BERLIN 21.01.2020 - Gemeinsam mit der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe hatte die Naturstiftung David zu dem Workshop "Tierwohl in der Landschaftspflege auf NNE-Flächen" eingeladen. Im Rahmen der Veranstaltung wurden Erfahrungen zu Weideeinrichtungen als Maßnahme des Herdenschutzes vorgestellt. 

 

Beim Beweidungsprojekt der Primigenius in der Oranienbaumer Heide bewegen sich die Wölfe ungehindert auf den von Rindern und Pferden beweideten Flächen, was sich durch regelmäßige Funde von Wolfsfährten und –kot sowie durch Sichtungen innerhalb der Weide belegen lässt. Trotz der regelmäßigen Anwesenheit der Wölfe zeigen die Rinder und Pferde in der Regel keine starke Beunruhigung. Nach der im Land Sachsen-Anhalt momentan geltenden Leitlinie für den Wolf werden ausgewachsene Rinder und Pferde wegen ihrer Wachsamkeit und ihres Herdenverhaltens als nicht besonders gefährdet eingestuft. Bundesweit sind von Wolfsübergriffen bisher nur ungeschützte Fohlen und sehr kleine Ponies betroffen gewesen.

Auf Grundlage derzeitiger Erkenntnisse machen wildlebende Tiere, wie zum Beispiel Rehe, das eigentliche Beutespektrum des Wolfes aus. Jedoch sind auch Weidetiere und andere Haustiere bei nicht ausreichendem Schutz durchaus gefährdet. Nachdem in der Oranienbaumer Heide 2016 einige junge Rinder und 3 Konikfohlen gerissen wurden, werden diese separat gehalten und geschützt. Es kam zu keinen Vorfällen mehr.  

Umgang mit Wölfen:
In der Vergangenheit kam es zu Verlusten durch Risse vor allem bei Jungtieren, aber auch bei Alttieren. Darin wird ein natürliches Verhalten der Wölfe gesehen. Gefährdet sind Fohlen in den ersten Lebenswochen und Kälber, die selbständig umherstreifen, sowie Alttiere, die geschwächt sind.

Vermeidungsstrategie: 

  • Reproduktion ausgelagert
  • enge Gesundheitskontrolle durch Tierpfleger
  • Schwache Tiere umsetzen

Nachteile:

  • Abkehr von „vollständigen, selbstreproduzierenden Herden.“
  • Dies erfordert ein Sterilisieren männlicher Tiere.
  • Vasektomierte Leit“hengste“ zusätzlich zu Wallachen erforderlich
  • Tiertransporte, Futterumstellungen

zunächst Nachzucht auf getrennter Jungviehkoppel mit mobilem Schnellbauzaun:

  • Zauntrasse tief mulchen
  • Litzenzaun (5 Reihen) aufstellen
  • Versorgung über eigenes Weidezaungerät
  • Regelmässig beidseitig freimähen

Langfristig sinnvoller:

  • Geschützter Bereich innerhalb bestehender Weide
  • Schutzzaun als Festzaun mit Solarstation
  • mechanisch stabil, wartungsarm

Weitere mögliche Schutzmassnahmen:

  • Einsatz von Schutzhunden, sofern der Besucherverkehr dies erlaubt
  • Erweiterter, dreidimensionaler Zaun gegen Springer

Fazit: Verträgliche Kohabitation mit Wölfen ist möglich

Auf Empfehlung der Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) und Behörden werden Pferde mit 4-5 Reihen Stahldraht (Strom, unterer Draht 20 cm) eingezäunt und es sind keine Verletzungen bekannt geworden. Selbstverständlich muss die Weidengröße, Futterangebot und das Herdenmanagement stimmen. 

Herdenschutz PrimigeniusFoto: aus dem Vortrag

Vortrag_Weideeinrichtungen_Herdenschutz_Reinhard.pdf

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