Die VFD hat sich im Juni 2025 in einem Schreiben an das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gewandt.
Hintergrund ist die anhaltende Diskussion rund um die Auswirkungen der im Jahr 2022 überarbeiteten Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) – insbesondere in Bezug auf die Hausbesuchsgebühr bei Pferden.
In ihrer ausführlichen Antwort teilte das Ministerium mit, dass die Bundestierärztekammer (BTK) ihre Auslegungshinweise zur Hausbesuchsgebühr bereits entsprechend angepasst habe. Demnach kann die Hausbesuchsgebühr einmalig berechnet werden, wenn ein Tierhalter die gleichzeitige Behandlung mehrerer Pferde beauftragt und die Pferde gemeinsam vorgestellt werden. Diese Vorgehensweise hält das Ministerium für sachgerecht und sieht keine rechtlichen Bedenken gegen die Auslegung der BTK.
Wir empfehlen Pferdebesitzern von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, um die Kosten für reguläre Termine wie z.B. Impftermine zu reduzieren.
Belastung für Pferdehalter wissenschaftlich bestätigt
Zusätzliche Erkenntnisse liefert die Masterarbeit von Elena Karthäuser mit dem Titel „Auswirkungen der Änderungen der Gebührenordnung für Tierärzte auf die Pferdehaltung“ (Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur). Die Arbeit basiert auf der Auswertung zweier Online-Umfragen, an denen insgesamt 14.021 Pferdehalter und 250 Tierärzte teilnahmen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- 40,3 % der Pferdehalter gaben an, seltener tierärztliche Leistungen in Anspruch zu nehmen, weil die Gebühren gestiegen sind.
- 48,3 % empfinden die neue Hausbesuchsgebühr als nicht gerechtfertigt.
- 67,4 % der Tierärztinnen und Tierärzte berichten hingegen von gestiegenen Einnahmen seit der GOT-Novellierung.
- Gleichzeitig geben 47,7 % der Tierärzte eine höhere psychische Belastung durch Preisdiskussionen mit Kundinnen und Kunden an.
Die Studienergebnisse zeigen: Die Novellierung hat einerseits zur wirtschaftlichen Stabilisierung vieler Tierarztpraxen beigetragen – was insbesondere mit Blick auf den Fachkräftemangel im tierärztlichen Bereich positiv zu werten ist. Andererseits ist die finanzielle Belastung für Pferdehalter erheblich gestiegen, was zu einem Rückgang notwendiger tierärztlicher Behandlungen führen kann – mit potenziell negativen Folgen für das Tierwohl.
Fazit der VFD
Die VFD begrüßt, dass die Diskussion um die GOT weitergeführt wird und das Ministerium Offenheit gegenüber praktikablen Lösungen wie der einmaligen Hausbesuchsgebühr bei mehreren Pferden signalisiert. Gleichzeitig betonen wir, dass das Tierwohl nicht unter zu hohen finanziellen Hürden leiden darf. Eine ausgewogene Balance zwischen wirtschaftlicher Tragfähigkeit, tierärztlicher Leistungen und Erschwinglichkeit für Tierhalter ist unerlässlich.
Wir fordern das Ministerium auf, im Rahmen der für 2026 geplanten Evaluation der GOT auch die Hausbesuchsgebühr kritisch zu prüfen – insbesondere hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Inanspruchnahme tierärztlicher Leistungen und das Tierwohl.
Die VFD wird sich als Interessenvertretung ihrer zahlreichen Mitglieder in ganz Deutschland auch künftig aktiv in den Diskurs einbringen und setzt sich für eine sachgerechte und tierfreundliche Gebührenordnung ein.