Start mit Hindernissen Die Idee entstand auf unseren ersten mehrtägigen Wanderritten im Wendland und in der Lüneburger Heide. Letztes Jahr sind wir den Gestütsweg von Redefin nach Neustadt/Dosse geritten, eine gute Woche durch Mecklemburg-Vorpommern und Brandenburg. Tagelang mit unseren Pferden durch menschenleere Wälder und Felder streifen, Stress und Hektik des Alltags, Verkehr und Straßenlärm ganz weit hinter uns lassen. Spätestens nach dieser Erfahrung stand unser Entschluss fest: Deutschland zu Pferd erkunden, von der Ostsee bis an den Bodensee reiten.

Der ursprüngliche Plan:
Über Himmelfahrt und Pfingsten 2012 wollten wir in Lübeck starten, wo Picasso zu Hause ist, seitdem Linda in Lübeck studiert. Die erste Etappe sollte uns durch das Herzogtum Lauenburg und die Lüneburger Heide bis nach Hannover führen, wo Moon zu Hause ist. Doch der Herpesvirus durchkreuzte unsere Pläne. Ende April erkrankten einige Pferde in dieser Gegend an Herpes, vier Pferde starben sogar, mehrere Ställe wurden vorübergehend dicht gemacht. Abgesehen davon, dass es aufgrund der Herpeswelle schwierig war, überhaupt Unterkünfte für die Pferde zu finden, wollten wir das Risiko einer Ansteckung nicht eingehen.

Planänderung
Reiten wollten wir in dieser schönen Jahreszeit natürlich auf jeden Fall, zumal der Urlaub genehmigt war. Also starteten wir unseren Deutschlandritt 2012 in Hannover und nahmen uns für die erste Etappe Göttingen als Ziel in Richtung Süden vor. Die Strecke Lübeck Hannover holen wir dann später nach, voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst.

Start: 27. Mai 2012 : Heimische Gefilde
Pfingstsonntag war es endlich soweit. Punkt 12:00 waren die Pferde gesattelt und wir ritten los. Zunächst ging es durch Wiesen und Felder. Die Pferde waren bester Dinge, Moon ging in einem so schwungvollen, fleißigen Schritt voran, wie sonst nie. Es schien ihr sichtlich Spaß zu machen, mal wieder mit Pico zusammen auf Tour zu gehen, den sie seit neun Monaten nicht mehr gesehen hatte. Ich hatte den Eindruck , die Pferde wusste genau, dass wir jetzt wieder auf einen längeren Ritt gehen so wie im vergangenen Jahr. Und sie schienen sich genauso darauf zu freuen wie wir.
In Lüdersen überquerten wir die Bahngleise durch eine Unterführung problemlos. Dann ging es hoch zum Süllberg, an dessen Rand wir eine schöne Stelle für die Mittagspause fanden. Die Pferde konnten grasen und wir bei herrlichem Ausblick in unser Brötchen beißen. Gegen 15:00 Uhr ging es weiter in den Deister bis zu unserem Quartier in Springe.
Gegen 18:00 Uhr erreichten wir unser Ziel. Pico und Moon bekamen zwei schöne, nebeneinander liegende Paddockboxen und ganz viel leckeres Heu.
Wir Menschen fuhren zum Schlafen noch mal nach Hause ins gut 20 km entfernte Hemmingen, wo wir morgens gestartet waren.

