Stafette-Bodensee IMGP1873 Gerhard Wendel
Widriges Reitwetter mit Starkregen und überschwemmten Flüssen machen diesen Ritt zu einem echten Abenteuer. Ein Teilnehmer brach seinen Ritt nach einer Schreckensnachricht ab. Sein Hof war akut von den Wasserrnassen bedroht.
Die Stafette ist unterwegs vom Bodensee über das Elsass in Richtung Südpfalz und schlussendlich zur Jubiläumsfeier in Reken.
Auf der Wanderreitstation Wälderhof bei Antonia Kaupp wurden die Stafettenteilnehmer nach widrigen Wetterverhältnissen auf ihrem Ritt durch ein kleines Showprogramm verwöhnt. Die Besitzerin präsentierte ihre Schwarzwälder Füchse und zeigte u.a. einige Zirkuslektionen.
Entspannt konnten die Teilnehmer dann ihren Ritt fortsetzen.
Dem ausgeschiedenen Teilnehmer drücken wir alle Daumen, dass sein Hof und seine Tiere die Bedrohung durch das Wasser heil überstanden haben!

Und hier der spannende Rittbericht von unserem VFD- Partner Gerhard Wendel (Reiten am Bodensee) mit vielen wichtigen Tipps aus seinem Wanderreit-Erfahrungsschatz. Einen herzlichen Dank an Gerhard dass er uns diesen tollen Bericht zur Verfügung gestellt hat!
Auf der Seite unseres VFD Partners findet ich auch gaaaanz tolle Bilder zu diesem Ritt und noch weitere interessante Berichte und tolle Foto. Schaut doch mal rein bei unserem Partner „Wanderreiten am Bodensee“.

Nachbericht BW-Stafette 2013

Mit 10 Pferden waren wir eine Woche lang unterwegs, um im Rahmen der Jubiläums-Stafette der VFD durch die Wanderreit-Regionen in BW zu reiten. Dabei wurden auch wir nicht vom großen Regen verschont, der in vielen Gegenden zu dramatischen Überschwemmungen geführt hat. Uns hat das Wetter nur nasse Kleidung und einen Hauch von Abenteuer bei der Querung von Bächen / Furten beschert.

Ritttagebuch BW-Stafette 2013

29. Mai - Anreise zur Wanderreitstation Criollos im Hegau
Die Rittteilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz reisen heute zur Criolloranch von Anja und Heiko Martin an. Ein paar Reiter nutzen den unerwartet schönen Tag, um sich am Nachmittag bereits rund um Gailingen "einzureiten". Abends Kennenlernen der Teilnehmer und Rittbesprechung bei einem leckeren Wildgulasch.

30. Mai - Hegau-Vulkantrail
Wir starten bei trockenem, teils sonnigem Wetter. Der Weg führt uns von der Schweizer Grenze in Richtung Norden über die Hegau-Vulkane Hohenstoffeln und Hohenhewen. Gegen Mittag - gerade haben wir den Hohenstoffeln erreicht, holt uns die Schlechtwetterfront ein. Wir haben gerade noch Zeit, die Regenkleidung anzuziehen, als ein Graupelschauer über uns niedergeht. Nach wenigen Minuten sind die Mähnen der Pferde weiß von Graupelkörnern. Der Spuk dauert nur kurz, danach hat der Wind die Niederschläge vertrieben. Die Pause allerdings wird eine feuchte Angelegenheit, weil der Boden durchnässt ist. Den Pferden ist das egal - das frische Gras auf den kürzlich abgemähten Wiesen schmeckt auch bei Nässe...
Auf der Station Hof Hewenblick in Anselfingen haben wir unsere erste Übernachtung direkt unter dem Vulkan Hohenhewen. Die Pferde sind trocken untergebracht und wir wärmen uns im Saloon bei einem heißen Wurstgulasch am Bollerofen auf.

