von Heiner Sauter, Koordinator VFD Fachbeirat Ethik und Tierschutz
Wenn ich die Grundsatzfrage „Was ist Ethik?“ sinnvoll beantworten möchte, so fallen mir viele Dinge ein. Allerdings treffen längst nicht alle wirklich den Kern der Sache. Am Besten gefällt mir die Ethik-Definition des Duden:
Die „Gesamtheit sittlicher Norm und Maximen, die einer verantwortungsbewussten Einstellung zugrunde liegen.“
Damit definiert und verknüpft der Ethik-Begriff nicht nur drei essentielle Teilbereiche des menschlichen Zusammenlebens, nämlich Sitte, Anstand und Moral, sondern legt diese Werte auch für das komplette menschliche Umfeld fest. Nicht nur für die uns anvertrauten Tiere, sondern für alle Lebewesen und die Natur.
Moralbewusstsein ist nicht bei allen Menschen gleich und das ist nicht verwerflich. Denn die oben genannten Werte sind nicht genetisch verankert, sondern werden durch Erziehung, aber auch gesellschaftliche Vorstellung vermittelt. Somit hat auch die Auslegung von Moral, Sitte und Anstand, also die Grundpfeiler der Ethik, eine variable Bandbreite, je nach Gesellschaftsschicht, vermittelten Werten, Erfahrungen, aber auch nach Gefühlslagen und Lebensumständen.
Darüber hinaus muss diese Bandbreite aber Leitplanken bzw. Grenzen haben, die nicht überschritten werden dürfen. Frei nach dem Grundsatz, die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Einschränkung des Anderen beginnt. Und dieser „Andere“ muss natürlich nicht zwingend und ausschließlich ein humanoides Wesen sein.
Ethische Prinzipien verhelfen uns zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit unserem gesamten Umfeld. Und unterstützen auch dabei, Themen zu hinterfragen, den eigenen moralischen Blickwinkel zu erweitern, Verantwortung für Vertrautes, aber auch für Neues zu übernehmen und mit allem so umzugehen, wie auch mit uns selbst umgegangen werden soll.
Pferde sind in der Lage uns unendlich viel zu geben. Wir müssen es nur annehmen, verstehen und ihnen zeigen, dass wir dafür dankbar sind. Wenn uns das gelingt, so ist das gelebte Ethik
Um einheitliche Leitplanken für den Umgang mit Equiden in der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland festzulegen, hat der Bundesvorstand beschlossen, einen Fachbeirat Ethik und Tierschutz einzuberufen.
Dieses Gremium, das aus Wissenschaftlern und kompetenten Fachleuten besteht, wird in strittigen und streitbaren Themen rund um Ethik und Tierschutz die Stellung und die Handhabung innerhalb des Verbandes eigenverantwortlich und ohne Weisungsbindung festlegen und auch nach außen vertreten.
Pferde und andere Equiden können in ihrer Vielfalt in der heutigen Zeit nur unter dem Schutz und in der Obhut des Menschen überleben. Dies sind wir ihnen nach mehr als 4000-jähriger Nutzung schuldig.
Auch das ist eine Frage der Ethik.
Titelbild: Silke Dehe Bild im Text: Uwe Götz Text: Heiner Sauter