Im Gespräch:  Bundessportwartin Kathrin Laske mit Christiane Ferderer, VFD-Bundesgeschäftsstelle

 

Christiane Ferderer: Warum ist das Thema Sicherheit ein zentrales Anliegen für die VFD?

Kathrin Laske:

Gipsbein by bschpic pixelio.deEs passiert zu viel: Abgerissene Finger, durchgehende Pferde, Kopfverletzungen mit Spätschäden, tote Pferde .... Die Aufzählung lässt sich beliebig verlängern und die Statistiken der Versicherer und Berufsgenossenschaften sprechen eine eindeutige Sprache.

Sicherheit beim Reiten und Fahren ist für jeden Umgang mit Pferden ein MUSS. Neben der Verantwortlichkeit für sich selbst und das Pferd, sind ja häufig auch Dritte betroffen.

 

Christiane Ferderer: Trifft diese Problematik auch auf die sorgsamen Freizeitreiter und -fahrer zu?

 Kathrin Laske:

Ja, in vollem Umfang. Die unsichere Komponente bei Pferd und Mensch ist immer der Mensch. Pferde machen keine Fehler, aber wir als Reiter und Fahrer sind manchmal unaufmerksam, unkonzentriert oder auch mindestens leichtfertig.

Christiane Ferderer: Gibt es eigentlich besonders wichtige Themen beim Sicherheitsanspruch?

 Kathrin Laske:

Die VFD widmet sich bei ihren drei Wochenendveranstaltungen ausschließlich dem Thema Sicherheit beim Umgang mit Freizeitpferden. Dort ist der Komplex Sicherheit sehr anspruchsvoll und breit, die Themen ausgesprochen vielfältig und nicht einfach.

Christiane Ferderer: Welche praktischen Erfahrungen haben den Impuls zur Seminarreihe gegeben?

Kathrin Laske:

112 R by FotoHiero pixelio.deEinmal die Unfallstatistiken, wie bereits erwähnt, aber auch die Verkehrsentwicklung. Denn es kommen Reiter und Fahrer immer öfter in Kontakt mit Autofahrern, die keinen Bezug mehr zu Tieren haben. Hier drückt sich ein gesellschaftliches Problem aus. Der PC-gebundene Mensch entfernt sich immer weiter von der Natur.

Doch auch die immer militanter und lauter werdenden Forderungen von Tierrechtsorganisationen sind ein Grund. Alle Umstände, die zu einem Unfall führen werden dort so „ausgeschlachtet“, dass sie dem unwissenden Publikum als eklatanter Verstoß gegen den Tierschutz erscheinen müssen. Nur besseres Wissen von uns Freizeitreitern und -fahrern schützt davor, unberechtigt an den Pranger gestellt zu werden. Wenn erst der Gesetzgeber Handlungsbedarf sieht, ist es zu spät.

 

 

Christiane Ferderer: Die Seminarreihe ist für alle interessierten Reiter und Fahrer offen. Also nicht nur für Mitglieder der VFD. Warum spricht man auch Nichtmitglieder an?

Kathrin Laske:

Weil das Sicherheitsthema unabhängig von einer Verbandszugehörigkeit alle Reiter und Fahrer betrifft, soll der Besuch der Veranstaltungsreihe auch für nicht Organisierte oder Mitglieder anderer Verbände möglich sein. Das entspricht der Offenheit, für die die VFD steht.

Durch den Unterschied der Seminargebühr werden allerdings VFD-Mitglieder sozusagen belohnt. Vielleicht entscheidet sich auf Grund der Preisdifferenz ein Interessent ja für eine VFD-Mitgliedschaft, die auf diese Weise bereits im ersten Mitgliedsjahr wieder „eingespielt“ würde.

Bei unserer Erstveranstaltung handelt sich um ein Pilotprojekt, das bei Bedarf später einmal wiederholt werden kann. Die bisherigen Anmeldungen zeigen jedenfalls ein hohes Interesse.

Christiane Ferderer: Die Seminargebühren für Mitglieder liegen pro Veranstaltungsblock bzw. Wochenende bei 195 €. Manche mögen das als zu hoch empfinden und abgeschreckt werden. Wodurch ist diese Gebühr gerechtfertigt?

Kathrin Laske:

Alle Veranstaltungen sind so angesetzt, dass mit einem Besuch der Seminarreihe bei jedem Teilnehmer die Grundlage für ein Sicherheitsbewusstsein gelegt wird, das ein Leben lang nachhält.

Ein solcher Wissenstransfer verlangt hochqualifizierte Vortragende. Alle Referenten sind ausgesuchte Fachleute und die Themenauswahl erfolgte sehr sorgsam und soll alle wichtigen Bereiche zur Sicherheit rund um das Pferd abdecken: Maul und Huf, Skelett und Muskulatur, Gymnastizierung und Training. Der Auftakt ist eine Wochenendveranstaltung, die sämtliche Gefahrensituationen drastisch bewusst macht und aufzeigt, in welchen Rechtskreisen und -risiken sich Reiter und Fahrer bewegen.

Glücklicherweise konnten zusätzlich zu äußerst kompetenten Referenten aus der VFD weitere externe Vortragende gewonnen werden, deren hochkarätige Referate wir –die Initiatoren des Workshops – bereits einmal „live“ erleben konnten.

Jeder Teilnehmer erhält also sehr viel Leistung in Form von Wissen und neuen Erkenntnissen. Neben dem zeitlichen Aufwand investiert er die Übernachtungs- und Fahrkosten, die sich vielleicht über Mitfahrgelegenheiten noch reduzieren lassen.