31. Mai – when the going gets tough, the tough gets going…
Heute liegt mit 38 km eine lange Tagesetappe vor uns. Und ausgerechnet für heute haben die Wetterfrösche das schlechteste Wetter vorhergesagt. Wir starten bereits um 9.00 Uhr und werden von Heinz, auf dem Quad begleitet. Er öffnet uns zwei Weidetore, damit wir auf kürzestem Weg starten können. Bereits seit der Nacht regnet es in Strömen – da zählt jeder Meter, den wir uns sparen…
Die Pferde konnten wir in der Halle im Trockenen satteln. Aufgesessen sind wir dort auch gleich – das Führen am Anfang eines Rittes sparen wir uns heute. Nach einer starken Stunde erreichen wir das Wasserburger Tal, wo wir etwas Schutz vor Wind und Regen finden. Eine erste lange Trabstrecken lässt uns wieder warm werden. Dann müssen wir auf weichen Boden im Schritt weitergehen. Beim Wasserburger Hof begleitet uns eine Herde von ca. 30 Pferden auf einer riesigen Weide. Unsere Pferde bleiben cool, selbst als die Herde im Galopp an uns vorbeizieht. Überhaupt ist die Gruppe heute bereits deutlich ruhiger geworden und hat eine „Herde auf Zeit“ gebildet.
Unsere Pausen fallen heute kurz aus. Nach dem Absitzen decken wir die Sättel ab und lassen die Pferde an der Hand fressen. Nebenbei verzehren wir unser Satteltaschen-Picknick. Dann geht es auch schon weiter – zu schnell wird einem bei diesem S…wetter kalt. Die Strecke ist wunderschön und hätte eigentlich ein besseres Wetter verdient. Nach 8 Stunden kommen wir endlich auf unserer heutigen Station „Rudis Ranch“ an. Nicht nur die Pferde, sondern auch die Reiter haben sich prima gehalten. 38,4 km mit einem Durchschnitt von 6 km/h haben die Pferde eine tolle Leistung erbracht. Wir schauen später im Internet nach – 37 Liter hat es heute während des Rittes geregnet…
Die Pferde werden zum Abtrocken im Stall angebunden und können derweil Heu fressen. Keiner wird es uns verdenken, dass es uns dann in das vorgeheizte Reiterstüble zieht, um die nasse Kleidung los zu werden. Zum Abendessen gibt es traditionell Karins „Dinnele“, außerdem leckere Salate. Dann bekommen auch unsere Pferde ihr Kraftfutter. Die Grundlage dafür haben sie mit dem weggeputzten Heu geschaffen. Heute müssen die Pferde auf den Koppeln übernachten – Gelegenheit, die Qualität unserer Regendecken zu testen. Wir decken die Pferde im Stall ein und führen die Pferde dann auf die Koppeln.  Zum Glück ist die Wettervorhersage für die nächsten Tage besser – Samstag soll es noch regnen, danach sind „bessere Zeiten“ angekündigt ;-)

