Bei VFD-Veranstaltungen wurde dieser Hilfszügel noch nicht gesehen, bei Veranstaltungen anderer Organisationen schon – und leider häufig genug falsch eingesetzt. Es schadet daher nicht, sich einmal kritisch mit der Wirkungsweise dieses Hilfszügels zu beschäftigen:
Wikipedia sagt dazu:
„Der Schlaufzügel, auch Pohlmannzügel genannt, funktioniert ähnlich wie der Dreieckszügel, allerdings wird er nicht seitlich am Sattelgurt befestigt, sondern vom Reiter mit den Zügeln in der Hand gehalten. Er ist ein Riemen von ca. 2,75 m Länge. Als Erfinder des Schlaufzügels gilt William Cavendish.[2]
Da der Reiter die Schlaufzügel in der Hand hält, kann er die Länge während des Reitens und ggf. für jede Seite einzeln anpassen. Harry Boldt beschreibt in seinem Buch Das Dressurpferd (Seite 166) den Gebrauch des Schlaufzügels folgendermaßen: Der Schlaufzügel hat nicht die Aufgabe, den Kopf des Pferdes nach unten zu ziehen. Vielmehr soll er einem Pferd, das mit Kopf und Nase zu sehr nach aufwärts drängt und sich den Hilfen des Reiters entzieht, die Grenze nach oben zeigen und dem Pferd einen Widerstand geben, an dem es sich im Gebiss abstößt. Geht das Pferd wieder in der gewünschten Haltung, so soll es den Zügel überhaupt nicht mehr spüren.
Schlaufzügel dürfen nur von absolut fähigen Reitern verwendet werden, denn nur erfahrene Ausbilder sind in der Lage, ein Pferd mit Schlaufzügel zu reiten, ohne ihm dabei zu schaden. Die Tatsache, dass der Reiter den Hilfszügel in der Hand hält, verleitet leicht dazu, über Gebühr Zug daran auszuüben, sodass auch kräftigen Pferden sehr schnell der Kopf bis auf die Brust gezogen wird. Schlaufzügel sind keinesfalls dazu gedacht, ein Pferd zur Beizäumung zu bringen. Ständige Benutzung dieses Hilfszügels kann dem Pferd physisch und psychisch schaden. Außerdem kann bei unsachgemäßem Einsatz der falsche Knick gefördert werden. Dieser Fehler ist im Nachhinein nur sehr schwer wieder zu korrigieren.“ (http://bit.ly/1Lgaart)
Das Problem beim Schlaufzügel ist also, das der Reiter leicht große Kräfte auf das Pferdemaul ausüben kann. Der Schlaufzügel wirkt dabei wie ein Flaschenzug. Gut erklärt ist das auch in diesem Artikel bei Equimondi, dem Online-Wissensportal für Pferdefreunde.
Es wird immer gesagt, dass Schlaufzügel nur von Profis verwendet werden sollten. Aber gerade Profis können – sollte man zumindest erwarten – so gut reiten, dass sie Hilfszügel dieser Machart gar nicht benötigen.
In der Schweiz sind Schlaufzügel inzwischen auf Turnieren generell verboten. Hier die entsprechende Pressemitteilung des schweizerischen Verbandes für Pferdesport.
Auch in Deutschland muss das Reglement entsprechend geändert und vor allem restriktiv durchgesetzt werden. Im nachfolgenden Video von Ralf Döringshoff, Pferdewirtschaftsmeister und Osteopath, spricht sich Frau Dr. Tönnies, Tierärztin aus Hattersheim am Main, ebenfalls für ein generelles Schlaufzügelverbot auf deutschen Turnieren aus:
Und die VFD? In der Ausbildungs- und Prüfungsordnung (ARPO) der VFD findet sich das Wort „Hilfszügel“ lediglich einmal, nämlich in der Ausbildungsrichtlinie zum Vorbereitungslehrgang zur Prüfung „Longieren I (einfache Longe)“. Hier ist im Rahmen des Lehrgangs der Punkt „Besprechung und Demonstration richtiger Verschnallung von Hilfszügeln und deren Handhabung an geeigneten Pferden“ Pflicht. Ansonsten findet sich nur etwas über die Hilfsmittel „Sporen und Gerte“ in der ARPO, es heißt hier sehr stringent: „Jeder Missbrauch von Sporen oder Gerte in VFD-Prüfungen führt zum Nichtbestehen der Prüfung.“ Was dann in Folge ebenso für falsch eingesetzte Hilfszügel gilt.
Und in der Tat waren und sind Schlaufzügel in der VFD gar kein Thema – wahrscheinlich benutzt sie schlichtweg niemand! Und das liegt ganz sicher nicht daran, dass wir in unseren Reihen keine Profis haben….
Die Position der VFD ist in Sachen Schlaufzügel eindeutig: Verbot des Gebrauchs bei Veranstaltungen und Prüfungen. Und am besten auch sonst. Punkt.
Foto: Regina Rheinwald, Rheinwald-Verlag