Späte Heimkehr eines Publikumslieblings und Volkshelden
Das Leben des Tibor von Pettkó-Szandtner, Edler von Felsődriethoma (1886 – 1961)
Horst Brindel und Josef Schrallhammer waren als Vertreter der VFD in Anerkennung ihres Einsatzes für die ungarische Pferde- und Fahrkultur zu einem besonderen Ereignis in das ungarische Nationalgestüt Bábolna geladen.
Der ehemalige Kommandant des ungarischen Hauptgestütes Bábolna und spätere Königlich ungarische Oberlandstallmeister Tibor von Pettkó-Szandtner und seine Ehefrau Margarete erhielten dort, nach einer lange geplanten Überführung vom Waldfriedhof Starnberg ihrem Wunsch entsprechend, am 29.09.2018 mit militärischen Ehren ihre letzte Ruhestätte.
Die Erfüllung dieses letzten Wunsches war ein besonderes Anliegen des Präsidenten des Züchters des arabischen Pferdes in Ungarn Tamás Rombauer:
,,Ich bitte vom Herrn des Himmels nur eines, wenn ich sterbe,
soll ich hier an der bábolnaer Weide beigesetzt werden,
dass ich das Trommeln der Hufe meiner Lieblingspferde auch von dort hören kann.“
So wohlklingend wie sein Name, so aufregend und vielfältig ist sein Lebensweg. Nach vielen Jahren des Exils fand die Umbettung von Tibor von Pettkó-Szandtner und seiner Frau Margit mit militärischen Ehren von Starnberg in das Nationalgestüt Bábolna statt. Mit Gästen aus aller Welt waren Horst Brindel und Josef Schrallhammer als die Vertreter der VFD eingeladen, deren Engagement für das Fahren auf ungarische Art durch die Veröffentlichung des „Fahrkompendium UNGARISCH FAHREN“ auf diese Weise international anerkannt wurde.
Ein Pferdemann durch und durch, in hohem Maße kompetent, unpolitisch, weitsichtig und klug, so präsentiert sich General a.D. Tibor von Pettkó-Szandtner in der hippologischen Zeitgeschichte. Er war ein Mann, der sich durch vornehme Herzensbildung und absoluten Sachverstand auszeichnete, der höchste Höhen und tiefste Tiefen erlebte.
Nach einer pferdegeprägten Militärlaufbahn wurde General Tibor von Pettkó-Szandtner Gestütskommandant im ungarischen Bábolna, dem Juwel der europäischen Araberzucht und Heimat der Shagya-Araber. Schließlich wurde er für die gesamter Pferdezucht Ungarns verantwortlich und galt als der wohl beste Zuchtexperte seines Jahrhunderts. Als charismatischer Mehrspännerfahrer wurde er verehrt, in Aachen feierte er Triumphe. Respekt und Freundschaft verbanden ihn mit Ludwig Prinz von Bayern und Benno von Achenbach, der ihm testamentarisch seine Peitschensammlung vermachte.
Über tausend der wertvollsten Zuchtpferde Ungarns ließ Tibor von Pettkó-Szandtner Ende 1944 vor der sowjetischen Armee in Sicherheit bringen. Im Remontegestüt Bergstetten fanden 400 Araber und Shagya-Araber aus dem Nationalgestüt in Bábolna Zuflucht. Dort musste er hinnehmen, dass der zuständige amerikanische Befehlshaber ihn absetzte, unrettbar einen Teil „seiner Pferde“ zur Serumgewinnung der wieder aufstrebenden pharmazeutisch-chemischen Industrie zuteilte und andere wertvolle Pferde in die USA verschleuderte. Nur wenige der Zuchtpferde fanden später unter geordneten Bedingungen den Weg in anerkannte Zuchtstätten oder zurück nach Ungarn.
Ab 1947 beschäftigten Freunde Tibor von Pettkó-Szandtner in Schweden als ihren Gestütsleiter. Auf Grund seiner überragenden fachlichen Qualifikationen erhielt er 1949 den Ruf nach Ägypten. Dort begann er im Alter von 63 Jahren mit der Aufgabe, die ägyptische Vollblutaraberzucht im königlichen Gestüt Kafr Farouk zu verbessern. Auch nach dem Sturz von König Faruk I im Juli 1952 konnte seine weiterhin erfolgreiche Arbeit die Vollblutaraberzucht im jetzt neu benannten ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa zur Weltgeltung bringen.
1959 kehrte Tibor von Pettkó-Szandtner nach Deutschland zurück. Durch die Freundschaft zu Ludwig Prinz von Bayern fand er seinen Aufenthalt in Leutstetten. Am 6. Januar 1961 starb Tibor von Pettkó-Szandtner, ohne jemals wieder nach Ungarn gekommen zu sein. Die politischen Verhältnisse ließen dies nicht zu. Er wurde auf dem Waldfriedhof in Starnberg beigesetzt. Seine Frau Margit überlebte ihn um 20 Jahre und wurde 99 Jahre alt.
Im Rahmen der sich den Feierlichkeiten anschließenden Generalversammlung der Society of the Hungarian Arabian Horse Breeders wurde Josef Schrallhammer und Horst Brindel die Möglichkeit geboten, in einem Redebeitrag die Bedeutung Tibor von Pettkó-Szandtner sowohl für die ungarische als auch für die Vielfalt der Fahrkultur darzustellen - entsprechend der Interessensvertretung der VFD.
Josef Schrallhammer und Horst Brindel haben durch ihren VFD-Sonderdruck zum Fahrgedenkjahr von Tibor von Pettkó-Szandtner und Benno von Achenbach im Jahre 2011 wie auch durch ihr 2016 erschienenes „VFD- Fahrkompendium Ungarisch Fahren“ hierfür einen vielbeachteten Beitrag geleistet.
Letzte Exemplare der vergriffenen Publikationen können über die Geschäftsstelle der VFD Bayern, solange der Vorrat reicht, erworben werden – ein ideales Weihnachtsgeschenk für Freunde der Fahrkultur.
Der VFD Sonderdruck zum Fahrgedenkjahr 2011 ist für 5 € zzgl. Versand und das Fahrkompendium UNGARISCH FAHREN für 19,00 € zzgl. Versand in der Geschäftsstelle der VFD Bayern, Landshamer Str. 11, 81929 München erhältlich.
Die folgenden Fotos sind von Zsuzsanna Haga