Der Abschied vom Pferdepartner gehört sicher zu den schwersten Zeiten im Leben eines Pferdefreundes. Wir hoffen alle, dass unser Freund in hohem Alter sanft auf der Weide einschläft. Leider ist das nur selten der Fall.
Wenn wir von traumatischen Ereignissen absehen- Unfälle, Vergiftungen, schwere akute Erkrankungen wie Koliken, die uns ein langes Nachdenken nicht ermöglichen, ist in Fällen chronischer Krankheiten und zunehmendem Lebensalter unsere Aufmerksamkeit und vor allem Urteilsfähigkeit gefragt.
In der Regel haben wir unser Pferd über viele Jahre gut kennen gelernt und erkennen, ob es ihm gut geht oder ob ihm etwas fehlt. Das hat sicher jeder von uns schon erfahren: Man geht am Abend zum „Gute Nacht Sagen“ nochmal in den Stall und irgend etwas stimmt nicht. Nichts wirklich Auffälliges oder Greifbares, aber das Pony steht nicht wie sonst immer an der Heuraufe, sondern abseits und macht „einen merkwürdigen Eindruck“. Es kann sein- auch bei Ponys- dass es einfach satt und müde ist. Es könnte aber durchaus auch der Beginn einer Kolik sein. Wer sein Pferd gut kennt, hat ein Gespür dafür.
Aber gerade am Ende des Pferdelebens- sei es einem hohen Alter geschuldet oder einer lang andauernden chronischen Erkrankung- setzt häufig eine Art „Betriebsblindheit“ ein. Der Gedanke an den bevorstehenden Verlust, daran, die Entscheidung treffen zu müssen, die mit dem Tod des Pferdes endet, wird ausgeblendet. Menschlich verständlich, aber für das Pferd ein schlechter Dienst. In einem solchen Fall kann es hilfreich sein, Rat bei erfahrenen Pferdeleuten und natürlich beim Tierarzt des Vertrauens zu suchen, die realistischer einschätzen können, wie es um das Pferd steht.
Letztlich ist es aber unsere Entscheidung, vor der wir uns nicht verschließen dürfen, wenn wir unserem Pferdefreund Leiden und Schmerzen ersparen wollen. Wir sind es ihm schuldig! Im VFD-Leitbild ist diese Verantwortung für das Leben und auch für das Lebensende des Pferdes fest verankert.
Über die Art, das Leben zu beenden, muss jeder für sich entscheiden. Es gibt Verfechter der Schlachtung, die überzeugt sind, dass ein Pferd auf diese Art am wenigsten leidet und der Bolzenschuss die schnellste und „humanste“ Art der Tötung ist. Wer sich für die Schlachtung entscheidet, sollte das Pferd unbedingt bis zum Ende begleiten. Diese Begleitung kann auch eine vertraute Person übernehmen. Das Pferd wird sich dadurch sicher fühlen und weniger Angst verspüren. In jedem Fall muss man sich davon überzeugen, dass das Pferd auch wirklich tot ist und nicht etwa nicht durch die Hintertür auf einen Schlachtpferdetransport nach Irgendwo gerät.
Die „friedliche“ Alternative ist das Einschläfern durch einen erfahrenen (!) Tierarzt.
Hierzu gibt es eine sehr tröstliche Studie, veröffentlicht bei Pro Pferd.at, die belegt, dass Einschläfern mittels einer Überdosis des „Schlafmittels“ Pentobarbital eine schnelle, effektive und humane Art des Einschläferns ist, bei der das Pferd ohne Angst und Todeskampf innerhalb kürzester Zeit das Bewusstsein verliert. Weitere Informationen, u.a. auch von Dr. Andreas Franzky, VFD Fachbeirat Ethik und Tierschutz.
Beim Einschläfern beendet unser Pferd sein Leben in vertrauter Umgebung und im Beisein seiner Menschen- und Pferdefreunde. Ganz wichtig: die Herdenfreunde sollten unbedingt die Zeit und Möglichkeit für ihren eigenen Pferdabschied bekommen.
Der Ort, an dem das Pferd eingeschläfert werden soll, muss so gewählt werden, dass er vom LKW des Abdeckers ohne Schwierigkeiten erreicht werden kann. Das Dabeisein beim Abtransportieren der Pferdeleiche darf man sich dann getrost ersparen.
Diese Gedanken um das Lebensende des Pferdes sind sicher bedrückend, aber eine Freundschaftspflicht und schließlich auch wieder eine Frage der Fairness!
Mögen viele schöne Jahre mit euren Pferden vor euch liegen!
Titelbild: Pixelio.de