Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verlangt, dass bis spätestens 2027 alle Gewässer einen guten chemischen und ökologischen Zustand haben müssen.  Auch wenn sich die Gewässergüte und die Arten- und Lebensraumvielfalt verbessert hat, bleiben die zentralen Herausforderungen bestehen wie Renaturierung von Gewässern und Auen, Schutz des Grundwassers vor Verunreinigungen, Schaffung von Überschwemmungsflächen zum Hochwasserschutz sowie Durchgängigkeit der Flüsse und Bäche für wandernde Tierarten. Der Schutz des Wassers ist dabei unteilbar: ökologische intakte Gewässer darf es nicht nur in besonderen Schutzgebieten geben und   sauberes Grundwasser brauchen wir nicht nur dort, wo Wasser für die Trinkwasserversorgung entnommen wird. Denn Oberflächengewässer und Grundwasser bilden ein vernetztes System, das nur als Ganzes geschützt werden kann.      

Landwirtschaft als gewässerrelevanter mit der Problematik um den Eintrag von Feinsedimenten, welcher insbesondere durch die Nichteinhaltung von Gewässerrandstreifen und die zunehmende Ausweitung des Maisanbaus auf gewässernahen Flächen ein Problem darstellt. Dazu gehören zu den möglichen Auswirkungen von Sedimenteinträgen die Verfüllung der Sohle, Veränderung der wirbellosen Fauna und ein Verlust von Laichplätzen. Starkniederschlagsereignisse bringen zunehmende Probleme. Um die Einträge an Nähr- und Schadstoffen in die Gewässer zu reduzieren, wird seit vielen Jahren mit hohem Aufwand und wenig Erfolg versucht, ungenutzte Uferrandstreifen zu schaffen – und dass trotz fehlender oder nur sehr geringer Wirksamkeit, solange die Ackernutzung in den Auen unverändert bleibt.  

Einflüsse auf Fließgewässer durch extensive Beweidung 

Die gängige Meinung, Gewässer und ihre Ufer auszuzäunen, führt (gerade bei angrenzender Acker- oder intensiver Grünlandnutzung) zu artenarmen nitrophilen Hochstaudenfluren und bewirkt entscheidende Verluste an Biodiversität. Bei ausreichend großen Flächen und richtiger Steuerung ist die Einbeziehung des Fließgewässerns in extensive Beweidung, auch ganzjährig, möglich und führt zu einer verstärkten räumlichen Strukturierung. Auenwiese4

Nach Befunden von R. Krawczynski und H.-G. Wagner (mdl. Mitt.) finden sich ähnlich den Quellen auch an beweideten Ufern Pflanzenarten und Pflanzengesellschaftwen, welche von Bodenverwundungen und hierdurch ausgelöster Dynamik profitieren bzw. auf diese angewiesen sind; ebenso Dung besiedelnde Moose und Käfer wie Wasserkäfer der Gattung Spaeridium. 

Vorteile einer Beweidung: 

  • durch die Beweidung entsteht ein Nutzungsmosaik 
  • Störstellen durch Viehtritt sind wichtige ökologische Nischen 
  • Tierdung ist ein wichtiger Teil in vielen Nahrungsketten 
  • Biotope werden durch ziehende Tiere vernetzt 
  • Nährstoffe werden verlagert 
  • Offenhaltung der Talauen. 
  • Erhalt und zur Förderung von Feuchtgrünland (Nasswiesen, Feuchtwiesen und –weiden) 

Bei einer extensiven Beweidung können auch die Gewässerufer in die Weide einbezogen werden – ein ideales Instrument zur kostengünstigen Revitalisierung von Fließgewässern. Laufveränderungen der Fließgewässer – für den Naturhaushalt eine ganz wichtige Dynamik – treten viel weniger in Konflikt mit Interessen der Landnutzung. Im Hochwasserfall nehmen Grünlandflächen in Auen Wasser wie ein Schwamm auf und halten es zurück. Ein weiterer positiver Einfluss der Beweidung ist die Reduzierung der Neophyten. 

Moderate Störungen an und in Fließgewässern durch Weidetiere  - Dungeintrag, Tritt, Verbiss, etc. - sind wahrscheinlich alles andere als pauschal negativ zu bewerten. Zumindest im Sinne einer Förderung der Biodiversität ist vor dem Hintergrund der „intermediate disturbance hypothesis“ von CONELL (1978) und dem vorurteilsfreien Umgang mit dem Begriff „Störung“ (JAX 1998 / 1999) ein künftiger mutiger Umgang mit neueren Erkenntnissen in der Umsetzung von Biotoppflege- und Managementplanungen an Fließgewässern wünschenswert.  

Die Einführung naturnaher Weidesysteme bietet dagegen vielfältige Vorteile für Natur und Gesellschaft, ohne die Landnutzung zu verdrängen: reduzierte Einträge in das Gewässer und Grundwasser, verbesserte Schwammwirkung von Boden und Vegetation für den Hochwasserschutz, Schutz vor Bodenerosion, Förderung von Biodiversität und Erholungsfunktion, Beiträge zum Klimaschutz durch CO2-Bindung (vgl. auch Metzner et al. 2010). Dieses erfüllt auch die Anforderung aus Art.10 der FFH-Richtlinie zur Verbesserung der ökologischen Kohärenz des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 (Buschmann & Ssymank 2014). 

WHG §6(2): Gewässer, die sich in einem natürlichen oder naturnahen Zustand befinden, sollen in diesem Zustand erhalten bleiben und nicht naturnah ausgebaute natürliche Gewässer sollen so weit wie möglich wieder in einen naturnahen Zustand zurückgeführt werden, wenn überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit dem nicht entgegenstehen. Maßnahmen nach der EU-WRRL am Ufer zielen auf Auwald und Sukzession. Gefordert ist eine Multifunktionalität der Landnutzung, wie es das Beispiel der Auen illustrieren kann (vgl. Reisinger 2015) 

Quellen:  

  • Weidelandschaften in Auen als Schlüssel für die Entwicklung von Gewässern und der Biodiversität: 

http://www.wrrl-info.de/docs/vortrag_sem38_jedicke.pdf 

https://docplayer.org/80372814-Flaechige-extensivweiden-in-auen.html  

https://www.nul-online.de/bdquoLebender-Biotopverbundldquo-in-Weidelandschaften,QUlEPTQ4MDg4NDUmTUlEPTExMTE.html  

https://docplayer.org/108939419-Lebenden-biotopverbund-weidetiere-als-ausloeser-von-dynamischen-prozessen-und-vektoren.html  

  • Naturverträgliche Landwirtschaft in Auen: 

https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/wasser/Dokumente/NLA_Zusammenfassungi.pdf 

  • Sie trampeln für Unke und Co. 

https://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Tiere_und_Pflanzen/Tiere/Amphibien/Amphibienschutz_in_Bayern/Mit_Kopf_Herz_und_Gummistiefel/KHG2010_Zahn_Amphibienschutz_Rinderbeweidung.pdf 

https://www.gfg-fortbildung.de/web/images/stories/BT/BT18_2014/14_bt18_v7-naeher.pdf 

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