auch unter den Bezeichnungen; Trekking mit Pferd, Maultiertrail, Eselsafari, etc. bekannt.
Wie es heutzutage keine Fuhrleute mehr in Mitteleuropa gibt, so sind auch die Säumer ausgestorben, die mit bepackten Tieren über schmale Gebirgspfaden Güter transportierten. Abgesehen von den Tragtierkompanien der Alpenländer waren es einige wenige Enthusiasten, die noch rechtzeitig vor dem endgültigen Aussterben des Fach-Wissens sich des ältesten Transportmittels, das sich der Mensch geschaffen hat, erinnerten. Ansonsten hätte man die Buchdeckel zu diesem Kapitel wohl endgültig schließen können.
Ich möchte gar nicht darüber räsonieren, warum der Mensch sich, ob der ganzen Bequemlichkeit den er sich geschaffen hat, immer wieder der Mühsal und Plage hingibt und persönliche Herausforderungen auf sich nimmt, um zum Beispiel das Reiten und den Umgang mit dem Kulturgut Pferd zu erlernen. Ich freue mich einfach darum und tauche ein in die Abenteuer, die mir die Wanderreiterei mit Packpferd und –Muli bietet.
Und umso mehr ich mich mit dem Thema befasse, umso mehr Mitstreiter lerne ich kennen und auch Verknüpfungspunkte im täglichen Umgang mit den Tieren fallen mir auf.
Da Sie, geschätzte Leser, in der Regel über ein Pferd verfügen werden sie auch feststellen, das sich unsere Reitpferde relativ einfach auch zu einem Tragtier formen lassen. Die Extra- Ausrüstung spielt am Anfang überhaupt keine Rolle und sparen Sie sich ihr Geld vorerst. Ein gepolsterter Longiergurt, eine Schabracke und die Satteltaschen tun am Anfang gute Dienste und ein Bodenseil und Knotenhalfter/oder Zaumzeug mit Gebiss (STVO!) hat ja wohl jeder im Stall hängen. Die Kondition unseres Tieres begrenzt uns lediglich im Radius unserer Ausflüge; Jungpferde oder Senioren sind dankbar für langsam steigernde Distanzen, bei konditionierten Einhufer können wir schon mal an einen Tagesausflug denken. An die Führigkeit unseres zukünftigen Tragtieres sind höhere Anforderungen zu stellen, als beim Weg von und nach der Koppel. Bodenarbeit zeigt uns eventuelle Defizite auf, an denen wir mit unserem Partner arbeiten dürfen. Er muss vor, neben und hinter uns platziert gegen wollen, denn in der Natur können wir uns nicht immer auf breiten Wegen bewegen und die Last, links und rechts vom Körper macht unsere Pferde nicht gerade schlanker. Übrigens zählen Reitverbote nicht für das geführte Pferd! Wenngleich wir bitte an dieses Thema mit Fingerspitzengefühl rangehen wollen. Aber nach meiner Erfahrung werden wir, nunmehr auf Augenhöhe mit den fußläufigen Mitbewohnern, gerne in ein freundliches Gespräch verwickelt. „Warum hat das Pferd so lange Ohren“ eine Standardfrage aller Kinder, und ob sie mal…, das kennen wir ja. So schrumpft das geplante Tempo schnell dahin.
Was jetzt noch fehlt sind die familiären Begleiter der Wanderungen, ohne die macht`s doch gar nicht so viel Spaß. Nachdem viele meinen, dass mehr als eine Stunde Bewegung in der Natur schon richtige Trekkingtour sind, freuen dies sich erst einmal darüber, dass sie Ihr persönliches Notgepäck auf dem Rücken unseres lieben Tragtieres verstauen dürfen. Und ich freue mich immer wieder, wenn ich einen wunderschönen Fleck in der Natur ansteuere, an denen ich das Picknick anrichten kann. Denn in den Packtaschen habe ich auch einen kleinen Kocher dabei, samt Teebeutel, Kaffeemehl, etc. Hinterher ernte ich viel Zustimmung für mein zeitintensives „Hobby“ und die Begleiter freuen sich über das außerordentliche „Abenteuer“ mit dem Pferd.
