Es ergibt sich aus dem Gründungszweck der VFD - der Erhalt des freien Reitens in der Natur - dass ihre Mitglieder ein inniges und verständiges Verhältnis zu ihrer Mitwelt haben.
Daher ist es sehr naheliegend, dass wir die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland begrüßen, war doch diese Tierart bis vor etwa 150 Jahren Teil der hiesigen Natur.
Wir verstehen, dass die Ausrottung des Wolfes im Deutschland des 19. Jahrhunderts eine Folge der dramatischen Waldvernichtung im Verein mit einer größtenteils durch Wetterphänomene bedingten Hungersnot war.
Wir sind wie viele andere Naturschützer auch der Überzeugung, dass unter den heute im Vergleich zum 19. Jahrhundert völlig anderen Lebens- und Umweltbedingungen eine friedliche Co-Existenz von Wolf und Mensch einschließlich der von ihm gehaltenen Tiere auch in Kulturlandschaften möglich ist.
Dafür ist es im Zweifel erforderlich, dass der Mensch regional für die von ihm gehaltenen kleineren Weidetiere, die in das Beuteschema des Wolfes passen, geeignete Schutzmaßnahmen ergreift.
Für Pferdehalter, die wie eine überwiegende Mehrheit der VFD-Mitglieder ihre Tiere in Offenstall-Anlagen und in der Vegetationsperiode auf der Weide halten, stellt sich die Frage, ob Pferde ins Beuteschema des Wolfes passen.
Hier hilft ein Blick über die Grenzen. In Spanien, Frankreich, Italien, dem Balkan, Polen, Rumänien und der Slowakei - alles Länder, in denen der Wolf nie ausgerottet werden konnte - werden Pferde auch in Wolfsgebieten auf der Weide gehalten. Sie reproduzieren sich auch dort, so dass auch Fohlen potentiell von Wölfen bedroht wären, würden diese denn Pferde angreifen.
Recherchen in diesen Ländern führen einhellig zu dem Ergebnis, dass Pferde nicht von Wölfen bedroht sind. Fohlenrisse, die vereinzelt vorkommen können, sind fast immer auf wildernde Hunde zurück zu führen.
Etwa seit Beginn diesen Jahres tauchen Berichte in zahlreichen Medien auf, die von angeblichen Wolfsbedrohungen auch für Pferde berichten. Wir befürchten, dass es sich hierbei u.a. um die Lobby-Arbeit bestimmter, sehr konservativer Jäger-Kreise handelt.
Mit solchen Menschen haben wir als Gelände- und Wanderreiter eine nun über 40-jährige Erfahrung, wenn es um restriktive Regelungen von Reitrecht in der freien Natur geht. Immer wieder versuchten und versuchen solche konservativen Jäger, die vergleichsweise kleine und wenig „lobby-starke“ Gruppe der Geländereiter aus dem Wald zu verbannen oder auf wenige Reitwege zu binden.
Es erscheint uns, dass solche konservativen Jäger nichts sehnlicher wünschen als endlich eine Wolfstrophäe erbeuten zu dürfen.
Wir wissen - u.a. durch reitende Jäger aus den eigenen Reihen - sehr genau, dass eine Mehrheit der Jäger Naturschutz und Respekt vor der Mitwelt sehr ernst nimmt. So mancher jüngere Jäger hat dies auch von den älteren gelernt, die dies schon vor 50 oder 100 Jahren praktizierten.
Aber so wie es unter den Reitern Menschen gibt, die es an Respekt dem Reittier gegenüber fehlen lassen, kommt auch bei manchem Jäger der Respekt vor der Natur weit hinter der Lust an der Trophäe.
Wir als VFD bedauern, dass sich Pferdezuchtverbände vor den Karren einer konservativen Jäger-Lobby spannen lassen, die die „Entnahme“ von „Problem-Wölfen“ schon beschwört, bevor überhaupt nachweisbare Probleme auftauchten. So hat z.B. der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Breido Graf zu Rantzau, in der Norddeutschen Rundschau zum Thema Wolf geäußert. „Er gestehe dem Wolf zwar eine Daseinsberechtigung zu, trotzdem sei dieser in einer besiedelten Kulturlandschaft nicht tragbar. Er betrachte dies als „falsch verstandenen Naturschutz“.
Ein Naturschutz nur wenn es dem Menschen passt?
Durch die Haltung von Pferden auf der Weide haben wir gelernt, unser Grasland mit geeigneten Elektrozäunen vor den z.T. gewaltigen Schäden durch die Wühlfreude von Wildschweinen zu schützen. Sollte tatsächlich in Einzelfällen eine Gefährdung von Fohlen durch Wölfe manifest werden, sehen wir diese Schutzmaßnahme als einen bessern Weg als den Abschuss von Problemwölfen.
Ganz sicher werden wir uns durch die Panik-Mache einiger Lobbyisten nicht dazu verleiten lassen, unsere Pferde wieder in Boxen einzusperren.
So wie das von manchem erzkonservativen Pferdemenschen, der vielleicht auch gleichzeitig Trophäen-Jäger ist, nun wieder öffentlich beschworen wird….
Ganz konkret: Die Bedrohung von Pferden - vor allem von Fohlen - auf der Weide durch wildernde oder verwilderte Hunde ist in Deutschland tausendfach größer als durch Wölfe. Aufgrund der sehr großen Zahl an Hundebesitzern würde es aber niemand wagen, deshalb nach Restriktionen bei der Hundehaltung zu rufen.
Es wird sich nun zeigen, wie groß die Lobby der Wölfe, der engsten Verwandten der allseits beliebten Hunde ist.
Wir als VFD stehen auf der Seite der Wölfe, auch wenn unsere Pferde diesen lieber aus dem Weg gehen.
H.M. Pilartz
Fotos: Paukereks_Pixelio; Titel: Wandersmann_Pixelio