In Deutschland grassiert der Flächenfraß: 58 Hektar Land werden täglich planiert und verbaut. Der Paragraf § 13b des Baugesetzbuches ermöglicht den Kommunen, unmittelbar an der bebauten Ortslage weitere Flächen ohne großes Genehmigungsverfahren auszuweisen. Das bedeutet ohne Flächennutzungsplan, ohne Umweltprüfung, ohne Eingriffskompensation und mit reduzierter Bürgerbeteiligung. Ursprünglich als Mittel gegen die Wohnungsnot gedacht, wird er dazu missbraucht, Neubaugebiete ohne Rücksicht auf die Umwelt auszuweisen. Die Wiedereinführung ist nicht nur für eine nachhaltige Stadt- und Raumentwicklung eine Katastrophe!
Jeder Hektar Fläche - sei es Maisacker oder extensives Grünland - muss kompensiert werden. Wenn einem Landwirt weniger Fläche zur Verfügung steht, muss er auf den übrigen Flächen intensiver wirtschaften und er versucht natürlich an neue Flächen zu kommen. In Deutschland bewegt sich der Pachtflächenanteil zum Teil bis zu 80 Prozent. Durch die steigenden Pachten verlieren wir vor allem die extensiven, meist artenreichen Flächen. Uns tut es auch in der Seele weh, wenn wir sehen, dass hochwertiges Ackerland oder Grünland sinnlos eingeschossig überbaut wird. Die europäische Landwirtschaftspolitik und der Flächenverbrauch erschweren die extensive, meist nichtgewerbliche Pferdehaltung. In den letzten Jahrzehnten ist ein zunehmender Verlust von beweidetem Grünland, insbesondere von artenreichem Grünland, in unserer Kulturlandschaft zu beklagen. Nutzungsintensivierung, Rückgang der Weidewirtschaft und Nutzungsaufgabe nicht zu intensivierender Flächen in der konventionellen Landwirtschaft führen zu Verlust an Biodiversität und einer Homogenisierung der Landschaft.
Die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (VFD) hat sich in ihrer Satzung dem Natur-, Umwelt- und Tierschutz verpflichtet. Sie bekennt sich daher auch zur ökologischen Pferdehaltung. Seit Jahrzehnten lebt die VFD die Themen Nachhaltigkeit und Ökologie. Sie unterstützt das Recht von Mensch und Tier auf einen gemeinsamen intakten Lebensraum. Seit Gründung der VFD setzt sich diese für das freie Reiten und die naturnahe (ökologische) Pferdehaltung ein. Für Freizeitreiter (steht für alle, die von der VFD vertreten werden) ist der ständige Rückgang der unbebauten Landschaft sowie die Ausdehnung des asphaltierten Straßen- und Wegenetzes ein Kernproblem. Durch die Befestigung, das Teeren und den kompletten Verlust von naturnahen/-belassenen Wegen verlieren wir auch wichtige Landschaftselemente/ Linienbiotope.
Pferdeweiden können Inseln der Artenvielfalt schaffen. Sie spielen auch eine große Rolle bei der Vernetzung von Biotopen, sind Trittsteine und Zwischenlandeplätze für Migratoren, fliegende, kriechende oder laufende Wanderer des Tierreiches. Gelände- und Wanderreiter möchten gerne auf naturbelassenen Wegen unterwegs sein, breite Schotterpisten oder gar Asphalt in der freien Landschaft und im Wald sind ihnen ebenso unangenehm wie Fußwanderern oder Radfahrern. Solche naturbelassenen Wege stellen Linienbiotope dar, die ökologisch wertvolle Flächen nicht zerschneiden, sondern verbinden.
Quellen:
Bundesregierung beschließt Baulandmobilisierungsgesetz: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2020/11/baulandmobilisierungsgesetz-beschlossen.html
und Stellungnahmen im Vorfeld dazu:
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/gesetzgebungsverfahren/DE/baulandmobilisierungsgesetz.html
Kritik an § 13b Baugesetzbuch (BauGB) des DNR
Positionen der VFD zum Thema private Pferdehaltung, naturnahe Wege uvm.
https://vfdnet.de/images/phocadownload/pferd_umwelt_VFD.pdf
Aktuelle Studien zum ökologischen Potential der Pferdehaltung https://vfdnet.de/index.php/ak-umwelt/11108-studien-oeko-pferdehaltung
Bedeutung der Pferdehaltung für das Grünlandnutzung https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/186
BUND fordert Abschaffung des §13b Baugesetzbuch: Link