 

Christiane Ferderer: Die beiden ersten Veranstaltungen sind ausdrücklich für Reiter und Fahrer ausgeschrieben. Gibt es bei den Sicherheitsanforderungen für das Reiten und Fahren denn keine Unterschiede?

Warum sind für Reiter zwei Seminarblöcke vorgesehen, für die Fahrer jedoch drei?

 Kathrin Laske:

Konzipiert wurde die Seminarreihe ausdrücklich für Reiter und Fahrer. Denn die beiden ersten Themenblöcke betreffen absolut gemeinsame Problemkreise. Vielleicht mit Ausnahme des Vortrages zum gewerblichen Fahren, dessen Inhalte abgeleitet aber genauso deutlich für die gewerblichen Reitbetriebe gelten.

Die Referate der ersten beiden Veranstaltungen richten sich an der Sorge um das Pferd, seiner Umgebung und den Anforderungen aus. Dabei gibt es keinen Unterschied bei gerittenen und gefahrenen Pferden, jedoch aber einen dicken gemeinsamen „roten Faden“.IMG 4114

Die letzte, dritte Veranstaltung beinhaltet praktische Demonstrationen mit Pferd und Kutsche. Dabei stehen die Ausrüstung und das Kutschfahrzeug im Vordergrund – beispielsweise, wie überraschend schnell eine Kutsche zum Umfallen gebracht werden kann. Diese praktisch betonten Seminarteile sollen Gespannfahrern wichtige Erkenntnisse liefern. Sie sind deshalb für Fahrer von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grunde unterscheidet sich auch der Veranstaltungsort.

Christiane Ferderer: Müssen alle Seminarblöcke gebucht werden oder können einzelne Veranstaltungen besucht werden?

Kathrin Laske:

Jede Wochenendveranstaltung kann separat gebucht werden. Das optimale Ergebnis erzielt ein Teilnehmer jedoch beim Besuch der kompletten Veranstaltungsreihe, weil viele Themen ineinander greifen..

Christiane Ferderer: Welche Leistungen erhält ein jeder Teilnehmer beim Besuch eines oder aller Seminarveranstaltungen?

Kathrin Laske:

Vor allem umfassendes und vielleicht Leben rettendes Wissen! Zudem Seminargetränke und Kaffepausen, zwei Mittagessen und die VFD-Teilnahmeurkunde und ggf. ein wertvolles Zertifikat als Nachweis der erworbenen Kompetenz.

Christiane Ferderer: Welches persönliche Ergebnis kann jeder einzelne Teilnehmer aus der Seminarreihe mit nach Hause nehmen?

Kathrin Laske:

Die vermittelte Rundumsicht auf das sicherheitsrelevante Umfeld bei der Pferdehaltung und dem Reiten und Fahren in der Freizeit wird für jeden Teilnehmer „lebenslang“ nachwirken.Stacheldraht Jürgen Heppe pixelio.de

Christiane Ferderer: Was ist die Besonderheit des VFD-Sicherheitsexperten, der zusätzlich angeboten wird? Warum ist diese Qualifizierung auf Ritt- und Fahrtenführer bzw. Übungsleiter Reiten und Fahren beschränkt?

Kathrin Laske:

Grundsätzlich wird die Teilnahme an jedem Seminarblock für VFD-Ausbilder und -prüfer als Fortbildungsmaßnahme zur Lizenzverlängerung im Umfang von 15 UE gewertet.

Darüber hinaus wird als besonderer Anreiz beim Absolvieren von Seminar I und II für VFD- Rittführer und VFD- Übungsleiter Reiten die Ausbildung zum VFD-Sicherheitsexperten bescheinigt. Bei VFD- Fahrtenführern und VFD- Übungsleitern Fahren gilt gleiches beim Abschluss der Seminare I bis III.

Der Einsatz von VFD-Sicherheitsexperten im Bereich Freizeitreiten und -fahren als Mediatoren bei Streitigkeiten, für privatgutachterliche Stellungnahmen und die Beratung von Reit- und Fahrvereinen, soll vor dem Hintergrund besonders umfassenden Wissens und umfangreicher Erfahrung erfolgen. Das ist bei den genannten Ausbildungen in Verbindung mit dem Besuch des Sicherheitsseminars der VFD gegeben.

 

Christiane Ferderer: Die Seminare finden Anfang November, Ende Januar und Anfang März 2016 statt. Weshalb so dicht aufeinanderfolgende Termine?

 Kathrin Laske:

Wegen des Gesamtzusammenhanges ist es nötig, dass die Inhalte der einzelnen Vorträge möglichst dicht zueinander vermittelt werden. Während in Seminar I der Schwerpunkt im Aufzeigen der Risikobereiche und beim rechtlichen Umfeld liegt, schließt sich Seminar II mit Vorträgen zu Problemkreise beim und mit dem Pferd an. Seminar III behandelt das Fahren und die Kutschentechnik in Verbindung mit Workshop I und II.

Christiane Ferderer: Wo sind das gesamte Veranstaltungsprogramm und die Ausschreibungsdetails nachzulesen?

Kathrin Laske:

Alle Einzelheiten zu den Vortragsthemen mit dem jeweiligen Hintergrund der Qualifikation der Referenten findet ihr hier im VFDnet.
Ausschreibung und Anmeldung: Ausschreibung_aktualisiert.pdf472.58 kB

Informationen zu Inhalten und Referenten: pdfInhalte_und_Referenten.pdf59.36 kB

Christiane Ferderer: Wir wünschen uns nun möglichst viele Mitglieder und Nichtmitglieder, die sich zum Besuch der Seminarreihe entscheiden, um davon zu profitieren.

Achtung: Die Anmeldefrist für Seminar I endet am 8. Oktober 2015!

 

Fotos:   Pixelio.de

 

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