Marlitt, wie hast du selbst zu Pferden gefunden?
Schon in der Grundschulzeit kannte ich jeden Kaltblüter im Dorf. Später in der Gymnasialzeit in Gießen jedes Zugpferd Und die Zugpferde kannten mich, weil ich immer Äpfel für sie in der Tasche hatte.
Und weil meinem Mann Karl und mir später das Stadtleben überhaupt nicht gefiel, zogen wir in mein Elternhaus, das am Dorfrand lag und Platz bot für meine Wunschträume: Pferde, Hunde und (damals) viel freie Natur. Zum Glück konnte ich meinen Mann - einen Städter - für Tiere und Landleben begeistern, und so entstanden im Laufe der Jahrzehnte Stallanlagen, Reitplatz, Remise etc.
Du kennst ja noch die Anfangszeiten der VFD und gehörtest zu den ersten Aktiv beigetreten.
Wir als begeisterte Freizeitreiter wurden aufgeschreckt, als uns Ursula Bruns (damals noch Ponypost-Herausgeberin) auf das geplante Bundeswaldgesetz mit seinen Einschränkungen für unsere goldene Reiterfreiheit offenbarte und uns auf eine Initiative hinwies, der wir uns sofort anschlossen.
Im Taunus trafen wir uns mit den Breitensportlern und es kam zu zahlreichen Aktivitäten. Seinerzeit entstand auch der markante Aufkleber: Der Wald gehört allen, bitte auch den Reitern. In diesem Rahmen kam es zur Gründung des VFD und wir schlossen uns voller Überzeugung, dass wir gemeinsam mehr erreichen, diesem Verein an und sind bis heute in Hessen Mitglied.
Seinerzeit wurden die Einschränkungen für Reiter im Bundeswaldgesetz verhindert. Wo muss aus deiner Sicht 37 Jahre später die Vereinigung der Freizeitreiter aktiv werden?
Sie muss sich nach wie vor gegen die immer wieder aufflackernden Gerüchte um Reit- und Fahrverbote kümmern und sofort dagegen halten. Überall sollten VFDler auch aufmerksam erneute Debatten um Pferdesteuer verfolgen und Tipps für die Pferdeleute vor Ort auf Abruf bereit halten.
Die eigenen Medien sollten die Freizeitreiter zudem nutzen, um auf aktuelle Sorgen der Leser wie z.B. im Moment die Problematik um Jakobs- und andere Kreuzkräuter einzugehen und zu informieren, Viel Aufklärungsarbeit kann man auch in den einzelnen Bundesländern beispielsweise bei den VFD- Stammtischen leisten.
Wenn du für die Pferde sprechen könntest, was würdest du Reitern und Pferdehaltern für sie auf den Weg geben?
Zum Glück ist ja inzwischen die Ständerhaltung verboten. Aber jedes Pferd als geborenes Lauftier der Steppe sollte sich regelmäßig wenigstens stundenweise frei an der frischen Luft (ohne jeden Zwang, also ohne Reiter ohne Fahrer) aufhalten dürfen. Ein Pferd muss immer auch Pferd sein dürfen.
Du bist durch Vorführungen auf Messen, aber auch viele Fachartikel und Bücherbekannt, in denen es oft um Spiele mit Pferden geht? Möchten Pferde wirklich mit Menschen spielen?
Da hat mich die Equitana sehr inspiriert; wir waren ab der 2. Equitana oft mit Pferden dabei mit Schaunummern und Kunststückchen. Alles, was wir dort sahen, haben wir zu Hause auch ausprobiert, um zu wissen, wie man seine Ideen Pferden vermittelt und wie Pferde auf unsere verrückten Spielereien reagieren.
Und wir haben festgestellt: Pferde können zu Höchstform auflaufen, ja geradezu beifallsüchtig werden. Aber es ist nicht der Beifall direkt, wie wir schnell merkten; sondern Pferde sind so sensibel, dass sie auf Glücksgefühle des Reiters, Besitzer, Pflegers mit Entspannung und begeisterter Mitarbeit reagieren. Immer vorausgesetzt, man verlangt von Pferden nichts, was sie ihrer Natur, ihres Körperbaus, ihrer Veranlagung und Ihrer Ausbildung widerstrebt.
Und sie sind durchaus in der Lage, Schaunummern nach eigenen Ideen abzuwandeln, um noch mehr Zustimmung und Lob zu erheischen. Diese spielerische Veranlagung gepaart mit angeborener Neugier haben wir dann mit Trailaufgaben und Kunststückchen immer weiter ausgebaut und staunen, wie gut Pferde "hinhören", wenn sie sich von ihren Menschen geliebt fühlen.
Von meinen Pferden habe ich gelernt, dass nicht Strenge mit Konsequenz verwechselt werden darf und Liebe durchaus nicht mit Betüddeln und Leckerchen füttern.
Wenn Pferdeleute mehr von dir erfahren möchten, wo können sie dich finden?
Am liebsten ist mir der Kontakt per Email; das Telefon klingelt so entsetzlich oft zu"fast" jeder Tages- und Nachtzeit. Und als Hessensprecherin des AK-Kreuzkraut bin ich derzeit auch total ausgelastet.
Kontakt Connemara Gestüt Dilltal: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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