2. Reittag: 28. Mail 2012 : Reitverbote und Scheuerstellen
Als wir vormittags zu unseren Pferden kamen, wieherte Moon zur Begrüßung, was sie nur ganz ganz selten tut. Offenbar freute sie sich genau wie wir, dass es nun weiter ging. Wir starteten leider wieder viel zu spät gegen 12:00 Uhr. Dabei hatten wir heute eine deutlich längere und sehr bergige Tour vor uns. Schon der Weg aus dem Deister auf die andere Seite der B 217, die wir über eine Brücke überquerten, zog sich viel länger hin, als wir erwartet hatten. Wir mussten viel führen, weil die Wege so schlecht oder steil waren.
Als wir endlich drüben im Kleinen Deister waren, gab es endlich mal einen Wiesenweg, den wir hoch traben konnten. Anschließend kamen wir in den Saupark, wo das Reiten verboten ist. Das war auf unserer Karte nicht zu erkennen gewesen, ebenso wenig wie die Mauer, die den Saupark umschließt . Der Eintritt ist nur an wenigen Stellen möglich und die Pforten werden um 18:00 Uhr geschlossen. Wir mussten also weiter führen auf einer Schotter-Asphaltstraße, die bergauf/bergab bis zu 375 m hoch führte.
„Das schaffen wir nie bis zu unserer nächsten Station“, dachten wir so gegen 15:30. Da hatten wir gerade mal ein Drittel der geplanten Tagestour geschafft hatten. Tatsächlich sind wir dann gegen 20:00 Uhr doch bei unserem Quartier angekommen. Die Pferde stürzten sich dort sofort auf die Selbsttränke an der Weide und schickten sich an, die Wasserleitung komplett leer zu saufen. Die Menschen mit Blasen an den Füßen und Moon mit aufgescheuerten Stellen in der Gurtlage vor den Ellenbogen. Die Pferde blieben auf dem netten Reiterhof, wir fuhren nach Hause und recherchierten im Internet nach wirksamen Mitteln gegen Scheuerstellen. Doch da hilft tatsächlich nur Geduld. So endete unsere erste Etappe schon nach zwei Tagen, denn offene Stellen, die fürs Pferd sehr schmerzhaft sind, wollten wir vermeiden. Doch jede große Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Im August 2012 setzen wir unseren Ritt nach Süden fort.

Fortsetzung
18. August 2012: Später Start
iesmal starteten wir besser ausgerüstet. Moon hatte Hufschuhe bekommen und einen Lammfellschoner für den Sattelgurt, Pico Eisen an allen vier Hufen.
Nachdem alle Vorbereitungen getroffen und die ersten sechs Stationen im voraus gebucht waren, ging es Samstag viel zu spät los. Der Wagen musste noch gepackt, die Pferde abgeholt werden. Gegen 15 Uhr waren wir dann endlich in Holenberg am Rande des Vogler am Start.
Von dort ging es gleich ziemlich hoch hinauf überwiegend auf geschotterten Waldwegen. Über Rühle oberhalb von Warbsen kamen wir gegen halb acht in Bevern Forst an. Dort erwartete uns Frau Kilian, die eine kleine Pension auf einem historischen Gutshof direkt an der Weser betreibt. Wir bekamen ein schönes Doppelzimmer sehr geschmackvoll mit Antiquitäten eingerichtet mit wunderbarem Blick über den Fluss.
Die Pferde wurden beim Nachbarn, Herrn Schmidt, auf der Weide nebenan untergebracht, einem super netten Landwirt im Nebenerwerb, der neben Pferden auch ein paar Rinder züchtet. Essen und viel Bier für uns gab es am späten Abend in der Forstwirtschaft gegenüber.

Auf in den Solling
Nach einem stilvollen Frühstück, mit Joghurt, Früchten, Ei und allem, was sonst noch dazu gehört Abritt. Eine gut 30 km lange Strecke lag vor uns an diesem heißen Tag. Zuerst ritten wir einige Zeit am Weserradweg entlang, wo wir auf dem Grasstreifen nebenan gut traben konnten. Das Schild „Reiten verboten“ ignorierten wir, nachdem Herr Schmidt uns erklärt hatte, das sei sein Weg, dort dürften wir gern reiten. Er habe es bisher nur noch nicht geschafft, das Schild zu entfernen.
