01.06. – Wirbelsturm über Italien / Unwetter in Deutschland
Immer, wenn du denkst, schlimmer kann es nicht mehr kommen,  zeigt dir das Leben: „Ein bisschen was geht immer ;-)
Als ich am Morgen im Internet das Wetter checke, stechen mir die Überschriften „Wirbelsturm über Italien, Unwetter und Überschwemmungen in Deutschland“ ins Auge. Für heute ist die Wettervorhersage gemischt. Es soll zwar den ganzen Tag regnen, allerdings nur 1-1,5 Liter pro Stunde. Als Wanderreiter sind wir ohnehin Berufsoptimisten und hoffen auf das Beste. Die Hoffnung scheint sich auch zu bestätigen, denn beim Putzen und Satteln am Morgen haben wir das erste Mal seit 48 Stunden trockenes Wetter. Die Ritttauglichkeitsuntersuchung zeigt keine Probleme auf – alle Pferde haben den gestrigen langen Reittag gut überstanden. Wir verabschieden uns von unseren Gastgebern Karin und Didi mit Sohn Mika und laufen mit den Pferden los. Als wir 2 km später am Jakobenhof aufsitzen, ist es Schluss mit dem trockenen Wetter und wir kommen gerade noch rechtzeitig in unsere Regenmäntel. Von da an regnet es gefühlt nicht 1 Liter in der Stunde, sondern alle 5 Minuten…
Dennoch genießen wir die schönen Wege durch die Wälder und über Wiesenwege im Donautal. Bei Mühlheim an der Donau beschleicht mich beim Anblick der Donau eine dunkle Vorahnung – die Donau führt extrem Hochwasser und ist bereits über die Ufer getreten. Wir überqueren diese zwar sicher über eine Brücke, uns stehen aber auf dem weiteren Weg einige Querungen durch Furten am Lipbach bevor, die nicht über Brücken umgangen werden können.
Eine Stunde später stehen wir vor der 1. Furt am Lipbach. Direkt dahinter ist die Wiese, auf der wir Rast machen wollen. Normalerweise ist das Wasser an der Furt nur knöcheltief – jetzt schießen Stromschnellen im 3 Meter breiten Bett des Lipbaches und die Pferde zeigen uns gedanklich einen Vogel: „Nicht mit uns“!
Die Alternative ist ein kilometerlanger Ritt entlang der Straße. Das motiviert, zumindest einen Versuch zu wagen. Mit Askalon gehe ich ein Stück in die Furt hinein. Dann streikt er, weil die anderen Pferde zurück bleiben. Antje kommt mit ihrer Schwarzwälder Stute Ricke zur Hilfe – mit der Stute an der Seite geht Askalon Schritt für Schritt voran. In der Mitte steht das Wasser ca. 1,20 Meter hoch im Flussbett. Ich muss die Füße anziehen, damit die Schuhe nicht volllaufen. Schräg gegen die Strömung halten wir uns in der Mitte der Furt und erreichen das gegenüberliegende Ufer. Jetzt stehen Antje und ich auf der einen Seite, 8 weitere Pferde aber noch drüben und halten das Ganze noch immer nicht für eine sonderlich gute Idee. Also reiten wir wieder zurück in den Lipbach. Ich bleibe im ersten Drittel stehen, während Antje zurück zu den anderen reitet. Mit Ricke an der Seite trauen sich dann auch die nächsten Pferde, den Bach zu queren. Drüben angekommen, sind alle stolz auf die erfolgreiche Querung der Furt. Bei Aris und Zayid hat die Querung ein paar kleinere Blessuren hinterlassen, als sie in der Furt gegen Steine gestoßen sind. Die Wunden gehen aber nicht tief und die Pferde zeigen keine Probleme. Zur Belohnung dürfen sie nun in einer saftigen Wiese grasen, während die Reiter beim Verzehr der „Jause“ noch einmal das Erlebte diskutieren.
An einer nahegelegenen Bank sitzen wir dann wieder auf und machen uns an die nächste Etappe, bis zum geplanten Zwischenstopp an der Lipbachmühle. Eine sehr schöne Strecke entlang des Lipbaches erwartet uns – nur der starke Regen verhindert, dass wir zu euphorisch werden. An der Lipbachmühle füttern wir unsere Pferde mit den Futtersäcken aus der Satteltasche – Heucobs und ein wenig Kraftfutter werden genüsslich weggeputzt. Dann binden wir sie kurz an, damit sie sich erholen können. Wir stehen derweil unter den großen Sonnenschirmen, die uns vor dem strömenden Regen schützen und stoßen auf den Tag an. Die Mäntel sind jetzt bereits wieder durchnässt und auch die Schuhe konnten dem Regen nicht standhalten.  Eine Stunde stehen wir unter den Sonnenschirmen – dann gebe ich das Zeichen zum Aufbruch. Im Schäfertal erwarten uns weitere Querungen des Lipbaches und die möchte ich nun hinter mich bringen, bevor der Dauerregen das Wasser noch weiter anschwellen lässt. Gleich hinter der Ölmühle denke ich mir „immer, wenn du denkst, schlimmer geht es nicht mehr, geht es doch noch!“.
Die nächste Furt ist zwar nicht sehr tief, aber das Wasser schießt pfeilschnell über die mit gemörtelten Steinen befestigte Furt. Dahinter hat sich an einem Absatz ein kleiner Wasserfall gebildet, der 1 Meter tief tösend in das Bett des Lipbaches hinabstürzt. Wenn hier die Pferde wegrutschen, wäre dies gefährlich. Was tun? Ich entscheide mich, die Querung zu testen und bitte Antje mit ihrer Ricke wieder an meine Seite. Dieses Mal ist Ricke die Mutigere und geht die ersten Schritte voran. Dann haben wir ein „deja vu“ – wieder stehen Antje und ich drüben und der Rest der Gruppe noch auf der „falschen“ Seite. Wieder müssen wir zurück und den anderen Pferden „Beistand“ leisten. Ein großes Lob an Antje, die mit ihrer Ricke die Rolle der „großen Schwester“ übernommen hat und mich tatkräftig unterstützt. Bei Zayid, der als letztes Pferd noch auf der anderen Seite steht, reicht der bloße Beistand nicht aus. Antje und ich gehen noch einmal durch die Furt und nehmen ihn zwischen uns. Ich führe ihn am Zügel, während Antje mit Ricke von hinten „schiebt“ und so gelangen wir sicher über die Furt. Das Ganze filmen wir mit dem Fotoapparat – sobald wir vom Ritt zurück sind, werden wir die Fotos und Videos zum Stafettenritt einstellen.
Noch zwei weitere Male müssen wir den Lipbach furten – je weiter talaufwärts wir kommen, desto weniger Wasser fließt aber und jetzt fällt es allen Reitern leichter, die Pferde ohne fremde Hilfe durchs Wasser zu bekommen.