So etwas lässt sich ja auch auf mehrere Tage ausdehnen und dann beginnen auch für uns die Abenteuer, denn ohne Wander“ritt“planung geht nun eigentlich nichts mehr. Klar im Vorteil, der nun Rittführererfahrung mit sich bringt. Mit einem kleinen „daypack“ auf dem Pferderücken ist es dann auch nicht getan, jetzt sind ein angepasster Packsattel und ein abgestimmtes Gepäcksystem gefragt. Aber, die Freuden der Wanderung mit Packtier sind nicht nur für mich natürlich reizvoller.
Ein Gast eines Maultiertrails beschrieb den besonderen Reiz des erlebten mit seinen Worten:
„Ja , wie bereits gesagt hat mich die Idee gereizt, eine längere, also mehrtägige Tour durch unbesiedeltes Gebiet zu machen und draußen in der Natur zu übernachten und auf kein Gasthaus-Essen noch anzumietende noch im Voraus zu buchende Übernachtung angewiesen zu sein und trotzdem mit unbelasteten Schultern, ohne schweres Gepäck den ganzen Tag wandern zu können und sich auch keine Sorgen machen zu müssen , ob man am Abend wieder rechtzeitig beim Auto zurück ist oder sein Etappenziel erreichen wird. Gleichzeitig mit der freudigen Erwartung eines guten abendlichen Essens, ohne auf die Flasche Wein verzichten zu müssen, weil die ja zu schwer wäre, auch noch im Rucksack getragen zu werden. Nein, unsere treues Muli Honey trägt für uns alle das Gepäck, das Essen, das Wasser, das Kochgeschirr, was Warmes zum Anziehen, Schlafsäcke, sogar was zum Lesen und sogar noch ein großes Tipizelt indem zur Not 10 Leute Platz finden würden. Eine geniale Begleiterin, die sich schwer beladen, selbst während des Laufens mit Gräsern am Wegrand beständig den Magen füllt, das macht ihr so schnell keiner nach und sie verdient unsere offene Bewunderung.“
Die Krönung der Säumerei ist natürlich das Führen des Packtieres vom Reitpferd aus. Jetzt kann ich auf den Wanderritten z. b. die Reitpferde durch wechseln, Gepäck für autarkes Outdoorleben mit nehmen und unabhängig von Wanderreitstationen meinen Wanderritt ausführen. Allerdings sind jetzt auch Kenntnisse im Handpferdereiten gefragt und Reit- und Packpferd müssen sich wirklich grün sein und auch sonst den Alltag mit dem Reiter teilen. Auf ein ausgeliehenes Packpferd würde ich, der Überraschungen wegen, auf jeden Fall verzichten. Auch für das Streckentempo bleibt der Schritt 1. Wahl, denn sonst könnte man mit den fliegenden Gepäckstücken eine Schnitzeljagd organisieren. Aber manche mögen es ja kompliziert, sonst wären nicht alle Berge dieser Welt bestiegen worden.
In Bälde werden in Bayern spezielle Wanderritte unter dem Dach der VFD ausgeschrieben, in denen man die Kunst des Säumens erlernen kann. Learning by doing ist das Grundkonzept. Aber auch Zweitages-Kurse zum erlernen der Packtechniken und der Wahl der verschiedenen Packsättel. Wollen Sie online bleiben, dann verfolgen Sie einfach die Sparte Säumen auf der Homepage der VFD-Bayern.
Gerade startet hier eine Serie über Berichte zu den verschiedenen Packsystemen. Beginnend mit einfachen Techniken, die auch auf dem Trachtensattel (Westernsattel)Verwendung finden können. Sollten Sie auch mit Muli und Esel vertraut sein, so besteht hier neuerdings auch eine Sparte: Esel & Muli. Hier finden Sie ebenfalls Berichte zu Wanderungen und den Besonderheiten dieser Spezies.
Björn Rau - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!