Im Solling ging es auf hart geschotterten Wegen gleich ziemlich hoch hinauf. Wir mussten überwiegend Schritt gehen und kamen erst spät in Amelith an. Dort hatte Georg Fischer schon temperiertes Wasser für unsere Pferde bereitgestellt und Paddocks vorbereitet. Kraftfutter gab es auch und die Pferde haben sich gleich wohl gefühlt sprich: gewälzt.
Wir bekamen ein Doppelzimmer und fielen ziemlich müde ins Bett.























Die Hessen kommen
Heute stand die erste Grenzüberschreitung von Niedersachsen nach Hessen auf dem Programm. Die Weser wollten wir bei Gieselwerder überqueren, wo es eine mit Pferden gut passierbare Brücke gibt. Dabei hat uns das GPS-Gerät verlassen, weil wir es versäumt hatten, es zuvor mit der Hessenkarte zu bestücken. Nachdem wir die Weser überquert hatten und in Hessen angekommen waren, zeigte es zwar noch unsere aufgezeichnete Tour, aber es waren keinerlei Kartendaten mehr hinterlegt. Und das ausgerechnet im mächtigen Reinhardswald, wo es keinerlei Beschilderungen oder ausgewiesene Wanderwege gibt.

Nach einer Pause an der Tankstelle, wo es für die Pferde Wasser und für uns ein Eis gab, ging es dann den Beschreibungen des Tankstellenpersonals folgend hoch in den Wald. Ziemlich bald hatten wir das Gefühl, auf dem falschen Weg zu sein, zumal die Wege in Serpentinen immer wieder in die Gegenrichtung führten. Hoffentlich finden wir vor Einbruch der Dunkelheit wieder aus dem Wald heraus, war zeitweilig meine größte Sorge.

Eine gewisse Groborientierung im Hinblick auf die Richtung gab das GPS-Gerät aber noch, ähnlich wie ein Kompass, so dass wir irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, wieder aus dem Wald heraus kamen. Nach einiger Zeit kam auf der verlassenen Straße sogar ein Auto vorbei und wir konnten fragen, wo wir eigentlich waren. Gott sei Dank gar nicht mehr ganz so weit von unserem Ziel entfernt, stellten wir fest. Einige Straßenkilometer hatten wir aber noch vor uns. Ziemlich geschafft kamen wir in Bensdorf an. Und wurden sehr nett mit kühlen Getränken und einem kleinen Imbiss empfing. Für die Pferde war eine Wiese unterm Apfelbaum eingezäunt, von der zuvor alle Äpfel abgesammelt wurden, damit die Pferde keine Magenprobleme bekommen. Super nett !

Dornröschens Märchenwald
Der Weg nach Immenhausen führte an Dornröschens Schloss, der Sababurg im mächtigen Reinhardswald. Wir ritten um den Tierpark Sababurg herum, was wegen der Weitläufigkeit des Parks ziemlich aufwändig war. Dann ging es Stunden lang durch den beeindruckenden Urwald Sababurg mit bis zu 1000-jährigen Eichen und meterhohen Farnen und den dortigen Friedwald.

Plötzlich tauchte in der Ferne eine Karawane aus Wohnwagen, LKWs, PKWs und vielen Leuten auf. Die Truppe entpuppte sich als Filmteam für den Pferdefilm „Ostwind“, der ab Frühjahr 2013 in die deutschen Kinos kommen soll. Tatsächlich, ein Pferdchen im Hänger war auch dabei, „Ostwind“ eben.
Kurz vor unserem Ziel Immenhausen kam uns Frau Bräutigam mit dem Auto entgegen und lotste uns zu ihrer Koppel, wo die Pferde die nächsten zwei Tage verbringen sollten. Wir haben unser Quartier im örtlichen Ratskeller der schmucken kleinen Fachwerkstadt bezogen. Denn es war mittlerweile zu spät geworden, um noch etwas Günstigeres zu suchen.

