleichen Ziele verfolgen und wo gemeinsam Verbesserungen für den Freizeit-Pferdesport und für die Pferde erreicht werden können, bleibt bestehen. Überdies wird ein regelmäßiger Austausch beider Verbände für sinnvollangesehen. Das Präsidium der FN wurde über die Entscheidung der VFD informiert.
Über die Gespräche mit der FN und die Entscheidung des Präsidiums informiert das angefügte Schreiben von Hanspeter Hartmann ausführlich. Mitgliederinformation_24.4.2019.pdf293.17 kB