Auf nach Alaska!
Was 20 Jahre lang ein fernes Ziel war, ist nun zum Greifen nah! Wir starten zur letzten Etappe unserer Reise
– durch Alaska. Was erwartet uns in dem nördlichsten Bundesstaat der USA?
Etwas über 1.000 Kilometer haben wir uns in diesem Sommer vorgenommen. Nach langem Überlegen haben wir uns für die Route durch die Alaska Range entschieden. Entlang dieser Bergkette wollen wir bis zum Mount Denali reiten. Dort, am Fuße des höchsten Berges Nordamerikas wollen wir unsere Reise beenden. Eine Route, die sicherlich sehr interessant, aber leider nicht gerade die einfachste ist. Dafür führt sie durch eine imposante Berg- und Gletscherwelt, durch unberührte Wildnis und die Heimat der Grizzlybären.
Viele Monate haben wir der Planung unseres Ritts durch Alaska gewidmet. Wir haben Informationen gesammelt, viele Stunden lang die Karten studiert und uns mit Ortskundigen unterhalten. Wir sind mit Google Earth über das Gebiet geflogen und haben uns Fotos angeschaut. Und trotzdem, trotz der Informationsflut, die das Internet heute bietet, und trotz all der Erfahrung, die wir in den letzten Jahren gesammelt haben, wissen wir in Wahrheit nicht, was auf uns zukommt. Denn kein Foto, keine Landkarte und keine virtuelle Welt kann die Wirklichkeit in ihrer Schönheit, aber auch in ihrer Wildheit einfangen.
In der Wildnis erwartet uns viel Ungewisses und Unbekanntes. Auf unserer Strecke liegen viele hohe Pässe und große Flüsse. Vor allem der Wasserstand der Flüsse wird für unseren Ritt entscheidend sein, und dieser ist abhängig von der Schneeschmelze und den Regenfällen. „Regnet es viel in der Alaska Range?“, habe ich einen der Buschpiloten gefragt. „Das kommt darauf an“, war die diplomatische Antwort, „nicht so viel wie an der Küste, aber es kann schon mal eine Woche lang durchregnen.“
Auch in diesem Jahr werden wir wieder große Strecken durch wegloses Gebiet reiten. Die Alaska Range gilt als das beste Pferdeland Alaskas. So haben wir die bescheidene Hoffnung, nicht ganz so viel Sumpf und Gestrüpp vorzufinden, wie im vergangenen Jahr im Yukon. Auch heuer werden wir wieder Proviantdepots entlang der Route einrichten, denn während der drei, vier Monate, die wir unterwegs sein werden, haben wir wieder kaum Kontakt zur Zivilisation.
Auch kurz vor unserem Aufbruch sind viele Fragen noch offen. Viele der Antworten werden wir erst unterwegs finden. Wir sind gespannt und lassen die Herausforderungen auf uns zukommen. Vor allem aber freuen wir uns auf einen Sommer in den Bergen Alaskas. Mit unseren Pferden durch die Wildnis zu reiten, die Freiheit zu haben zu gehen, wohin es uns gefällt, ohne auf Wege beschränkt zu sein, unberührte Natur zu erleben und wilden Tieren zu begegnen – das ist eine Faszination, die uns nicht mehr loslässt.
Was immer uns unterwegs erwartet, unser Ziel ist es in diesem Herbst, - 20 Jahre nachdem Günter am südlichsten Zipfel Argentiniens gestartet ist, - am Fuß des Mt. Denali den langen Ritt von Feuerland nach Alaska zu beenden.
Für Kontakt zu Journalisten oder Medien, die Interesse haben über unsere Reise und unsere Ankunft zu berichten, sind wir sehr dankbar.
Es war ein langer und sehr, sehr kalter Winter hier im Yukon. Temperaturen von bis zu minus 40 Grad C waren keine Seltenheit, der Durchschnitt lag bei minus 22 Grad. Während wir es in unserer Hütte gemütlich warm hatten, mussten die Pferde mit dieser Kälte zurechtkommen. Dino, Lightfoot und Azabache hatten schon bald ein dickes, warmes Winterfell und trotzten tapfer der Kälte. Unsere Pferde bleiben ihrem Naturell treu, auch im Winter suchen sie lieber Schutz unter den Bäumen, als im Unterstand. Nur Rusty hatte mit der Kälte Probleme und so besorgten wir uns eine warme Decke für ihn. Rusty hatte sich sofort mit der Decke angefreundet, doch es dauerte zwei Tage, bis auch Dino, Lightfoot und Azabache sich an den Anblick gewöhnt hatten. Sie liefen vor Rusty davon und er hatte den Heuballen für sich alleine.
Wir haben den Winter gemeinsam mit unseren Pferden auf der Ranch von Freunden, nördlich von Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon, verbracht. Am elften Oktober fiel der erste Schnee und deckte das Land für die nächsten sieben Monate zu. Bis in den April hinein würde das Thermometer die Null Grad Marke nicht mehr überschreiten. Dafür gab es auch sieben Monate lang keinen Regen, sondern nur Schneefall. Wir befanden uns inmitten einer Wintermärchenwelt, die wir begeistert mit unseren Schiern und Schneeschuhen durchstreiften. Nur mit dem Pferdeschlittenfahren wurde es nichts, dafür war es einfach zu kalt. Auch die Pferde wollten bei dieser Kälte einfach in Ruhe gelassen werden.