Als wir 45 Minuten später die Wanderreitstation von Verena Lohner erreichen, sind alle froh, dass es nun geschafft ist. Die Pferde können sich im saftigen Gras auf den Koppeln schadlos halten, während wir uns bei Verena im Wohnzimmer aufwärmen. Die Männer sind wunschlos glücklich, weil sie am Fernseher das Pokalfinale Bayern-VFB sehen können und erst der Duft des leckeren Abendessens, das Verenas Sohn für uns gekocht hat, bringt sie vom Fernseher weg…
Fazit: Das war einer dieser Tage, die einiges von Pferd und Reiter abverlangt haben, uns aber noch lange in Erinnerung bleiben werden…

02.06 – Von Königsheim über den Lemberg
Die ganze Nacht über hat es stark gewindet und auch Regen ist immer wieder gefallen. Pünktlich zum Satteln der Pferde kommen dann die ersten Sonnenstrahlen seit Tagen heraus. Heute begleitet uns Verena mit ihrem Quarter auf dem Ritt über 29 Kilometer. Über die weiten Wiesenflächen des großen Heubergs und schöne Waldwege reiten wir in der ersten Stunde ohne große Höhenmeter. Vor einem steilen Abstieg, den wir zu Fuß machen, lassen wir die Pferde das erste Mal auf einer saftigen Wiese grasen. Auch uns tut die Pause in der Sonne gut und die ersten Müsliriegel werden genüsslich vertilgt. Der Abstieg erinnert an die Alpen – wir müssen die Pferde hinter uns gehen lassen und sorgfältig Schritt für Schritt gehen. Am Lemberg, dem höchsten Berg der Schwäbischen Alb, machen wir Mittagspause. Der Treppenanstieg auf den 33 m hohen Aussichtsturm lohnt sich, auch wenn wir heute keine Alpensicht haben.  Da es oben auf dem Lemberg keine Wiesen gibt, bekommen die Pferde das mitgebrachte Futter in ihren Futtersäcken. Dann werden sie hoch/kurz angebunden und ruhen mit hängenden Lippen aus. Wir beantworten in der Zwischenzeit die Fragen der Wanderer nach dem Woher und Wohin und versuchen, etwas für die guten Beziehungen zwischen Wanderern und Reitern zu tun  ;-)
Nach einer Stunde führen wir die Pferde zunächst den steilen Anstieg vom Lemberg hinunter und reiten dann leicht abfallend durch den Wald hinunter zum Grillplatz, an dem die Pferde ihren Durst am Brunnen stillen können.  Den geplanten Wiesenweg nach Weilen können wir nicht nehmen – hier stehen die Wiesen noch unter Wasser. Verena und ich finden dann doch noch eine Möglichkeit, wie wir von der anderen Seite wieder auf unseren Waldweg kommen. 2 Kilometer Umweg müssen in Kauf genommen werden, um Wiese und Hufeisen zu schonen. Am Waldende sitzen wir dann ab und führen die Pferde auf einem Wirtschaftsweg nach Weilen hinunter.
Vor dem letzten Aufsitzen muss dann der erste Zügel dran glauben – der Klassiker bei längeren Ritten…