Pausentag: 21. August 2012 : PC-Kram
Den Pausentag größtenteils im Hotel verbracht mit dem erfolglosen Versuch, die Hessenkarte herunter zu laden und die nächsten Stationen zu planen. Beim Reitsportgeschäft für Pico Hufglocken und einen Gurtschutz besorgt.

Pferdemenschen
Bei strahlendem Sonnenschein ging es auf schönen Wiesenwegen zunächst in Richtung Calden. Den Ort umritten wir durch das Wilhelmsthal und den Fürstenwald. Die Überwindung des sehr, sehr langgestreckten Ortes Zierenberg zog sich dann sehr hin, unsere Füße taten weh vom Führen auf dem Asphalt und wir hatten genauso starken Durst wie die Pferde. Mitten im Ort haben wir eine sehr nette Pferdefrau getroffen, die ihren Stall gleich in der Nebenstraße hatte. Dort gab es Wasser für uns alle und eine brauchbare Wegbeschreibung, die uns endlich aus Zierenberg hinaus führte. Dabei mussten wir auch die A44 überqueren, was durch eine breite Unterführung kein Problem war.
Der Weg nach Niederelsungen, einem Ortsteil von Wolfhagen, blieb allerdings beschwerlich. Sogar die Feldwege waren geteert. Bevor wir Niederelsungen erreichten war auch noch Oberelsungen zu durchqueren, ebenfalls sehr langgezogen. Viel später als angekündigt, gegen halb acht, kamen wir dann bei unserem Quartier an.

Für die Pferde stand ein kleiner Weidegang zur Verfügung und wir schliefen auf einer Matratze in der Stallküche. Das Abendessen fiel aus, wir waren zu kaputt, um nochmal loszugehen.

Netter Empfang
Überwiegend schöne Wiesenwege führten uns heute nach Naumburg/Altenstädt. Wir waren glücklich und endlich mal zur anvisierten Zeit gegen Nachmittag angekommen. Die Pferde bekamen eine schöne große Koppel und wir hatten Zeit, um unsere Lebensmittelbestände im nahe gelegenen Supermarkt aufzufrischen. Anschließend gingen wir Essen und abends saßen wir bei einer Flasche Rotwein mit unsrem Gastgeber Martin zusammen. Die interessanten Gespräche mit manchen Gastgebern, nicht nur aber auch über Pferde, zählen für uns zu den Highlights des Ritts.

Hügeliges Nordhessen
Nach einem netten Frühstück hat Martin uns ein Stück mit dem Auto begleitet und auf gut bereitbaren Wiesenwegen in Richtung unseres nächsten Zieles gelotst: So konnten wir ein schönes Stück locker traben. Wir hielten uns überwiegend auf dem Bonifiuspfad auf, ritten über die Herrensteine und Königshagen nach Bergheim. Dort trafen wir Lothar, der uns am Wochenende besuchen kam und einen PC mitbrachte, mit dem wir endlich die Hessenkarte herunterladen wollten. Die Pferde bekamen auf dem Haflingerhof Stange eine Koppel und wir quartierten und in der Pension der Metzgerei Menge ein. Dort gab es sogar W-Lan und wir konnten endlich die Hessenkarte herunterladen und künftig wieder mit GPS reiten.

Völlig durchnäßt
Schöne Strecke durch das Edertal und den Kellerwald nach Armsfeld. In Kleinern war Schützenfest mit Viehtrieb, den wir so gut es ging umritten haben. Nachmittags regnete es dann in Strömen, so dass wir den Kellerwald mit seinem beeindruckenden, Jahrhunderte alten Buchen nicht wirklich genießen konnten.
Wir kamen spät im Quartier an, wo eine schöne Koppel für die Pferde vorbereitet war.

Pausentag: 26. August 2012 Erholung pur
Ein schöner Sommertag, den wir zur Erholung genutzt haben. Sight-Seeing, Schwimmen und Eis essen in Bad Wildungen, einem traditionsreichen, eleganten Heilbad mit klassischer Bäderarchitektur. Abends beim Italiener lecker gegessen mit Blick auf die Promenade, schöner Tag.

