Zu viert sassen wir um Mitternacht im Bus, unterwegs von Riga in Lettland über die Grenze nach Litauen und nach Kurtuvenia, wo unser Wanderritt starten sollte. Nach einer kurzen Nacht, wurden uns die Pferde präsentiert und jeder durfte seinen Begleiter mal probereiten. Klappte für alle ganz gut, nur mit den English-Sätteln mussten sich die Westernreiter noch anfreunden.

Ein Pferd wurde getauscht und nach einer kurzen Einführung ging es um 11 Uhr los Richtung Baltisches Meer. Bevor wir dies jedoch zu sehen bekamen, mussten die vor uns liegenden 200 km noch geritten werden. Dabei waren Rudi und Maria aus Tirol IT, Susanne und Peter aus der Schweiz. Wir sassen auf den unterschiedlichsten Pferden, zwei Samogitian, ein Kabardiner und eine undefinierbare Warmblutkreuzung. Geführt und betreut wurden wir von zwei herzlichen Litauerinnen und von Aras, dem Organisator des Rittes auf seinem Gangpferd. Vorbei an unzähligen Seen in unberührten Landschaften trabten wir auf Sandwegen Richtung Westen und einigen war das Tempo dann doch recht hoch, wobei sich auf Rückfrage herausstellte, dass unsere Ritt Führerin Distanzreiterin ist. Damit war dies geklärt und das Tempo wurde gedrosselt, so dass man die Landschaft auch wirklich geniessen konnte. Nach 25 km durch hügelige Wälder und vorbei am grössten Quell See Litauens machten wir Rast und erreichten gegen 18 Uhr unser erstes Etappenziel. Hier wurden wir vom Landwirt empfangen und nachdem die Pferde versorgt waren, mit der üblichen Litauischen Gastfreundschaft verwöhnt und der Tafel zum brechen gedeckt mit Wildschweinbraten und Dutzenden von Köstlichkeiten. Der Abend im Kreise der Organisatoren und des Deutsch sprechenden Landwirtes war äusserst gesellig und müde und satt legten wir uns in unsere Hotelbetten.

In der Früh wurde ein Pferd getauscht, da der brandneue ungewohnte Englischsattel doch Probleme bereitete und dann ging es in ruhigerem Tempo weiter durch die nächsten Nationalparks, auf wunderschönen Sandwegen. Diese wurden auch von Autos genutzt, und bald fanden wir heraus, dass wir eigentlich auf Verbindungsstrassen der ländlichen Dörfer unterwegs waren. Mein kleiner Samogitan war immer etwas nervös wenn uns LKWs entgegen kamen und das war auch der Grund warum er mir anvertraut wurde. Er war ein temperamentvolles Kerlchen, der unermüdlich seinen eifrigen Schritt und Trab lief und niemals Anzeichen von
Müdigkeit zeigte. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit mit Hünchenschlegel erreichten wir unser Nachtquartier in einem der unzähligen privaten Gasthäuer der Region. Es gab von der extra angereisten Köchin handgefertigte Teigtaschen mit Fleisch oder süsser Füllung und nach der geselligen Runde konnte die Sauna genossen werden. Allerdings waren die meisten zu Müde dazu.

Die nächsten Tage führten uns vorbei an riesigen Süsswasser- Seen, an denen Bernstein gefunden werden kann. Störche und Kraniche und Auerhähne waren immer mal wieder zu sehen und zu hören. Wir machten Rast an der Geburtsstätte eines berühmten Litauischen Professors und wie in Litauen üblich war das ganze Gelände parkähnlich angelegt. Auf alten Pfaden durchritten wir die Waldgebiete und galoppierten auf den weiten Wiesenflächen immer dem Sonnenuntergang entgegen. Nachdem wir die Aussicht auf einen wildromantischen Fluss genossen haben, ritten wir hinunter und querten ihn, um alsbald auf einem privaten Gasthaus von unserer Trossfahrerin begrüsst zu werden. Der Eigentümer der Pferd und ein deutschsprechender Praktikant sowie die Köchin sind wieder aus Kurtuvenia angereist und wieder wurde die Tafel bis zum brechen gedeckt. Es wurde
gegrilltes vom Spiess serviert, dazu gab es getrocknete salzige Schweinchen Ohren, jede Mengen Salat und Prügelkuchen.

Am nächsten Morgen durchquerten wir den Fluss noch einmal und dabei ging ein Bauchgurt baden, unsere Führerin machte sich flugs daran sich ihrer Schuhe zu entledigen, um im kalten Wasser den Gurt zu bergen. Nach der geglückten Aktion stieg sie nass bis zur Hüfte auf ihr Pferd und ritt mit uns fröhlich weiter, als sei dies ihr tägliches Brot. Wir machten uns Sorgen, aber zu Mittag, wo sie die Bekleidung hätte wechseln können, waren ihre Beinkleider schon trocken. Bei strahlendem Wetter sassen wir im Garten einer Bauernfamilie und
genossen unseren Lunch. Abends erreichten wir Plunge, wo wir eine Stadtbesichtigung geniessen durften, die etwas detailliert ausfiel, so dass wir die Tour des Hungers wegen etwas kürzen mussten. Es war jedoch bemerkenswert mit welchem Enthusiasmus, jeder sein Bestes gab und unermüdlich um unser Wohlsein bemüht war.
Nach der Besichtigung weiterer kultureller und geschichtlicher Besonderheiten der Region erreichten wir Pralanga, das Ziel unserer Reise. Wiederum waren wir in einer parkähnlichen Hotelanlage untergebracht und der nächste Tag brachte den Höhepunkt der Reise, unseren Ritt am Sandstrand von Palanga. Dazu durchquerten wir die Dünenwälder und erreichten nach einer Stunde den Strand, wo jeder sein Pferd in die seichte Meeresbrandung reiten und dann galoppierender Weise dem leeren Sandstrand entlang donnern konnte. Nach dem sich die Reiter und Pferde ausgetobt hatten, ritten wir gesittet noch eine Runde am Strand und durch die
Dünenwälder, um dann frühnachmittags zum Hof und dem Gasthaus zurück zu kehren, wo der Ritt mit der Überreichung eines Diplom offiziell beendet wurde.

Wir alle, unsere beiden Tiroler Hoteliers und die Distanzreiterin aus der Schweiz und ich selbst haben den Ritt ausgiebig genossen und freuen uns auf ein Wiedersehen mit diesen tollen Gastgebern.

Hier gibt es viele weitere Bilder.

PS: Der Ritt wird nächstes Frühjahr wieder angeboten werden, und dazu benötigen die Litauer einige gebrauchte Stock- und Western- Sättel 16 Zoll um die schwergewichtigen Reiter aus Westeuropa besser transportieren zu können.

Wenn Du also einen ausrangierten Wanderreitsattel unseren VFD-Partnern zur Verfügung stellen möchtest, wende dich einfach an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

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