Dillenburg/Greifenstein

Füllt Pferdesteuer Kassen?


In Greifenstein steht neue Einnahmemöglichkeit auf der Agenda

 
Dillenburg/Greifenstein. Die Städte und Gemeinden pfeifen finanziell auf dem letzten Loch. Haushaltssicherungskonzepte müssen die Handlungsfähigkeit sichern. Die Rechnungsprüfer zwingen mit der Kraft des Gesetzes dazu, Geld nur noch auszugeben, wenn es dringend nötig ist, und nach neuen Einnahmequellen zu suchen. Der Hessische Städte- und Gemeindebund hat eine solche jetzt vorgeschlagen: die Pferdesteuer.
 





Der größte Traum vieler Mädchen  ist der vom eigenen Pferd. Kein Wunder, dass vor  allem Kinder und Jugendliche  reiten und voltigieren.  In manchen Kommunen wird jetzt darüber nachgedacht, mit einer  neuen Pferdesteuer   Löcher in der Gemeindekasse zu stopfen. (Foto: Archiv)zoomDer größte Traum vieler Mädchen ist der vom eigene... | mittelhessen.de
750 Euro pro Jahr sollen Pferdebesitzer in die Gemeindekassen zahlen, schlägt eine Mustersatzung vor, die der Hessische Städte- und Gemeindebund auf Anforderung der Gemeinde Schauenburg im Habichtswald herausgegegeben hat. Für Stadtverordnete und Gemeindevertreter eine vermeintlich klare Sache. Die Vorarbeit ist gemacht. Eine einfache Abstimmung, und schon fließt das Geld. Rödermark, Langenselbold, Biebertal und nun auch Greifenstein haben die Einführung der kommunalen Pferdesteuer auf der Tagesordnung. Im Beilsteiner Dorfgemeinschaftshaus soll Donnerstagabend ab 18.30 Uhr der Haupt- und Finanzausschuss öffentlich darüber beraten.

Die Biebertaler Gemeindevertreter haben schon Erfahrungen gesammelt. Dort wurde der Beschluss vertagt, denn rund 200 Pferdefreunde waren in die Ausschusssitzung gekommen, um gegen die neue Steuer zu protestieren.






Nachdenklich: Roland Weber, Chef der  Freizeitreiter im Dillkreis.  (Foto:  K. Weber)zoomNachdenklich: Roland Weber, Chef der Freizeitreite... | mittelhessen.de
"Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Steuer nicht kommt", sagt Roland Weber aus Eibach. Er ist Vorsitzender des Dill-Kreisverbands der Freizeitreiter Deutschlands (VFD). Dabei geht es ihm nicht um puren Lobbyismus. "Es gibt gute Gründe dafür, dass wir sagen, dass diese Steuer ungerechtfertigt ist."

"Pferde werden meistens für den Sport gehalten. Andere Sportarten werden nicht besteuert, sondern gefördert. Und das ist auch gut so. Aber darf man dann Pferde besteuern?" Roland Weber, der auch im Vorstand des Fördervereins für das Dillenburger Landgestüt sitzt, meint: Nein.

Nicht gerade billig: Ein Pferd zu halten, kostet mindestens zehn Euro am Tag

Ein Pferd zu besitzen, ist keine gerade billige Angelegenheit. Mindestens zehn Euro täglich muss ein Pferdebesitzer durchschnittlich anlegen, um sein Reittier ordentlich über die Runden zu bringen - einschließlich Futter, Unterbringung, Hufschmied, Tierarzt et cetera. "Wer ein Pferd hat, hat auch Geld, glauben viele, aber das ist meistens nicht so", sagt Roland Weber. "Unter den Pferdesportlern sind überwiegend junge Leute. Die würde die Pferdesteuer besonders hart treffen, auch wenn es ,nur ein oder zwei Euro am Tag wären."






Vorsorglich: Greifensteins Bürgermeister Martin Kröckel.(Foto: Archiv)zoomVorsorglich: Greifensteins Bürgermeister Martin Kr... | mittelhessen.de
Nicht nur die Vereinigung der Freizeitreiter, die Weber vertritt, sondern auch andere Vereine und Verbände sind gegen die Steuer. "Die Reitervereine und Voltigierer haben uns schon geschrieben", sagt Martin Kröckel, parteiloser Bürgermeister in Greifenstein. "Ich will die Steuer auch nicht", bekennt er. Aber als Bürgermeister ist er verpflichtet, die Gemeindevertreter, die letztlich darüber entscheiden müssen, vorsorglich auf die Möglichkeit einer zusätzlichen Einnahme wenigstens hinzuweisen.

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