Ein Artikel mit freundlicher Genehmigung von Andreas Goebel (Siegener Zeitung)
Man hat sich an die Hiobsbotschaften über den schlechten ökologischen Zustand unserer Landschaften beinahe schon gewöhnt. Ausgeräumte Feldfluren und Monotonie auf den Äckern (z. B. Maisanpflanzungen) haben beispielsweise dazu geführt, dass viele Vogelarten seit 1980 in ihren Beständen dramatisch eingebrochen sind, darunter sogar ehemalige Allerweltsarten wie Kiebitz und Feldlerche. Und unter den Säugern schließt sich der Feldhamster nahtlos an. Mit jeder Art, die ausstirbt, wird die herrliche Natur, aus der auch wir, die Menschen, kommen, ein Stückchen ärmer – mit unkalkulierbaren Konsequenzen und Risiken für unsere eigene Spezies. Ein Haus aus Stein fällt auch nicht gleich zusammen, wenn einzelne Ziegel herausgebrochen werden, aber es wird mit jedem entnommenen instabiler. Und so verhält es sich auch mit dem Reich der Tiere und Pflanzen. Dass verschollene Arten dann wider Erwarten doch zurückkehren, sollte einen freudigen Anlass bieten, die Heimkehrer zu unterstützen. Wölfe (Rotkäppchen bitte mal weghören) bedeuten keine Gefahr für den Menschen. Lediglich Schafzüchter müssen sich auf Isegrim einstellen. Wo in Europa der Wolf noch vorkommt, ist ihnen das gelungen. Ein Ruck muss auch durch die Jägerschaft gehen. Selbst wenn der Großteil sich an Recht und Gesetz hält und aus innerer Überzeugung heraus den Wolf in seinen Revieren als Bereicherung wahrnimmt, gibt es doch einen harten Kern, der nach wie vor gegen den Wolf eingestellt ist. Leider kam in dem öffentlichkeitswirksamen Prozess am Amtsgericht Montabaur gerade diese Fraktion zu Wort. Die Äußerungen der Mitpächter, von der Existenz des Westerwald-Wolfes nichts gewusst zu haben, wirft ein bezeichnendes Licht auf sie. Und dass der milde davongekommene Wolfsschütze nun nichts Besseres zu tun hat, als in Berufung zu gehen, lässt nichts Gutes erwarten. Die Jägerschaft wäre gut beraten, zu solchen Kollegen auf Distanz zu gehen. Das sind wahre Image-Killer. Unsere einst so schönen und artenreichen Landschaften müssen wieder gesund werden, davon hängt unser eigenes Wohl und Wehe ab. Alle, Jäger und Nicht- Jäger, sollten für unsere Kinder und Kindeskinder an diesem Projekt mitarbeiten. Der Wolf wäre eines der vielen Projekte, mit dem man beginnen könnte. Andreas Goebel – Siegener Zeitung