Wir behelfen uns mit einem Führstrick für die letzten Meter durch den Ort, die wir sicherheitshalber reiten. Da ich mit so etwas gerechnet habe, sind im Trossfahrzeug Ersatzzügel, die wir ausleihen können.
Dann erwartet uns Andreas bereits vor seinem Hof. Auch Uwe, bei dem wir morgen übernachten werden, ist zu unserer Freude gekommen. Das einzige Pferd, das an den Hinterhufen keinen Hufschutz hat, muss noch beschlagen werden, weil es im Laufe des Tages sehr fühlig geworden ist. Nachdem auch dies geschafft ist, entlassen wir die Pferde auf die Koppeln und machen uns auf den Weg in unser Quartier.
Fazit: 29 km bei teils sonnigem Wetter. Schöne Koppeln bei Andreas, der uns mit Kaffee und Zopf empfangen hat und dann auch noch beim Beschlagsproblem unterstützen konnte. Außerdem: Traue lieber der Hufschutzempfehlung deines Rittführers, der die Wege kennt, als der eines ortsfremden Hufschmieds, der nicht selbst im Gelände reitet…

03.06. – der fünfte Stafettentag Weilen – Erlaheim
Trotz der kurzen Nacht haben wir uns in unseren Betten gut erholt und kommen so ausgeruht gegen 9.00 Uhr bei den Pferden an. Die abgesteckten Koppeln sind abgefressen und die Pferde entspannen teilweise noch im Liegen, als wir bei ihnen ankommen.
Vor dem Putzen und Satteln gibt es noch die Morgenportion Kraftfutter. Dann richten wir die Pferde für den Ritt und beladen den Hänger/das Trossfahrzeug wieder. In der ersten Stunde reiten wir auf Waldwegen und können auch einen ersten längeren Trab und einen Galopp einbauen. Wenn man mit einer so großen Truppe unterwegs ist, müssen die Trab-/Galoppstrecken lange genug sein, damit auch die hinteren Reiter auf ihren Genuss kommen. Ansonsten ist es besser, man bleibt im Schritt.
Heute reiten durch die Zollernalb – eine Region, die vom Kontrast zwischen einsamen Naturflächen und Industriezonen (große Steinbrüche, Schieferabbau) lebt. Nicht nur im Winter ist es hier stets „einen Kittel kälter“, als am Bodensee. Mittags leckeres Trossfahrer-Picknick. Sehenswürdigkeiten sind die Gesteinsmaterial-Seilbahn bei Dotternhausen, unter der wir durchreiten. Außerdem ein großer Schiefersteinbruch bei Dautmergen (spektakuläre Sprengungen). Endlich finden wir heute einen Wiesenweg, der nach dem vielen Regen fest genug ist, um darauf einen langen Galopp zu machen. Etwa 2 km lassen wir die Pferde im Galopp gehen. Die Pferde gehen auf dem schönen Weg mit Freude und Elan voran und genießen es, endlich einmal wieder die angestaute Energie los zu werden.
Da der Himmel wieder zu zieht und vereinzelte Tropfen fallen, gehen wir den Rest der Strecke zügiger. Für die 27 km benötigen wir an reiner Reitzeit 4 ¼ Stunden. Ein Teil der Pferde steht heute Nacht in Boxen, der Rest nächtigt in vorbereiteten Koppeln auf einer der vielen Weiden von Uwe und Marina.
Nach einem Begrüßungskaffee mit einem leckeren, ofenwarmen Zopf beziehen wir die Zimmer und treffen uns dann in Uwes Wanderreitercamp zum gemeinsamen Grillabend.

