Der Wolf ist tot

"Der Wolf polarisiert", schrieben unsere Freunde und Kollegen von der VFD (Vereinigung der Freizeit- und Wanderreiter) vor einiger Zeit und wie sehr das zutrifft, war nie deutlicher als jetzt. "Warum der Wolf polarisiert?" hier weiterlesen

Was ist los?

Wolf "Kurti" wurde hingerichtet, sagen die Einen, MT6 wurde legal entnommen die Anderen. Die, die schweigen, sind eher fassungslos. Weniger wegen des toten Wolfes, sondern mehr, weil hier zwei Interessensgruppen ohne jede Rücksicht und Respekt aufeinander einschlagen.

Um einmal deutlich zu machen, wie groß diese Gruppen sind, hier der Hinweis auf die Petition, die  gestartet wurde: https://www.change.org/p/5195926/u/16390967…
(Die genannte Goldenstädter Wölfin hat sich auf Schafe spezialisiert)

Auf den zahlreichen Seiten im Netz bricht die Wut über den niedersächsischen Minister Stefan Wenzel herein, der bei der Entscheidung das letzte Wort hatte und sich heute wegen des Wolfes einer umfangreichen Pressekonferenz stellte, in der es u.a. darum ging, dass er den Platz mitzuteilen habe, wo der Wolf sein Leben lassen musste. Es gab aber auch gute Fragen, die auch in den sozialen Netzwerken diskutiert wurden. Allen voran: Was ist hier schiefgelaufen ist und wie kann man verhindern, dass so etwas wieder passiert?

Der Wolf polarisiert

Dass Gedenksteine in der Vorbereitung sind, Strafanträge gestellt werden sollen, man die Kurti-Trauergemeinde auffordert, sich mit energischen Worten an die Verantwortlichen zu wenden, sei nur am Rande erwähnt. Ob die Familien, die in Kurtis Umfeld waren, nun einfach erleichtert sind oder auch traurig sind, wird man nicht erfahren, denn sie werden sich kaum zu Wort melden. Allein die Tatsache, dass die Personen, die an der endgültigen Entscheidung beteiligt waren, bis auf wenige Ausnahmen geheim bleiben sollen, dass kein Jäger, sondern ein Scharfschütze der Polizei den Wolf getötet hat, zeigt, mit was wir es hier zu tun haben.

Aus Sicht des Naturschutzes: Dass diese Entscheidung gefällt werden musste, ist tragisch. Niemand freut sich, wenn ein Tier getötet wird. Die Entwicklung hat aber gezeigt, dass es auch bei Tieren, die einem strengen Schutz unterliegen, nötig sein kann. Die Naturschutzverbände haben sich dazu energisch und unmissverständlich für den Abschuss ausgesprochen, denn die Akzeptanz der Wölfe ist abhängig davon, dass die Tiere sich defensiv verhalten. Das war bei Kurti (MT6, so die wissenschaftliche Bezeichnung, die kein Zeichen mangelnden Respekts ist, sondern die Zuordnung ermöglicht) nicht der Fall. Glücklicherweise ist er bis jetzt eine Ausnahme und hoffentlich bleibt es auch dabei.

Es gibt aber noch ein paar Punkte, mit denen wir heute konfrontiert wurden:

Warum wurde der Wolf nicht umgesiedelt?
Kurti war distanzlos. Er näherte sich energisch, ließ sich mehrmals nicht vertreiben und verhielt sich bedrohlich und hat einen angeleinten Hund angegriffen und verletzt. Ein Wolf hat ein Revier von 250 Quadratkilometern. Das gibt dieses Land unbewohnt nicht her.

Warum hat man Kurti nicht in einen schönen Wildpark gebracht?
Wölfe, die aus der Freiheit (s.o.) in Gehege verbracht werden, leiden furchtbar. Das zeigt die Erfahrung. Sie versuchen, sich mit allen Mitteln zu befreien und verletzen sich dabei mitunter schwer. Es ist auch nicht möglich, einen Wolf einfach in ein fremdes Rudel zu integrieren.

Jetzt haben die Jäger ihren Willen
Der Wolf wurde von einem Scharfschützen der Polizei getötet. Mir ist auch gerade kein Jäger bekannt, der sich freiwillig vor den Karren hätte spannen lassen. Der Jäger, der den "Problembären Bruno" erschossen hat, musste wegziehen. Reiter und Jäger haben sicher ihre Befindlichkeiten, aber dass die Jäger beim Wolf voranstürmen, ist mir auf Bundesebene nun wirklich nicht aufgefallen. Im Gegenteil.

Ich möchte aber auch eine Frage loswerden: Was können WIR tun, damit der Wolf seinen Platz unter den Wildtieren bekommt und hält?

Ganz sicher nicht mit Vorwürfen. Aus dem 8. Stock eines Hochhauses wirkt die Wolfsidee sicher romantisch. Mit Blick auf die Weidetiere am Waldrand ist der Wolf nur bedrohlich. Der Leidtragende ist der Wolf, denn während sich hier zwei streiten, stirbt der dritte.
Wir müssen verstärkt an einen Tisch, einander zuhören und bereit sein, andere Argumente anzunehmen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Die Rückkehr des Wolfes wird durch ein einfaches Zulassen nicht gelingen.

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