Auf dem Kellerwaldsteig
Die Strecke heute nach Langendorf war recht kurz, gerade mal 20 km. Von Armsfeld ging es über Battenhausen den Kellerwaldsteg entlang und dann über Gemünden/Wohra nach Langendorf. Die Pferde bekamen nach einigem Hin und Her eine Koppel und wir eine Ferienwohnung mit Halbpension. Die Chefin servierte sehr lecker zubereitetes Hähnchen in Rotweinsauce.

Die Welt ist klein
Heute ging es weiter nach Groß Seelheim in der Nähe von Marburg. Über die Ausläufer des Burgwaldes erreichten wir Groß Seelheim über Anzefar. Kurz vor dem Ziel ritten wir einige Zeit am Kanal auf einem Deich entlang und hatten beinahe das Gefühl, in Norddeutschland zu sein. Unser Quartier war ein typischer Schulpferdestall mit Westernreitbetrieb. Die Pferde mussten in Boxen übernachten, das einzige Mal auf diesem Ritt. Wir hatten eine sehr schön eingerichtete Ferienwohnung im Ort. Da haben wir die Chance genutzt, mal selbst zu kochen statt essen zu gehen. Und es gab ein funktionstüchtiges W-Lan, so dass wir die nächsten Stationen planen konnten.

Überraschung am Rande. Am nächsten Morgen trafen wir auf dem Hof die Hufpflegerin aus Klein-Kolshorn, wo Moon zu Hause ist. Sie arbeitete dort zusammen mit ihrem Freund, der Hufschmied ist. Manchmal ist die Welt wohl doch sehr klein.

Zur Arbeit reiten
Heute sind wir Richtung Vogelsberg geritten. Zunächst mussten wir die Amöneburg umreiten, was mit einigen Umwegen auf Straßen verbunden war. Denn dort, wo laut GPS Wege sein sollten, weideten Kühe hinter quer über den Weg gezogenen Zäunen. Über Schweineberg ging es dann zu unserem Quartier, der Forschungsstation Neu-Ulrichstein. Der Ort besteht nur aus der Forschungsstation, wo Peter und Marlene Epke zusammen mit weiteren Wissenschaftler Wasserproben für die Pharmaindustrie untersuchen. Das fast menschenleere Gelände mit einigen kasernenartigen Gebäuden wirkte zunächst etwas gespenstisch. Aber nachdem Peter uns alles erklärt und gezeigt hat, haben wir die Pferde guten Gewissens dort gelassen auf einer kleinen Koppel. Peter und Marlene sind absolut konsequent was ihre Begeisterung für Pferde betrifft. Ihre Hochzeitsreise haben sie in Italien zu Pferd gemacht und seitdem sie die Forschungsstation betreiben, reiten sie jeden Tag zur Arbeit und zurück. Und zwei Kinder haben sie auch noch, die ihnen ansonsten nicht mehr viel Zeit zum Reiten lassen würden.
Wir waren in einer kleinen Pension im Nachbarort Dannenrod gut untergebracht.




Hoch oben im Vogelsberg
Heute hatten wir wieder eine etwas längere Strecke vor uns. Über Appenrod ging es auf schönen Wiesenwegen, wo wir häufiger traben konnten, nach Maulbach. Anschließend mussten wir die Autobahn A5 und bei Rülfenrod die Eisenbahnschienen überqueren. Die weitere Strecke verlief im Wald und ließ sich sehr gut reiten in Richtung Feldatal. Da wir heute viel traben und auch mal galoppieren konnten, kamen wir schon nachmittags auf dem Peric-Hof in Stumpertenrod an. Die Pferde bekamen einen großen, sehr gepflegten Paddock und wir eine große Ferienwohnung mit allem Komfort.

Dort konnten wir uns mal wieder richtig ausbreiten.

