Zum Artikel in der NOZ vom 10.6.2015 : Wolf gefährlich für Pferde? Reitverbände streiten sich
Leider werden die Aussagen des VFD-Berichtes „Wolf und Pferd“ im Artikel der NOZ aus dem Zusammenhang gerissen und offenbar ohne Fachkenntnisse und ausreichende Recherchen, insbesondere zu den Zielen der VFD und zur Ausrichtung unserer Mitglieder, interpretiert. Unterschiedliche Auffassungen der Reiterverbände als „Streit" zu titulieren, überzeugt nicht wirklich von objektiver journalistischer Arbeit.
Gerade die unterschiedlichen Schwerpunkte machten die Gründung der VFD als zweiter reiterlicher Verband in Deutschland notwendig; über 40 Jahre Koexistenz mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und rund 70.000 VFD-Mitglieder bestärken diese Tatsache. Die VFD setzt sich dort, wo es gemeinsame Interessen gibt, wie z.B. bei der Pferdesteuer, im Schulterschluss mit anderen Verbänden und auch der FN ein. Die VFD steht aber auch zu ihren Grundsätzen und bewahrt dort Eigenständigkeit und eine eigene Meinung.
Der VFD- Standpunkt zum Wolf vermittelt dem aufmerksamen Leser, dass es vor allem darum geht, die in der Presse geschürte Panik der Pferdehalter vor Wolfsangriffen zu relativieren. Der Autor Hanno Pilartz schildert das Zusammenleben von Pferden und Wölfen in Regionen, wo der Wolf seit jeher heimisch ist, als weitgehend entspannt. Keinesfalls verharmlost der Artikel den Wolf zum Kuscheltier. Die unbequeme Wahrheit ist, dass wir Pferdehalter mit und in der Natur leben und uns daher auch den Problemen stellen müssen. Der Ruf nach Ausrottung für uns unliebsamer „Mitwesen“ kann nicht die Lösung sein. Äußerungen wie „Weg mit dem Wolf, wir brauchen ihn nicht, der gehört hier nicht her“ sind unserer Auffassung nach unangemessen und kompromisslos. Auch der Wolf hat eine faire Chance auf einen Lebensraum verdient.
Wer den VFD-Standpunkt auf die Quintessenz reduziert, „wer für den Wolf spricht, ist automatisch gegen die Pferde“ (und die Jäger), hat ihn nicht aufmerksam gelesen. Die VFD verwehrt sich dagegen, die Panik zu schüren, ehe ein tatsächliches Problem auftritt.
Wo sich Wölfe nicht arttypisch verhalten und zur Gefahr werden, z.B. durch „Habitation“ (Gewöhnung an Menschen, Fütterung u.Ä.), müssen selbstverständlich adäquate Maßnahmen ergriffen werden, um Menschen und Haustiere vor Angriffen zu schützen.
Tatsache ist aber, dass eine weitaus größere Gefahr für Pferde (nachweislich) durch schlechte Haltungs- und Fütterungsbedingungen, unangemessene Nutzung oder auch durch menschliche Übergriffe (Pferderipper) besteht. Zahlen für tatsächlich nachgewiesene Wolfsrisse von Pferden in Deutschland fehlen bisher. Auch das Fohlen in Niedersachsen wurde heutigen Pressemitteilungen zufolge nicht von Wölfen getötet. Diese Meldung war recht klein und unscheinbar, während die Berichterstattung über vermeintliche, wahrscheinliche oder vermutliche Wolfsangriffe auffällig platziert wird. Die VFD nimmt die Besorgnis ihrer Mitglieder und aller Pferdehalter selbstverständlich ernst. Wir sind jedoch bestrebt, sachlich zu informieren und Ängste nicht unnötig zu verstärken.
In der Sendung NDR 2 –Spezial vom 11. Juni werden viele Fragen zum Thema Wolf behandelt.
Wer sich näher mit den Wölfen befassen möchte, empfehlen wir die Webseite des „Wolfsmagazins“. Die Chefredakteurin E. Radinger hat 25 Jahre lang Wölfe im Freiland in den USA erforscht.
Informationen über wolfssichere Umzäunungen
Titelfoto: Paukereks_Pixelio