04.06. – der 6. Stafettentag: Erlaheim – Horb (Rexingen)
Heute steht uns die längste Tagesetappe unserer BW-Stafette bevor. Über Nacht haben sich die letzten Wolken verzogen und die Sonne begrüßt uns, als wir um 6.30 Uhr die Pferde füttern. Pünktlich 9.00 Uhr starten wir – schließlich gilt es, 39 km zu bewältigen. Gleichzeitig werden wir heute die Region Zollernalb / Heuberg verlassen und in den Nordschwarzwald queren. Erste Pause nach zwei Stunden. Wir lassen die Pferde an den Stricken grasen und essen selbst einen Snack aus der Satteltasche. Dann gehen wir zügig weiter. Bei Empfingen queren wir die A 81 über eine Brücke – der Schwarzwald liegt vor uns. Nach 4 Stunden Reitzeit treffen wir auf Sandra und Herbert, die das Trossfahrzeug betreuen. An einem Grillplatz ist der Tisch für uns gedeckt – es gibt Schweizer Wurstsalat und zum Nachtisch Kuchen. Solch ein Picknick war in den Regentagen Luxus – da haben wir uns aus der Satteltasche verpflegt und die Pausen wegen des nasskalten Wetters möglichst kurz gehalten. Heute ist das anders. Nach dem Essen legen wir uns in die Sonne und schlafen ein wenig. Die Pferde haben bereits mit uns ihre Futtersäcke bekommen und entspannen ebenfalls im Schatten der Bäume.
Als wir zur letzten „Runde“ starten, ist es bereits 15.30 Uhr. Noch liegen 15 km auf schönen Waldwegen vor uns. Längere Trab- und Galoppstrecken bringen uns schneller voran. Der Übergang über den Neckar bei Horb ist für Pferde „schwierig“. Das liegt daran, dass dabei auch die Bahnlinie und die Bundesstraße überquert werden muss und es keinen pferdegeeigneten Weg gibt. Wir queren Bahn und Neckar über die Brücke der Bundesstraße. Die Pferde gehen als Verband "zu Zweien“ und lassen sich auch nicht durch vorsichtig überholende Autos und LKW aus der Ruhe bringen. 200 Meter später können wir die Bundesstraße wieder verlassen. Da es von hier keinen „passenden“ Übergang zum Radweg am Neckar gibt, planen wir kurzfristig um und suchen einen Waldweg, der uns auf der anderen Seite des Neckars zu unserem Ziel bringt. Wir nehmen einen Einstieg zu früh und müssen nach ca. 500 Metern noch einmal umkehren. Dann finden wir einen schönen Weg, der uns in die richtige Richtung führt. Einige Pferde zeigen heute doch Ermüdungserscheinungen und so sitzen wir ab und führen die Pferde, bis wir in den nächsten Ort kommen. Die steile Asphaltstraße zu unserer heutigen Station in Horb-Rexingen bei Birgit Kreidler reiten wir noch einmal – dann haben auch unsere Pferde „Feierabend“. Nach 9 Stunden, davon 6 ½ Stunden im Sattel kommen wir bei Birgit an. Wir kennen die tolle Wanderreitstation bereits von unserem Erkundungsritt. Als wir ankommen, ist für uns alles hergerichtet. Die Sattelkammer wurde für uns geleert und in den Boxen ist bereits für jedes Pferd ein riesiger Heuberg gerichtet. Wir spritzen die Pferde ab und lassen sie auf dem Reitplatz wälzen. Dann dürfen sie sich in den Boxen in Ruhe erholen. Nach einem Begrüßungstrunk bei Birgit gehen wir in das Gasthaus Sonne, wo wir heute schlafen werden. Sandra und Herbert haben bereits die Taschen auf die Zimmer gebracht – vielen Dank! Eine schnelle Dusche und dann stärken auch wir uns bei den leckeren Gerichten der netten Wirtsfamilie. Birgit Kreidler kommt mit ihrem Mann auch noch zum Essen vorbei und wir verbringen einen kurzweiligen Abend.

