Update 26.04.2022: Seit Jahren beschäftigt die Rückkehr des Wolfs die VFD und wird kontrovers diskutiert. Dabei bestimmt der Fokus auf den Schutz unserer Tiere, ihre artgemäße Haltung und der Natur- und Umweltschutz das Handeln. Die VFD setzt sich genauso seit Jahren für eine sachliche Diskussion ein und fordert dazu die Politik, Gesellschaft und vor allem die Verbände auf, den Herdenschutz in den Vordergrund ihrer Wolfspolitik zu stellen.
Viele unserer Forderungen (BZWW, Herdenschutz, Förderung, Entschädigung) wurden in den letzten Jahren bereits umgesetzt. Unsere Positionen finden nun Bestätigung in der Seite "Wolf " des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), in dem auf die Bedeutung des Herdenschutzes und die Verantwortung der Länder für die Prävention hingewiesen wird. Damit bestätigt das BMEL den von den Bundesdelegierten wiederholt erteilten Auftrag. Näheres auf der Homepage des Bundesministeriums.
Umso wichtiger ist es, dass sich die VFD auf dieser Grundlage auf allen Ebenen, insbesondere in den Bundesländern, für eine möglichst umfassende Förderung des Herdenschutzes einsetzt. Dabei unterstützt der Bundesverband und in seinem Auftrag die Arbeitsgruppe Herdenschutz. Zahlreiche Beiträge und Unterlagen stehen dazu schon jetzt zur Verfügung. AG Herdenschutz
20.01.2021: Seit dem Jahr 2000 bis Mai 2020 gab es 11 bestätigte Fohlentötungen durch Wölfe. Am 15.06.2020 kam es zu einem weiteren, bestätigten Übergriff auf eine Gruppe von Jungpferden im Kreis Nienburg/ Niedersachsen, bei dem drei Tiere (Jährlinge) getötet wurden. Diese unterstreichen die Dringlichkeit dieser Forderung. Für viele fühlt es sich an, als schaue die Politik tatenlos zu. Wir trauern um jedes Tier. Besonders um jedes Pferd.
Die Risse von Rindern und Pferden zeigen auch, dass diese domestizierten Tiere nicht mehr über ausreichende Instinkte verfügen um sich selber zu schützen. Um das Risiko weitere Risse zu minimieren ist umgehend ein flächendeckender Herdenschutz erforderlich, der alle Weidetiere umfasst. Die Informationen dazu, einschließlich der Links zu den wissenschaftlichen Studien finden sich unter (Link zum Zaunbeitrag). Alle Behauptungen zur Unwirksamkeit von Zäunen sind nicht hinreichend belegt. Vielmehr konnten bei den meisten Rissen Unzulänglichkeiten im Zaun festgestellt werden.
Alle Forderungen nach einer Bejagung der Wölfe tragen eine illusorische Sicherheit in sich. Vielmehr trägt dieser Eingriff in die Sozialstruktur der Wölfe ein hohes Risiko, dass die Wölfe ihr Verhalten unkontrolliert ändern und zusätzlich die Weidetier gefährden.
Vorrangiges Ziel für einen nachhaltigen Schutz der Weidetiere ist es, dass die Wölfe von Anfang an keine Gelegenheit bekommen, Nutztiere zu reißen und diese in ihr Beuteschema aufzunehmen. Jeder Riss macht Appetit auf mehr und die klugen Wölfe werden nach jedem Erfolg die Zäune noch intensiver nach Schwachstellen untersuchen. Ungeschützte Nutztiere gefährden deshalb auf Dauer auch die geschützten Weidetiere.
Wild sollte für Wölfe immer und überall die am leichtesten und gefahrlosesten zu erlegende und damit attraktivste Beute sein und bleiben..
Pressemitteilung vom 23. Juni 2020
Forderungen der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (VFD)
zur naturnahen Pferdehaltung und zum Herdenschutz
Entgegen sonstiger Gepflogenheit sah der zuständige Wolfsberater trotz offener Spurenauswertung eine 99%ige Wahrscheinlichkeit, dass es sich im aktuellen Fall um einen Wolfsriss handeln könne. Der betroffene Tierhalter war schon 2019 von Wolfsrissen bei seinen Rindern betroffen. Daher hatte er beim Land einen Förderantrag zum Herdenschutz gestellt, dessen Bearbeitung sich nach unseren Informationen über Monate hinzog und daher die Maßnahmen nicht rechtzeitig begonnen werden durften. Darüber hinaus hatte der Tierhalter offenbar den Versuch unternommen, Wölfe anzufüttern.
Die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (VFD) hat sich in ihrer Satzung dem Natur-, Umwelt- und Tierschutz verpflichtet. Obwohl der Wolf nach EU- und Bundesrecht in Deutschland eine streng geschützte Tierart ist, möchten wir dennoch nicht, dass sein Lebensrecht über das der Menschen und ihrer Haustiere gestellt wird, allerdings lassen die Versäumnisse von Behörden, Verbänden beim Herdenschutz eine konkrete Forderung, nicht zu, zumal auch noch nicht nachgewiesen ist, dass es sich um einen Wolfsriss handelt.
