Am 11.08.2011 war es endlich so weit. Aus einer Flause im Kopf, wurde nach einiger Überlegung Ernst.So machten wir uns mit fünf Frauen und Ponies auf den Weg nach Burscheid zum Landessternritt.
Praktische Erfahrungen mit mehrtägigen Ritten hatte zuvor noch keine von uns gemacht. Also hatten wir alle Voraussetzungen erfüllt, eine interessante Reise anzutreten. Laut Kartenmaterial und Navigationssystem war eine Strecke von 40 km zu bewältigen. War auch eine von uns der Meinung, dies an einem Tag zu schaffen, einigten wir uns trotzdem recht schnell auf einen 2-Tage-Ritt.
Da wir von unterschiedlichen Ställen die Unternehmung antraten und auf keinen Fall die Pferde verladen wollten (jeder Kilometer sollte geritten werden, alles andere wäre Pfusch) sind wir erstmal getrennt von zu Hause losgeritten, um uns in Wülfrath zu treffen.
Wir haben uns tatsächlich am vereinbarten Ort getroffen und das auch in der geplanten Zeit. Zwar wären zwei von uns beim geführten Überqueren der neuen Bahntrasse fast von einem Radfahrer verprügelt worden, aber diese Aufregung hatten wir schon bald vergessen.
In Wülfrath haben wir uns dann bei einer Freundin kurz eingenistet. Unsere Ponies grasten auf dessen englischen Rasen und unser mitgeführter Proviant wurde von der Satteltasche in den Magen verfrachtet. Sollten die Ponies doch nicht mehr ganz so viel tragen ;-)
Danach traten wir die nächste Etappe unseres Rittes an. Wir wurden zu Kaffee und Kuchen in Haan erwartet. Uns alle ereilte das Glück zu Pferde, war doch das Wetter und die Strecke gar nicht so schlecht, wie erwartet.
Dass das Lesen von Landkarten gar nicht so einfach ist, sollten wir kurz vor unserem zweiten Ziel erfahren. Sagte uns Karte und Navi, dass wir nur noch wenige Meter von Kaffee und Kuchen entfernt waren, öffnete uns eine unüberwindbare Wegsperre die Augen. Wir mussten den Rückweg antreten. Dieser Umweg kostete uns knapp zwei Stunden, weil Wanderer und Landwirte uns zu unserem Unglück noch weiter ins Nirvana schickten.
Um so mehr konnten wir uns aber freuen, als wir in Haan ankamen. Unsere Ponies durften nun auf eine großzügige Weide.
Die nächste Erfahrung fürs Leben sollten wir machen. Waren wir doch der Meinung, dass unsere Pferde sich aussergewöhnlich gut verstanden, mussten wir feststellen, dass dies nicht der Fall war, wenn sie unter sich waren. Statt neue Kraft für die Weiterreise zu schöpfen, mussten sich zwei Jungspunde prügeln.
Genuss am Kuchen war uns auch nicht gegönnt, versuchten wir nun krampfhaft mit unseren Halftern die herumgaloppierenden Matchos von der Weide zu fangen.
Die kleinen Blessuren wurden gesalbt und wir machten uns recht zeitnah auf unsere letzte Tagesetappe nach Wuppertal Vohwinkel. Die Hälfte der Strecke wurden wir von zwei Reitern aus Haan begleitet, so hatten wir Gewissheit, uns nicht zu verreiten und die schönsten Reitwege der Gegend kennen zu lernen.
Gegen Abend erreichten wir unser Nachtquartier. Wir wuchsen über uns hinaus, hatten wir doch so manche Herausforderung gemeistert.
Eine leckere Pizza zum Abendbrot (Hawaii mit Knoblauch) und ein paar leckere Bierchen, rundeten unseren gelungenen Tag ab.
Die Nacht verbrachten wir mehr kichernd als schlafend in einer Sattelkammer, unsere Pferde bekamen getrennte Paddocks in einer Reithalle.
Am Morgen wurden wir dann von strömendem Regen geweckt. Nach einem recht spartanischem Frühstück stiegen wir frohen Mutes mit unseren Regenklamotten in den Sattel. Unsere Ponies machten einen zufriedenen Eindruck.
Wir durchquerten das verkehrsreiche Wuppertal mit seinen Höhen und Tiefen und hatten schon nach 1,5 Stunden unsere nächste geplante Pausenstelle erreicht. Die Pausenstation kam uns aber viel zu früh und so entschieden wir uns, weiter zu reiten.
Hätten wir gewusst, dass wir am heutigen Tag keine geignete Pausenstation mehr finden würden, so hätten wir uns sicherlich anders entschieden.
Nun führte uns der Weg recht schnell nach Solingen. Unser Scout war sehr darauf bedacht, nicht den direkten Weg nach Burscheid zu reiten, es sollte natürlich auch ein landschaftlich attraktiver Weg sein. So wurde Solingens Innenstadt großzügig umritten. Siegessicher wurde eine Stadtkarte nach der anderen als durchritten abgelegt.
Nachdem wir die Innenstadt von Solingen erfolgreich hinter uns gelassen hatten, führte uns der Weg in ein Waldgebiet. Dass das bergische Land seinen Namen zu Recht verdient hat, durften nun Pferd und Reiter spüren. Hätten wir noch vor einer Woche den Kopf geschüttelt, so ritten wir nun Wege, die von uns einiges abverlangten. Zudem machten die gewitterartigen Regengüsse das Reiten auf dem matschigen Untergrund nicht leichter.
Den ein oder anderen, der eigentlich nur sehr ungern sein "Tragetier" verlässt, verließ der Mut beim Anblick des Abgrundes und es ging zu Fuß weiter. So dauerte es nicht lange, dass die Erste von uns einen Abgang machte und sich dabei schmerzhafte Prellungen zuzog.
Zwischenzeitlich stellte man sich auch die Frage, ob wir uns noch auf dem richtigen Weg befanden. Auch unsere Ponies machten uns klar, dass es nicht in Ordung sei, seit mehreren Stunden keinen Halm Gras mehr zwischen die Zähne bekommen zu haben. Bei den kriminellsten Abstiegen angelten sie nach jedem erreichbaren Grün.
Der Wald nahm kein Ende. Keine Wiese weit und breit. Anhand des Kartenmaterials war es nur noch schwer auszumachen, wo genau wir uns befanden. Unsere Navis hatten entweder keinen Empfang oder sie zeigten einen roten Punkt auf grünem Untergrund. Da befanden wir uns nun.
Dazu war es zwischen den Gewitterschauern sehr schwül und es ließ sich schlecht wandern in unseren Regenkombis.
Nach gefühlten Tagen des Irrens, erreichten wir endlich Zivilisation in Form eines Tierheims. Tatsächlich konnte man uns nun sagen, dass wir noch ca. 17 km von unserem heutigen 20 vorgenommenen Kilometern zu reiten hatten. In unseren Gesichtern stand Entsetzen und Ratlosigkeit geschrieben.
Man war uns aber freundlich bei der Wegfindung behilflich und beschrieb uns einen Weg, der uns beinahe umgebracht hätte.
Nicht nur, dass der Weg immer höher und schmaler wurde, er führte über rutschige Baumwurzeln und bei einem falschen Tritt wären wir metertief in den Abgrund bzw. in die Wupper gestürzt.
Nach einer halben Stunde des Bangens, mussten wir feststellen, dass es für einen Isi nebst kleiner Reiterin kein Hindernis darstellt, unter einem umgestürzten Baum herzureiten. Für Tinker und großer Reiterin hingegen endete hier die Reise. Auch wenn Herr Tinker sich unsterblich in Frau Isi verliebt hatte und ihr überall hin folgen würde.
Es blieb uns nichts anderes übrig, als zu wenden. Wir wissen bis heute nicht, wie es uns gelungen ist, auf den wenigen Zentimetern zu wenden, aber wir haben es schadlos überstanden.
Nachdem wir wieder die öffentliche Straße erreicht hatten, folgten wir der Ansage der Navis. Schade nur, dass die beiden mitgeführten Navis nicht der gleichen Meinung waren.
Jetzt kam der Punkt, wo wir die verbleibenen 17 Kilometer locker verdoppeln konnten. Viermal kamen wir am selben Campingplatz vorbei.
Uns verließen so langsam die Kräfte und wenn dem Einen das Aufgeben in den Sinn kam, schrien die Anderen nach Durchhalten.
Über eins waren wir uns aber im Klaren, landschaftlich attraktive Wege waren uns nun egal und Passanten werden nicht mehr gefragt.
Nachdem wir einer endlos langen Straße folgten (wir dachten wir überqueren die Alpen), endlich ein Hinweisschild, welches uns bestätigte, auf dem richtigen Weg zu sein.
Gesprochen wurde nicht mehr, es wurde nur noch stumpf ein Fuß vor den anderen gesetzt.
Nach 11 Stunden hatten wir unser Endziel erreicht. Wir wurden herzlich empfangen, schließlich wurden wir schon schmerzlich vermisst, denn wir waren die Einzigen, die noch nicht angekommen waren.
Am nächsten Tag waren die Strapazen so gut wie vergessen, haben wir für unsere Leistung das Wanderreitabzeichen erhalten.
Unsere Ponies haben die Reise unbeschadet überstanden und sind uns noch mehr ans Herz gewachsen.
Wir konnten am Ende des schönen Wochenendes festhalten, dass wir alle Blut am Wanderreiten geleckt hatten und planen schon wieder die nächste Unternehmung, spätestens beim nächsten Landessternritt.
Bilder:
