Wissenschaftler der Leibnitz-Universität Hannover haben einen giftigen Pilzbefall im Schlickgras der Nordseeküste entdeckt.

An der gesamten Wattenmeerküste von den Niederlanden bis Dänemark wurde er festgestellt - ein Mutterkorn Befall.

Viele Pferdehalter wissen es bereits. Mutterkorn Toxine sind hochgiftig. Bisher waren die Alkaloide im Getreide zu finden. Am häufigsten befallen: der Roggen. Aber auch Hafer und Gerste, sowie Weizen, Dinkel und Triticale können Mutterkörner enthalten.

Aus den Inhaltsstoffen kann Lysergsäure gewonnen werden, aus der die Droge LSD hergestellt werden kann.
Vergiftungssymtome können Darmkrämpfe, Atemlähmungen, Kreislaufversagen, Halluzinationen, Durchblutungsstörungen bis hin zum Absterben von kleineren Gliedmaßen wie Zehen oder Finger sein.
Bereits 5 - 10 Gramm frisches Mutterkorn können diese Reaktionen auslösen.

Einen Mutterkornbefall von Getreide erkennt man optisch an den schwarzen, wie eingetrocknet aussehenden Körnern, sowohl auf dem ungeernteten Getreide des Feldes, sowie auch in losem Getreide, z.B. in Futtersäcken.

Mutterkorn war bereits im Mittelalter als giftig bekannt. Der Verzehr im damals ungereinigten Getreide konnte tödlich enden. Noch 1926 - 1927 kam es in der Sowjetunion zu einer massiven Vergiftung der Bevölkerung. Offizielle Quellen teilten damals den Tod von 11.000 Menschen mit - verursacht durch verunreinigtes Mehl im Brot.
In Europa wird in der heutigen Zeit das Getreide weitestgehend vor der Weiterverarbeitung gereinigt, was jedoch nicht heißt, dass der Mutterkornbefall damit in der Natur ausgerottet ist.

So verbreitet sich der Pilz fleißig weiter über die Pilzsporen. Zur Zeit der Getreide- und Gräserblüte werden diese Sporen mit dem Wind oder mit Insekten verteilt.

Im Schlickgras wurden nun höhere Konzentrationen von Mutterkornalkaloiden festgestellt als bisher im Getreide. Aufgrund der hohen Konzentration im Schlickgras muss befürchtet werden, dass bereits der Verzehr von geringen Mengen, z.B. durch Kleinkinder und Tiere zum Tode führen kann.

Das Schlickgras ist inzwischen weit verbreitet. So auch auf Weideflächen im Deichvorland.
Es wurde 1924 von England in die Niederlande eingeführt, um dort in der Landgewinnung seine Dienste zu tun. 1927 kam es nach Deutschland und ein paar Jahre später nach Dänemark.

Es verbreitet sich inzwischen selbständig über Rhizome (unterirdische Ausläufer), deren Teile mit dem Wind verbreitet werden können, wie auch über Samen.

Experten warnen nun vor einer Gefährdung für Mensch und Tier, während die Nationalparkverwaltung und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen keinen Anlass zur Besorgnis sehen.

MK Weidelgras 6589 Dehe
Mutterkorn im deutschen Weidelgras! - Foto: Silke Dehe

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