Pausentag: 01.09.2012
Erstmal richtig ausgeschlafen und dann drei weitere Stationen geplant und gebucht. Hier konnten wir auch mal ein paar Sachen durchwaschen, denn unsere Unterwäsche und Strümpfe wurden allmählich knapp.
Abends dann die Pferde mal in der Halle geritten, ein bisschen Gymnastik machen. Dabei liefen die Pferde so flott und hoch motiviert wie nie zuvor. Offenbar empfanden sie das Hallenprogramm mal als willkommene Abwechslung zu dem ständigen bergauf und bergab im Gelände. Abends haben wir mal wieder richtig lecker selbst gekocht.

Sonntagsausflügler
Landschaftlich sehr schöne Tour durch den Hohen Vogelsberg nach Ilbertshausen. Die Pferde mussten ganz schön kraxeln über Ulrichstein, mit 550m über NN die höchste Stadt Hessens, zum rund 800 m hohen Hoherodskopf. So viele Menschen wie heute haben wir bisher auf dem ganzen Ritt noch nicht gesehen. Bei wunderschönem Sommerwetter waren zahlreiche Wanderer und vor allem Menschen mit Elektrofahrrädern unterwegs im Vogelsberg. Gegen 17 Uhr erreichten wir unser Quartier in Ilbertshausen. Die Pferde bekamen eine schöne große Koppel und wir schliefen in einem Kinderzimmer unterm Dach.

Asphalt treten
Die Tour heute nach Unterreichenbach war sehr lang und nervig, endlose Teer- und Schotterwege, immer wieder steil auf und ab. Unser Quartier bei der war aber ganz in Ordnung. Die Pferde bekamen eine schöne große Koppel und wir eine Ferienwohnung. Auf dem Hof mit Lamas, Alpakas und einem Hund im Zwinger herrschte ein buntes Durcheinander.

Noch mehr Schotter
Die Tour nach Kinzighausen bei Wächtersbach am Rande des Vogelsberges bot fast nur Asphalt- und Schotter, es war eine reine Schritttour. Unser Ziel in Kinzighausen war zudem etwas kompliziert zu erreichen, weil sie von Autobahnen und Eisenbahnschienen umgeben ist. Die Pferdeunterbringung auf einer abgefressenen Koppel war mit 15 Euro pro Pferd extrem teuer, zumal wir das Wasser selbst hinschleppen mussten.

Quartier im Spessart
Um unsere Tour Richtung Hessischer Spessart fortzusetzen, mussten wir zunächst wieder Bundesstraße 276, Autobahn A 66 und die Eisenbahn überqueren. Auf der Höhe von Bad Orb kamen wir wieder in den Wald und die Wege wurden gleich viel schöner und wir konnten wieder traben. Ein im Engetal gelegene Aussiedlerhof war unser Ziel. Pünktlich um 18.00 Uhr kamen wir dort an. Für die Pferde war eine kleine Koppel vorbereitet und wir wurden im ehemaligen Kinderzimmer einquartiert. Unser Gastgeber lebt allein auf dem Aussiedlerhof in Lohrhaupten und bewirtschaftet ihn mit 80 Rindern. Er teilte sein Essen mit uns, es gab Pizza. Wir haben uns sehr gut unterhalten und viel über die Sorgen und Nöte der Landwirte in der Region erfahren.

Bayrische Schanz
Heute haben wir die Grenze nach Bayern überritten an der „Bayrischen Schanz“ im Spessart. Das ist ein Wirtshaus mit guten Rastmöglichkeiten für Pferde. Der Weg nach Partenstein war sehr gut zu reiten, viele kleine Schlängelwege führten durch den Wald. Die Pferde mussten ziemlich kraxeln, denn unser Quartier liegt sehr hoch. Auch der Paddock war sehr steil, aber die Pferde haben sich damit gut arrangiert. Wir hätten dort auf dem etwas abgelegenen Gelände im Bauwagen schlafen können, haben uns aber dafür entschieden, eine Pension mit Bett und Dusche zu suchen, was gar nicht so einfach war in der Gegend. Schließlich haben wir aber eine ganz nette und bezahlbare Pension im Nachbarort Frammersbach gefunden. Gegessen haben wir im urigen Städtchen Lohr. Der Blick auf die Speisekarte und die Sprache der Bedienung zeigte uns ganz klar: wir waren in Bayern angekommen. Die Pferde wurden bestens versorgt, auch mit Heu und Kraftfutter. Sogar eine beruhigende Gute-Nacht- SMS haben unsere Gastgeber uns noch geschickt mit der Nachricht, den Pferden gehe es gut.