05.06. – der siebte Stafettentag von Rexingen nach Neunuifra
Heute könnten wir es uns eigentlich gemütlich machen und lange schlafen, da uns am letzten Reittag der ersten Woche nur 22 km erwarten. Dass wir dennoch bereits um 9.00 Uhr abreiten wollen, hat zwei Gründe: Birgit Kreidler konnte den Oberbürgermeister von Horb und einen Pressevertreter des Schwarzwälder Boten für einen Kurzbesuch gewinnen, um die Stafettenreiter anlässlich des 40jährigen VFD-Jubiläums zu begrüßen. Der Pressetermin ist um 8.30 Uhr und so müssen wir alle für den Fototermin bereit sein. Der andere Grund ist, dass die Gruppe bereits heute die Gespanne vom Startpunkt nachholen möchte, damit wir nach der heutigen Abschlussfeier auf dem Wälderhof morgen ohne Hektik die abreisenden Pferde verladen können. Für den vierstündigen Ritt nehmen wir heute nur Getränke, Snacks und Obst mit. Auch die Pferde müssen mit dem Gras auskommen, das sie in den Pausen finden. Den steilen Anstieg aus dem Ort heraus gehen wir tapfer zu Fuß – auch wenn oben alle außer Atem sind. Dann sitzen wir auf und genießen den Ritt auf schönen Waldwegen.  Die Landschaft ist hügelig und wir reiten in ständigem Auf und Ab unserem Ziel entgegen. Immer wieder genießen wir die Aussichten, wenn wir aus dem Wald herauskommen und über das Schwarzwaldpanorama blicken.  Die Futterbeschaffung für die Pferde stellt sich als unerwartet schwierig heraus. Die Landwirte haben das schöne Wetter genutzt und fast alle Wiesen gemäht. Lange müssen wir suchen, bis wir auf einer Waldlichtung genügend Gras für unsere hungrigen Fressmaschinen finden. Eine halbe Stunde Pause genügt und wir setzen unseren Ritt fort. Nach etwas mehr als 4 Reitstunden erreichen wir den Wälderhof, wo wir von Sandra und Antonia bereits erwartet werden. Die Pferde können sich auf den Koppeln den Bauch voll schlagen – für den Abend ist bereits Heu in den Boxen gerichtet. Sandra hat noch ein Vesper vorbereitet, das vor dem großen Umladen des Trossfahrzeuges gegessen wird. Zwei Pferde gehen bereits heute mit dem Trossfahrzeug heim. Wie immer, wenn man es eilig hat, lassen sich die Pferde heute etwas Zeit, in den Hänger zu steigen. Oder liegt es vielleicht daran, dass sie ihre „Herde auf Zeit“ nicht verlassen möchten und mit uns so weiter durchs Ländle ziehen möchten...?
Fazit: Eine wunderschöne Reitwoche liegt hinter uns, in der wir 200 km durch BW geritten sind. Das Wetter bot alles - angefangen von Sturm, Dauerregen und Graupelschauern, bis zu Sonnenschein und blauem Himmel. Ich denke, dass wir diese Tour nicht das letzte Mal geritten sind...

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