Der Eidgenössische Verband des reinrassigen Freibergerpferdes kämpft für den Erhalt dieser besonderen Pferderasse

Rasseporträt Freiberger 1 Was macht den Urfreiberger so einzigartig und erhaltenswert? Nun diese Pferde gibt es eben noch in der Form, wie es sie schon vor 1950 gab.

Während fast alle Pony- und Pferderassen in den vergangenen Jahrzenten zu eleganten sportlichen Pferden umgezüchtet worden sind, die für den Turniersport geeignet sind, hat sich der Urfreiberger die alten Werte und Charaktereigenschaften eines Arbeitspferd bewahrt.

Genau diese Eigenschaften werden heute wieder vermehrt von den Freizeitreitern und Fahrern gesucht, die keine sportlichen Ambitionen haben, sondern nach Feierabend ruhig und entspannt mit ihrem Pferd Freude haben wollen.

Der gutmütige ruhige 100% zuverlässige unkomplizierte Charakter der Urfreiberger ist fast ein Alleinstellungsmerkmal in der modernen Pferdezucht!

Das äußere Erscheinungsbild variiert dagegen stark. Der Urfreiberger wurde und wird in den Typen leicht, mittel und schwer gezüchtet. Der typische Charakter des Urfreibergers findet sich in allen drei Typausprägungen wieder. So soll der ruhige, gutmütige, feinfühlige Urfreiberger, der elegant und leicht genug ist, um auch mit einem Kind an einem Turnier teilnehmen zu können, genauso gezüchtet werden, wie der ruhige, gutmütige, feinfühlige große Urfreiberger, der auch einen schweren Erwachsenen gut durch die Landschaft tragen kann und vor dem Wagen eine gute Figur abgibt. Und nicht zuletzt soll es den ruhigen, gutmütigen, feinfühligen, schwere Urfreiberger weiter geben, der stark und willig genug ist, um beim Holzrücken und bei der Feldarbeit eingesetzt werden zu können.Rasseporträt Freiberger 2

Gerade diese inneren Werte sind bei den Freibergern heute, wie bei fast allen anderen Pferderassen eben keine Selbstverständlichkeit mehr!

Typische äußere Merkmale sind: Mittelgroßer Kopf, breite Stirn, weit auseinander stehende wache Augen, gut aufgesetzter Hals mit ausreichend Ganaschenfreiheit, schräge Schulter, ausgeprägter langer Widerrist kurzer tragfähiger Rücken. Kräftige gespaltene Kruppe, gut gewinkelte Hinterhand, gerade bis leicht kuhhässige Stellung der Hinterbeine, kurzes Röhrbein, kurze kräftige Fesselung, leicht steile Stellung der harten genügend großen Hufe. Bei dem Gang ist besonders ein ergiebiger Schritt mit genügen Übertritt erwünscht, ein elastischer schwungvoller gut zu sitzender Trab und ein runder Galopp mit genügend Schub aus der Hinterhand. Der Urfreiberger soll zwischen 1,50m bis 1,60m groß sein, Unter- oder Überschreitungen sollen aber kein Ausschlussgrund sein. Das Gewicht beträgt zwischen 450 und 600 kg.

Bei den Farben ist alles erlaubt. Typischerweise hat der Urfreiberger jedoch keine Abzeichen am Kopf und auch sonst wenig Abzeichen, gerne nur an den Hinterbeinen. Braune und Füchse sind am häufigsten.

Um die Geschichte der Urfreiberger zu verstehen, muss man sich klar machen, dass Nutztierrassen von Menschen gemachte Populationen sind, die je nach Verwendungszweck, zeitgeschichtlich und gesellschaftspolitischen variierenden Auffassungen und sich wandelnden Schönheitsidealen gezüchtet werden.  Während noch vor 100 Jahren die Nutztierzucht eine eher regional geprägte Angelegenheit war, wird heute in Zeiten der Globalisierung auch die Nutztierzucht auf wenige besonders erfolgreiche Rassen reduziert. So sind z.B. unsere Norddeutschen schwarzbunten Hochleistungsmilchkühe weltweit verbreitet.
Dass dies Fluch und Segen zugleich ist, wird in den letzten Jahrzenten immer deutlicher. Die Genetik einer hochgezüchteten Rasse gründet nur noch auf sehr wenigen Elterntieren. So werden gute Leistungen, aber eben auch eventuell genetische Fehlinformationen weiter zusammengeführt, während weggekreuzte Genetik für immer verloren geht!

Für jede Rasse, die es zu erhalten gilt, beginnt es also irgendwann damit, den Status Quo irgendwie zu definieren, um von dieser Ausgangslage die Zucht aufzubauen. Für die Urfreiberger ist dies 1997 mit der Gründung des heutigen Freibergerzuchtverbandes SFV und der Gründung des Zuchtverbandes des reinrassigen Freibergerpferdes RRFB 2008 geschehen.

.Es wurde festgelegt, dass alle züchterischen Veränderungen am Freibergerpferd bis 1950 zum Urfreiberger geführt haben. Und alle Veränderungen, die seither durch Einkreuzung anderer Pferderassen erreicht wurden zu der Erscheinung des heutigen Freibergers geführt haben. Als Urfreiberger kann also ein Freiberger nur bezeichnet werden, wenn seine Vorfahren lückenlos bis zum Jahr 1950 ohne die Einkreuzung anderer Pferderassen nachgewiesen werden können.

Aus dieser Definition ergibt sich seither auch die Berechnung des sogenannten Fremdblutanteils, der für jeden in der Schweiz geborenen Freiberger zwingend im Abstammungsnachweis angegeben werden muss. Was also bis 2008 eher zufällig an Urfreibergern gezüchtet wurde, wird nun durch den RRFB gezielt nur untereinander angepaart, um die alten Erscheinungsformen des Freibergers zu erhalten. Die Schweizer Pferdezüchter können sich allerdings kaum für die Zucht der Urfreiberger begeistern. So ist die Anzahl der noch vorhandenen Urfreiberger von ca. 2000 im Jahr 1997 auf ca. 200 im Jahr 2015 gesunken. 2016 standen noch 75 Stuten aktiv in der Zucht.

Rasseporträt Freiberger 3Seit einigen Jahren wächst die Zahl der Züchter und Liebhaber des Urfreibergers in der Schweiz und besonders auch in Deutschland und langsam aber stetig. So könnte es gelingen genügend Urfreiberger zu züchten, um die Rasse doch noch zu erhalten.

Text :  Beate Chmura

Fotos:  Adelheid Rohlfs, RRFB
Eidgenössischer Verband des reinrassigen Freibergerpferdes

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