Die Mainbrücke überqueren
Heute stand die Durchquerung von Lohr und die Überwindung der dortigen Mainbrücke auf dem Programm. Unser Gastgeber vom Vortag hatte uns eine sehr gute und detaillierte Wegbeschreibung gegeben und mit Kartenmaterial versorgt, so dass wir die verkehrsmäßig etwas schwierigere Etappe gut gemeistert haben: Vorbei am Rexroth-Gelände ging es durch mehrere Kreisel und weiter auf einem viel befahrenen Radweg zur ebenfalls stark befahrenen Mainbrücke. Unser nächstes Quartier in Steinbach-Hausen war auf einer kleinen Ranch. Dort wurden wir großzügig mit Essen und Trinken verwöhnt. Abends wurde gegrillt und erzählt und am nächsten Morgen gab es frische Brötchen zum Frühstück. Wir schliefen im Wohnwagen direkt neben der Wiese, wo die Pferde grasten. Es war eine schöne klare Nacht mit vollem Sternenhimmel über uns.

Auf der Zielgeraden
Heute lag die vorerst letzte Etappe vor uns. Zellingen bei Würzburg war unser Ziel. Der Weg führte fast ausnahmslos durch Wiesen und Felder, es gab schöne Trabstrecken und auch ein bisschen Wald. Das Quartier für die Pferde in Zellingen war sehr nett. Die Gastgeber haben sich sehr bemüht, uns auch bei der Suche nach einem Zimmer für uns zu helfen, obwohl sie alle Hände voll zu tun hatten mit Kindergeburtstag und Ponyreiten. Schließlich haben wir eine bezahlbare Pension direkt am Main gefunden. Unseren letzten Abend haben wir in Würzburg verbracht. Bei hochsommerlichen Temperaturen waren viele Menschen in der Stadt und auf der Mainbrücke unterwegs. Überall gab es Musik, Wein, Unterhaltungen und lachende Gesichter. Wir haben in der Alten Mainmühle fränkisch gegessen und zum Abschluss gab es natürlich noch ein Eis. Ein gelungener Abschluss unserer Tour.




Rückfahrt: 09.09.2012
Nach einem mäßigen Frühstück im Hotel haben wir die Pferde gegen 10:00 Uhr verladen und sind in Richtung Autobahn gefahren. Die Fahrt verlief problemlos, da Sonntag war ohne Laster und fast ohne Staus auf der Autobahn. Gegen halb vier kamen wir in Klein Kolshorn an, wo wir Mon und Pico erstmal auf den Paddock gestellt haben, damit sie sich die Beine vertreten konnten nach der gut fünfstündigen Fahrt. Später sind wir noch ein wenig geritten, um den Pferden zumindest ein bisschen Bewegung zu bieten. Schließlich waren sie jetzt daran gewöhnt, durchschnittlich fünf bis sechs Stunden pro Tag unter dem Sattel zu gehen. In Zukunft müssen wir uns vorerst wieder mit viel weniger zufrieden geben – bis zur nächsten Etappe, die uns dann an den Bodensee führen soll.

Wer Adressen von den Wanderreit Stationen oder nähere Infos haben möchte, kann sich an die bedien Reiterinnen direkt wenden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Text: Dagmar Sobull

Fotos: Linda Heimberg

 

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