Die jüngsten Rissereignisse im Landkreis Nienburg (Niedersachsen) haben aber einmal mehr deutlich gemacht, dass auch Pferde (und andere Equiden) geeignete Herdenschutzmaßnahmen brauchen, um vor dem Zugriff durch den Wolf geschützt zu sein. In dem konkreten Nienburger Fall waren die Weiden erst in Teilen wolfsabweisend eingezäunt. Herdenschutz für Pferde gibt es in Niedersachsen nur dort, wo es 3 Übergriffe in einem Jahr im Radius von 30 km auf Pferde gegeben hat. Oder individuell, wenn man schon einen Übergriff hatte. Die Bearbeitung der Präventionsanträge hat die Schutzmaßnahme unnötig verzögert. Wir fordern daher Politik, Gesellschaft und alle anderen Pferde-Verbände (egal ob aus dem Bereich des Sports oder des Tierschutzes) dazu auf, den Herdenschutz in den Vordergrund ihrer Wolfspolitik zu stellen. Ohne Prävention werden Wölfe lernen, dass Weidetiere leichte Beute sind.
Die VFD fordert:
- einen sachlichen Umgang mit dem Thema, ohne jedoch die Ängste und Sorgen der Tierhalter zu verharmlosen oder zu ignorieren. Populationsbegrenzung ist nachgewiesener Maßen keine Alternative zu Herdenschutzmaßnahmen. Die Wiederausrottung des Wolfs ist gesellschaftlich nicht gewünscht. Wir halten beide Maßnahmen für untauglich, um einen effektiven Schutz unserer Weidetiere zu gewährleisten. Im Vordergrund aller politischen Forderungen muss daher ein systematischer Schutz aller Weidetiere durch individuelle Maßnahmen stehen.
Um es noch einmal klarzustellen: die VFD steht FÜR den Schutz der Weidetiere. Wir verfügen dazu über wissenschaftlich erarbeitete Stellungnahmen und sind uns sehr wohl bewusst, dass Schutzmaßnahmen jeweils individuell und differenziert anzuwenden sind. In der VFD gibt es dazu ein breites Hilfsangebot. - eine Förderung der ökologischen Pferdehaltung: Pferde können durch eine tiergemäße und ökologische Haltung artenreiches Grünland erhalten oder schaffen, und damit eine wichtige Leistung für die Gesellschaft erbringen. Auch dies ist belegt durch zahlreiche wissenschaftliche Studien. Wir fordern von der Politik dies anzuerkennen und Herdenschutzmaßnahmen zu 100 Prozent über staatliche Beihilfen zu finanzieren. Diese Beihilfen sollten an alle betroffenen Tierhalter gezahlt werden, unabhängig von ihrem Erwerbsstatus oder der Herdengröße.
- Transparenz nach Informationsfreiheitsgesetz: Die VFD ist für eine notwendige Tötung von Wölfen, die gelernt haben, fachgerecht ausgeführte Herdenschutzmaßnahmen wiederholt zu überwinden. Damit wir uns für die Koexistenz zwischen Weidetierhaltung und Wolf einsetzen können, ist Transparenz und Sachlichkeit im Umgang mit dem Wolf unerlässlich.
- die Anerkennung von bundesweiten Standards beim Zaunbau: Die VFD fordert seit Jahren einen konsequenten Herdenschutz auf bundesweit geltender, einheitlicher Grundlage. Dazu legen wir Zaunbau-Anleitungen für bezahlbare, baurechtlich und wildbiologisch vertretbare Zäune vor, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt und abgesichert ist. Sowohl die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) als auch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) befürworten ebenfalls stromführende Wolfsschutzzäune. Genau wie das BfN meinen wir, dass ein effektiver Schutz nur in Zusammenhang mit einer generellen Umstellung des Herdenmanagements erreicht werden kann. Eine Gruppe Jährlinge, auch Warmblüter, ohne erfahrene Alttiere sind noch keine Herde und ersetzen keinen Herdenschutz, wie der jüngste Fall im Landkreis Nienburg gezeigt hat.
Die empfohlenen Zäune sind weder wilddicht, noch stellen sie eine Gefährdung für Reptilien oder Amphibien dar. Beim Zaunbau ist ausreichende Sorgfalt erforderlich. Hasen, Kaninchen, alle Reptilien und Amphibien sowie andere kleinere Tiere können problemlos unter einer 20-25 cm hohen Litze/Draht durchschlüpfen. - die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Herdenschutz. Damit sollen Erfahrungen zentral gebündelt und in die Wolfsmanagementpläne der Länder eingebracht werden. Es soll als Informations- und Beratungszentrum allen Rat- und hilfesuchenden Weidetierhaltern zur Seite stehen; Wolfsgutachter und -berater könnten dort aus- und weitergebildet werden. Fehlendes Wissen über die Wolf - Nutztier - Problematik geht zu Lasten der gebotenen Sachlichkeit in der Diskussion und schürt die Emotionen. Darum fordern wir eine bessere Vor-Ort-Betreuung und Beratung der betroffenen Weidetierhalter.
Bei allen unsere Pferden, auch z.B. Dülmenern oder Koniks, handelt es sich um domestizierte Hauspferde und nicht um ursprüngliche Wildpferde. Koniks und erst recht Dülmener sind zwar "Robustrassen", haben aber Merkmale domestizierter Pferde und kommen in freier Wildbahn nicht vor. Ursprüngliche Wildpferde sind schon vor langer Zeit ausgestorben bzw. vom Menschen ausgerottet worden. Auch Pferde, die zur Landschaftspflege eingesetzt werden, können ihren Aufenthaltsort nicht frei wählen, sondern sind vom Menschen durch Zäune begrenzt und damit weiterhin vom Menschen abhängig. Daher trägt der Mensch bei Weidetieren - im Gegensatz zu Wildtieren - immer die Verantwortung, die Tiere zu schützen. Diese Pflicht ergibt sich auch aus § 3 (2) 3. der Tierschutz Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV).
Pressemitteilung als PDF zum download
Holger Suel (AG Herdenschutz/ AK Esel & Mulis/ FG Recht) stellt die Positionen und Arbeit der VFD vor: