Wir schützen unsere Weiden, düngen wenig und sähen mit pferdefreundlichen Grassorten ein. Diesen ökologischen Lebensraum nutzt nicht nur den Equiden, sondern auch anderen Lebewesen.
Wenn im späten Frühsommer die Mähwerke zur Heuernte anrollen, beginnt für viele Wildtiere ein Kampf ums Überleben – den sie oft verlieren. Rehkitze, Hasenkinder und bodenbrütende Vögel wie Kiebitz, Wiesenweihe oder Feldlerche haben keine Chance gegen tonnenschwere Maschinen. Auch Insekten wie Grashüpfer oder besondere Spinnenarten. Im hohen Gras sind sie fast unsichtbar, verlassen sich auf ihre Tarnung – und werden so zu tragischen Opfern unserer landwirtschaftlichen Routine.
Es geht nicht nur um einzelne Tiere. Es geht um Arten, die seit Jahren dramatisch zurückgehen. Der Verlust von Lebensräumen, frühe Mahdtermine und der fehlende Schutz führen dazu, dass selbst einst häufige Arten in vielen Regionen verschwunden sind. Das Artensterben ist längst keine ferne Umweltdebatte mehr – es passiert direkt vor unserer Haustür.
Doch es gibt Hoffnung. Wer Wiesen mäht, kann Verantwortung übernehmen. Schon einfache Maßnahmen wie das frühzeitige Absuchen mit Wärmebilddrohnen, das Aufstellen von Flatterbändern, vorherige Beobachtung, langsame Mähgeschwindigkeit, mindestens acht cm hohes Mähwerk und das Mähen von innen nach außen retten Leben.
Die Einstellung des Mähwerks rettet nicht nur Tiere, sondern ermöglicht den schnelleren Trocknungsprozess, weniger Dreck und Staub im Heu und besseren Aufwuchs für eine geschlossenen Weidefläche. Wer Flächen bewirtschaftet, kann mit Jägerschaft und Wildtierhilfe zusammenarbeiten, um Tiere rechtzeitig zu entdecken und zu sichern. Selbst das Stehenlassen kleiner Wieseninseln kann Leben retten.
Die Heuernte ist wichtig – aber nicht um jeden Preis. Mit etwas Aufmerksamkeit, Planung und Mitgefühl lässt sich viel bewirken. Denn jedes gerettete Kitz, jedes unversehrte Nest ist ein kleiner Sieg gegen das große Artensterben.
Wichtig:
- Wiesen vor der Mahd absuchen
Am besten früh morgens, wenn Kitze noch liegen. Mit Hunden an langer Leine, in Reihen gehend oder mit Drohnen (Wärmebildkamera!) lässt sich das Gebiet effektiv kontrollieren. - Vergrämung vor der Mahd
Wildtiere meiden unruhige Wiesen. Bunte Flatterbänder, reflektierende Windspiele oder Radios (nachts eingeschaltet) können Kitze und Vögel vertreiben. - Frühzeitige Mahdplanung und Absprache
Wenn möglich, mit der örtlichen Jägerschaft oder Wildtierhilfe zusammenarbeiten. Gemeinsam lassen sich Termine und Vorgehen abstimmen. - Mähwerk auf acht Zentimeter Höhe einstellen
Rückstandsfreies Heu, bessere Tocknung und schnellerer Aufwuchs. - Von innen nach außen mähen
Diese Technik lässt Wildtieren einen Fluchtweg – statt sie zur Mitte zu treiben. - Rückzugsräume stehen lassen
Streifen oder Ecken ungemäht lassen – das bietet Tieren eine Überlebenschance.
Zur Unterstützung der Aufklärungsarbeit rund um das Thema steht euch das Handbuch "Pferd und Heu" zur Verfügung – gedacht für euch und die Landwirte eures Vertrauens.
Weitere Informationen findet ihr hier
Eingangsbild von Christiane Ferderer
Bild mit Reh von Thomas Nolte auf Pixabay
Bild mit Pferden auf der Weide von Hanno Pilartz
Bild mit Trecker von Elsemargriet auf Pixabay