Leni weigerte sich bald, die warme Hütte mehr als unbedingt notwendig zu verlassen. Der Ofen wurde ihr bester Freund, die Hütte ihre Spielwiese. Trotz Wollpullover, Jacke und Schühchen war es einfach zu kalt für sie.
Auch wir verbrachten mehr und mehr Zeit am warmen Ofen. Die Tage waren nun sehr kurz, die Sonne ging gegen elf Uhr auf und um zwei Uhr wieder unter. Vor allem der lange, dunkle Morgen lud dazu ein, im Bett zu bleiben.
Wir wurden zu Langschläfern, dankbar, bei dieser Kälte nicht zur Arbeit fahren zu müssen. Am Schlimmsten von der Winterfaulheit betroffen war Leni, die vor elf Uhr gar nicht mehr aufstand. Doch wir haben nicht nur gefaulenzt, wir haben die langen Abende genutzt, um an zwei neuen Büchern zu arbeiten:
Abenteuer-Reiter - Mit Pferden von Feuerland bis Alaska
Erscheint im Herbst 2013 im Stürtz Verlag
Kurz nachdem Günter seinen legendären Ritt von Feuerland nach Alaska im Herbst 2013 beenden wird, freuen wir uns euch bereits das Buch zur Reise präsentieren zu können.
Günters 20jährige Reise mit all ihren Fassetten und Eindrücken in einem einzigen Buch zu verpacken, stellte uns vor eine große Herausforderung. Das Ergebnis ist ein, wie wir denken, außergewöhnliches Buch über eine ungewöhnliche Reise.
Auf 320 Seiten haben wir 550 Bilder und 23 Kurzgeschichten zusammengestellt, die ein stimmungsvolles Portrait dieser spannenden Reise präsentieren. In persönlichen Texten erzählt Günter humorvolle und berührende Geschichten von unterwegs und gibt Antwort auf die Frage, wie man auf die Idee kommt, so eine Reise zu unternehmen.
Außerdem haben wir die langen Winterabende dazu genutzt, die Erlebnisse und Erfahrungen der letzten drei Jahre unserer Reise durch Kanada zu Papier zu bringen. Im Herbst werden wir diese Seiten noch mit Geschichten aus Alaska ergänzen und freuen uns, euch Anfang 2014 ein neues Lesebuch präsentieren zu können.
Zu einem richtigen Winter im Yukon gehören Schlittenhunde und eine einsame Blockhütte. Im Februar und März bekamen wir Gelegenheit, beides zu erleben. Wir hatten die Schlittenhunde unseres französischen Nachbarn während dessen Abwesenheit gefüttert und als Dank dafür durften wir nun selbst ein Team durch den Wald fahren.
Bald schon hatten wir uns daran gewöhnt, auf den wackeligen Kufen zu stehen und konnten die lautlose Fahrt durch den einsamen Wald genießen. Die Hunde liefen mit Begeisterung, es machte Spaß ihnen zuzusehen.
Unsere einsame Blockhütte befand sich am Frances Lake, rund vierzig Kilometer vom nächsten Dorf entfernt.
Mike, eigentlich Michael, der vor dreißig Jahren aus Bayern in den Yukon ausgewandert ist, hatte uns eingeladen, einige Wochen in seiner Trapper-Hütte zu verbringen. Mit einem alten Schneemobil fuhren wir hinaus. Sonja und Leni saßen warm eingepackt im Schlitten.
Der Winter im hohen Norden ist eine unglaubliche stille Zeit. Die Kälte hatte alle Geräusche verschluckt. Kein Vogelzwitschern, kein Wassertropfen war zu hören, nur das Knirschen der Schritte im Schnee. Die Kälte hatte dem Land auch seine Gerüche geraubt. Die Luft war kalt und frisch, aber vollkommen geruchlos. Die Hütte war klein, aber sehr gemütlich und dank des großen Yukon Ofens immer kuschelig warm, auch wenn es draußen nochmals so richtig kalt wurde.
Wie geht es nach unserer Ankunft in Alaska weiter?
Wer so wie wir unterwegs ist, dem gehen die Ideen niemals aus. Wir haben uns noch nicht entschieden, aber Träume und Ideen gibt es viele.
Vorerst aber freuen wir uns darauf, ab Januar 2014 gleich mit zwei neuen Vorträgen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tournee zu gehen:
Informationen zu den Vorträgen findet ihr auf unserer Homepage http://www.abenteuerreiter.de/, die übrigens in Kürze in neuem Design erscheint. Wir freuen uns, über Euren virtuellen Besuch!
Always happy Trails
Sonja & Günter
http://www.abenteuerreiter.de/
Text und Bilder: Wamser / Endlweber