Die VFD steht wie kein anderer Verband in Deutschland für das gleichberechtigte Betretungsrecht mit dem Pferd.
Nicht immer stoßen wir mit der Forderung nach Gleichberechtigung bei der Naturerholung auf offene Türen. Eine Vielzahl an Mitspielern sieht eine Mitbenutzung der Natur durch andere Gruppen als Bedrohung oder Herabstufung ihrer Interessen. Seien es die Jäger, mit ihrer Angst der Wildvertreibung, die Waldbesitzer, die zerstörte Wege und Haftungsansprüche fürchten, oder Radfahrer, die sich trotz öffentlicher Milliardenförderung für Radwege als benachteiligt und gefährdet sehen. Gerade letztere Gruppe möchte die Natur in Ruhe und mit rasanten Abfahrten genießen – auf glatten und extra befestigten Wegen. Was dies dann allerdings mit Natur zu tun hat erschließt sich mir nicht. Beim Bau von einem Kilometer Radweg werden mehrere Tonnen CO2 freigesetzt und naturfremde Stoffe in den Boden eingebracht – um künstlichen Untergrund zu schaffen.
Pferde sind, das wissen alle, die sich mit diesem Thema ernsthaft auseinandersetzen, nicht auf extra angelegte Wege angewiesen. Es ist gerade die Bodenbeschaffenheit, die eine Reitregion auszeichnet und die auch Reiter in andere Regionen lockt: Berge und felsiger Untergrund, Meeresboden im Watt oder der Sand der Heide.
Kein Reiter oder Fahrer, der im Gelände unterwegs sein möchte, braucht Reitwege – lasst uns einfach die vorhanden, naturbelassenen Wege nutzen! Günstiger kann man nirgends an eine touristische Infrastruktur kommen. Wie kann man als Touristik darauf hoffen, Gäste zu gewinnen, wenn alle Maßnahmen für ein touristisches Reitwegenetz die einheimischen Reiter und Fahrer damit auf diese Wege einschränken?
Die Touristik ist hier gefragt mit ihrer Kunden- und Zielgruppe, den Geländereitern und -fahrern, die Bedarfe genau zu ermitteln und zu planen. Dazu gehört vorrangig auch der Einsatz für ein liberales Reitrecht in der entsprechenden Region, sonst kann ein kleines Verreiten oder -verfahren schnell zu einer Strafe von mehreren Tausend Euro führen – wer möchte hier schon Urlaub machen? Wir können Reiter und Fahrer, und nicht nur unsere Mitglieder, nur vor solchen Gebieten warnen und zu anderen Regionen für einen entspannten und pferdegerechten Urlaub raten.
Eine Gruppe der Verweigerer einer Gleichberechtigung kommt jedoch aus einer Richtung, die erstaunt: Es sind die Reiter und Fahrer selbst. Viele Interviews der vergangenen Wochen mit Vorständen und Offiziellen der FN oder ihrer angeschlossenen Reit-und Fahrvereine belegen dies sehr eindrucksvoll:
Diese Gruppe von Reitern und Fahrern hält 20 mal 40 Meter für ausreichenden Auslauf und den Reitweg um den Stall für wirkliches Gelände.
Diese Reiter und Fahrer sprechen gerne gegen die Liberalisierung des Reitrechts in NRW – glauben in ihr zu viele Gefahren zu sehen oder gar, dass eine Gleichberechtigung der Reiter und Fahrer überflüssig sei. Sie verraten damit die Interessen einer großen Gruppe in ihrem eigenem Verband – da helfen dann auch keine neuen Stellen für den Breitensport, dies ist eher als ein Feigenblatt zu verstehen.
Gefahren bestehen immer, wenn wir mit dem Pferd umgehen: im Stall, auf dem Platz oder im Verkehr und im Gelände. Ob sie sich verwirklichen, hängt in erster Linie von der Ausbildung von Pferd und Mensch ab: Hat dieses Paar wirklich die Geländereife erlangt? Ist es verkehrssicher? Genau hier setzt die VFD seit über 45 Jahren einen ihrer Schwerpunkte: Ausbildung für und im Gelände mit besonderem Blick für Sicherheit und Naturschutz.
Beide Punkte bauen auf ein kooperierendes Miteinander mit anderen Gruppen in der Natur. Dies sind tatsächlich VFD-Schulungsinhalte. Und die Rittigkeit des Pferdes? Nun, wenn Geländereiter bei ihrem „X“ nicht ordentlich stehen, sind sie tot – in der Dressur gibt es nur einen Punktabzug....
Es bleibt leider auch im fünften Jahrzehnt des Bestehens der VFD eine Kernaufgabe, für die Gleichberechtigung von Reitern, Fahrern und anderen Erholungsuchenden in der Natur einzustehen.
Wanderreiten künftig nur noch auf der Strasse?
Fotos: VFD Saar, VFD Mecklenburg-Vorpommern, Silke Dehe, Christine Garbers